Einleitung
Alleine in diesem Jahr haben wir mehrere dutzend Ego-Shooter durch unser Testcenter gejagt.
Lässt man sämtliche getesteten Titel noch einmal Revue passieren, so kommt man zu zwei Erkenntnissen: nur eine Handvoll der Spiele konnte eine Wertung von über 85% erzielen und die Feindklassen bleiben fast immer dieselben.
Da wären der böse Nazioffizier, das hässliche Alien und der gefährliche Terrorist. Hört sich doch ein bisschen öde an, oder?!
Einzig die Neuauflage von Turok konnte dem mittlerweile klischeehafte Genre etwas Dampf unter den Pobacken machen.
Denn neben fiesen Elitesoldaten nimmt der Spieler auch den Kampf gegen zahlreiche gefräßige Dinosaurier auf.
Rückblick eines Dinojägers
1996 veröffentlichte Acclaim den ersten Turok-Teil für Nintendo 64. Einige Monate darauf folgten Umsetzungen für PC und dem Nintendo Game Boy.
Zwei Jahre später kamen sämtliche Fans des knallharten Indianers in den Genuss von Teil 2, Turok 2: Seeds of Evil, der ebenfalls für PC und Nintendo 64 programmiert wurde.
In den Jahren darauf folgten weniger erfolgreiche Teile wie Turok: Legenden des Verlorenen Landes (1999) und Turok 3: Shadow of Oblivion (2000).
2002 erschien der vorerst letzte Turok-Teil, Turok Evolution, für Nintendo GameCube, Game Boy Advance, PC, Xbox und PlayStation 2.
Erst im Februar 2008 wurde das Abenteuer rund um den Indianer Turok von Touchstone Pictures und Propaganda Games weitererzählt.
“Alter“ Held - neue Storylinie
Bereits im Februar konnte unser Konsolero Mario den neusten Turok-Teil auf der Xbox 360 und PlayStation 3 antesten.
Ein paar Monate später, genauer gesagt am 5. Mai 2008, wurde der Ego-Shooter auch für den PC veröffentlicht.
Inhaltlich bleibt die PC-Umsetzung, bis auf eine überarbeitete Steuerung, gänzlich unverändert.
Und wenn wir schon beim Thema „Unterschiede“ sind: der Turok von 2008 hat nur wenig mit dem Turok aus dem Jahr 1996 zu tun.
Beide Charaktere besitzen zwar denselben Namen und Körperbau, doch die Hintergrundgeschichte wurde komplett umgekrempelt.
Der Spieler übernimmt die Rolle von Joseph Turok, einem ehemaligen Mitglied der Kommandotruppe Wolf Pack. Joseph Turok ist nun Teil einer Eliteeinheit der Special Forces und hat den Auftrag, einen Kriegsverbecher auf einem terraformierten Planeten festzunehmen.
Um die Spannung anzuheben, lassen die Programmierer das Raumschiff unseres Helden, nach dem Einschlag einer Rakete, abstürzen.
Ein paar Explosionen und Hilfeschreie später befinden wir uns auf einem Dschungel-ähnlichen Planeten wieder.
Zu Beginn besitzen wir keine Waffen, doch das ändert sich schleunigst als einer unserer Kollegen von einem Saurier getötet wird.
Keine Angst: im Verlauf des Spieles treffen wir auf weitere Überlebende, die uns bei unserem Auftrag unterstützen.
Wenig Abwechslung
Geradlinige Action
Turok bietet, ähnlich wie seine Vorgängerteile, nur eine sehr lineare Actionkost an.
Man läuft von A nach B und erledigt unterwegs dutzende, ziemlich blöde, gegnerische Soldaten und blutrünstige Dinosaurier.
Auch bei den Locations darf man sich angesichts des Settings nur wenig Abwechslung erwarten.
Man staune: die meiste Zeit ist Turok in einem weniger hübschen Dschungel unterwegs.
Gelegentlich darf man sich auch durch hässliche und ziemlich triste Innenräume einer Raumstation durchballern.
Kommen wir noch einmal zum Thema „freie Spielwelt“ zurück.
Crysis und auch Far Cry haben eindrucksvoll demonstriert, dass sich eine Dschungellandschaft ideal für große Areale und individuelle Wegfindungen eignet.
In Turok hingegen läuft man wie auf Schienen und sucht dementsprechend vergebens nach alternativen Routen.
Aufgrund dieses sturen Gameplays verliert das Spiel sehr schnell an Spannung.
Eine ungewöhnliche Gegnerklasse
Wie bereits in unserer Einleitung erwähnt, trifft man in Turok auf eine, in diesem Genre, seltene Gegnerklasse: Saurier.
Diese ausgestorbene Tierart agiert deutlich cleverer als die normalen Elitesoldaten und ist darüber hinaus auch viel gefährlicher.
Leider wird die Gefährlichkeit der zahlreichen Raptoren und Rieseninsekten durch ein einziges Feature wettgemacht: das Messer.
Diese Waffe eignet sich nicht nur hervorragend zum lautlosen Töten von Soldaten, sondern auch Dinosaurier können, sofern man im richtigen Zeitpunkt die linke Maustaste drückt, kinderleicht erledigt werden.
Die abwechslungsreichen Attacken mit dieser Waffe sehen zwar fantastisch aus, sind aber unserer Meinung nach viel zu mächtig ausgefallen.
Das restliche Waffenarsenal bietet, bis auf Pfeil und Bogen, nur wenig Unbekanntes.
Mit von der Partie sind die Genre-typischen Granaten, Pistolen, Maschinengewehre, Scharfschützengewehre, Energiewerfer und natürlich die Schrotflinte.
Verkorkste Bedienung trifft auf mittelmäßige Optik
Nervig
Medickits sucht man im Dschungel vergebens, stattdessen heilt sich unser Held selbst.
Steckt man hingegen zu viele Kugeln bzw. Bisse ein, macht man schnell Bekanntschaft mit dem nervigen Speichersystem des Spieles.
Nervig deswegen, weil es kein freies Speichern gibt und die Savepoints sehr unfair verteilt sind.
Apropos nervig: auch bei der Steuerung haben sich die Entwickler nur wenig Mühe gegeben.
Denn um die sekundären Feuermodi von Turoks Waffen benutzen zu können, müssen wir die Shift-Taste drücken.
Granaten können wir auch nicht einfach auswählen, sondern nur mittels der Tastenkombination Shift+rechte Maustaste werfen.
Allem Anschein nach haben die Damen und Herren von Propaganda Games vergessen, dass eine herkömmliche PC-Tastatur deutlich mehr Tasten besitzt als ein Xbox 360/PS3-Gamepad, und daher Doppelbelegungen absoluter Schwachsinn sind.
Auch die schwammige Mausbewegung erinnert stark an einem -schlechten- Joystick-Emulator.
Hat da jemand „Resident Evil 4“ laut ausgesprochen…?
Unreal-Engine - welche Versionsnummer?!
Laut Verpackung setzt die Neuauflage von Turok auf die brandneue Unreal Engine 3.0.
Tatsächlich können sich die flüssigen Animationen und gut aussehenden Modells sehen lassen.
Was ist aber mit der Umgebung? Der Dschungel bietet zwar eine realistische Bewegung der Gräser an, doch nach scharfen Texturen sucht man vergebens.
Noch eine Spur langweiliger sind die eintönigen Innenlevels ausgefallen, die anscheinend nur wenig von dem Epic Grafikgerüst abbekommen haben.
Angesichts dieser schwachen grafischen Präsentation sind wir umso mehr von den extrem langen Ladezeiten verwundert.
Selbst mit mehr als 4 Gigabyte Arbeitsspeicher nimmt eine Ladezeit mindestens 45 Sekunden in Anspruch.
Zumindest puncto Sound kann man den Shooter als „Next-Generation-Game“ bezeichnen.
Die englischen Sprecher haben, anders als ihre deutschen Kollegen, gute Arbeit geleistet und auch die Waffensounds können sich hören lassen.
Abgerundet wird das Ganze durch eine stimmige Hintergrundmusik.
Dinos im Multiplayer
Der Multiplayer-Modus bietet standardmäßige Modi wie Deathmatch und Team-Deathmatch an.
Highlight: nicht nur die gegnerischen Spieler stellen eine große Gefahr dar, sondern auch die Dinos.
Darüber hinaus haben die Programmierer ein paar spezielle Koop-Missionen in das Spiel implementiert.
Im Großen und Ganzen kein überragender aber unterhaltsamer Mehrspieler-Part.
Wertung
„Unterm Strich gesehen ist die Wiedergeburt von Turok ein mäßiger Erfolg geworden!
“
Da Kollege Mario die Konsolenversionen von Turok bereits getestet hat, wussten wir schon, was wir bzw. was wir nicht von dem Ego-Shooter erwarten können.
Erwarten darf man unter anderem eine spannende Hintergrundgeschichte, schicke Animationen und eine Genre-untypische Gegnerklasse.
Auf der „Wunschliste“ stehen hingegen Punkte wie zum Beispiel eine bessere künstliche Intelligenz, geringere Ladezeit, hübschere Optik und viel! mehr Abwechslung.
Die Steuerung und das Speichersystem verbuchen wir unter der Kategorie „versucht aber gescheitert“.
Richtig gut
- flüssige Animationen
- schicke Modells
- Waffensounds
- stimmige Hintergrundmusik
- Dinosaurier als Gegnerklasse
- spannende Hintergrundgeschichte
- coole Messer-Attacken
- brauchbarer Multiplayer-Modus mit Koop-Missionen
Verbesserungswürdig
- matschige Texturen
- deutsche Synchronisation
- kaum Abwechslung bei den Gegnern
- schwache K.I.
- lange Ladezeiten
- unnötig komplexe Steuerung
- schwammige Mausbedienung
- kein freies Speichern
- Spielzeit
- offenes Ende
Anforderungen
Getestet für
Minimum-Anforderungen:
Prozessor: 2,4 GHz
Arbeitsspeicher: 1024 MB-Ram
Grafikkarte: 128 MB-Ram Grafikkarte
Festplatte: 18,0 GB
Betriebssystem: Windows XP/Vista
Sound: Soundkarte
Sonstiges: Maus, Tastatur, Gamepad, DVD-Laufwerk und ISDN-Verbindung oder schneller
Testsystem:
• Mainboard: ASUS Striker II Extreme nForce790i Ultra SLI| Sockel: 775 |Bios: s2e0504
• Prozessor: Intel Core 2 Extreme QX9650, 4 x 3,0GHz@4,0 GHz
• Wärmeleitpaste: Arctic Cooling MX-2
• Arbeitsspeicher: Aeneon XTune DDR3 1333 MHz (2x2 GB)
• Grafikkarte: 2x EVGA GeForce 9800 GX2 (Quad-SLI)
• Monitor: HP w2207h
• CPU-Cooling: OCZ Vendetta 2
• Netzteil: Thermaltake Toughpower 1200W Cable Management
• Sound: Creative SoundBlaster X-Fi Fatal1ty FPS + Teufel Theater LT 2+R Set 3
• Festplatten: 2x Western Digital Raptor X 150 GB (10.000 RPM; 32 MB Cache) Raid 0
• Gehäuse: Thermaltake Xaser VI
• Gehäuseventilation: Front: 1x 140 mm; Rear: 1x 120 mm; Top: 1x 140 mm
• Laufwerke: Plextor DVD-Dual Layer Writer und LG DVD-Rom
• Betriebssystem: Windows Vista Ultimate 64bit - Service Pack 1
• Eingabegeräte: Logitech UltraX Media Keyboard und Razer Lachesis
• Software/Testgeräte: Memtest86, Futuremark 06, Speedfan, Everest Ultimate 2007, db-Meter, Multimeter, Kama Thermo
• Zimmertemperatur: ca. 21°C
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.
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