Gut zehn Monate nach dem Konsolen-Release von MX vs. ATV: Reflex gibt es das Offroad-Rennspiel nun endlich auch für den PC. Aber besser spät als nie, denn nach dem (schwachen) 2006er-Debüt MX vs. ATV Unleashed wurde der PC bei dessen Nachfolger Untamed (2008) schließlich ganz übergangen.
Schnelle Reflexe
Mit Reflex wollen die Rainbow Studios und THQ der Serie frische Impulse verleihen. Eine der Neuerungen steckt dabei bereits im Namen: „Reflex“ weist auf schnelle Reaktionen hin, die jetzt ab und an nötig werden. Dank der neuen Reflex-Steuerung können Unfälle auf dem Bike oder ATV vermieden werden. Eine grüne Anzeige weist darauf hin, in welche Richtung der Knopf oder Stick gedrückt werden muss, um im Sattel zu bleiben. Zeit ist dafür nur sehr wenig: Durch die Reflex-Steuerung dauerhaft zeitraubende Stürze zu verhindern, benötigt neben schnellem Reagieren auch viel Training. Darüber hinaus lassen sich mit der Reflex-Funktion enge Kurven besser nehmen.
Abwechslung Auch der dritte Ableger von MX vs. ATV präsentiert sich grundsätzlich als Sammelsurium aus Offroad-Fahrzeugen, Spielmodi und Streckentypen. Die
Aufgabenstellungen und damit das Spielgefühl fallen überaus abwechslungsreich aus. Mal geht es in klassischen Rundstrecken-Rennen um Siege und Platzierungen, mal muss man Fahnen als Checkpoints abklappern, mal gilt es kleine „Quests“ in einer frei befahrbaren Welt zu erledigen. Etwa eine Strecke in einer bestimmten Maximalzeit zu bewältigen oder so weit wie mögliche einen steilen Berg hinaufzukommen. Eingebettet ist das Ganze in einem Karriere-Modus. Insgesamt 19 Mini-Serien gilt es zu absolvieren, bis man sich König der Offroader nennen darf. Gefahren wird nicht nur um Ruhm und Ehre, sondern auch um Platzierungen und Geld. Das System ist dabei zweigeteilt: Die Kohle steckt der Fahrer in neue Maschinen, Trucks und allerlei Tuningteile. Kassiert wird dabei praktisch immer, selbst wenn nur eine hintere Platzierung im meist 12-köpfigen Fahrerfeld rausspringt.
Neue Läufe, Rennstrecken, Fahrzeuge und ganze Serien werden erst nach einem Treppchenplatz freigeschalten. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die
KI in MX vs. ATV: Reflex ist beinhart. Selbst auf dem niedrigsten der vier vorhandenen Schwierigkeitsgrade wird man ordentlich gefordert. Mit dem serienmäßigen Standardmodell ist selbst für echte Talente anfangs kaum was zu holen, entsprechend muss man erst mal Geld scheffeln, um die Kiste ordentlich aufzubohren.
Alternativ kann man aber auch gegen menschliche Mitstreiter im lagfreien Multiplayer antreten. Schade, dass dieser nur schnöde Einzelrennen und Minispiele bietet.
Der durchaus vorhandene Spielspaß wird durch nervige Aspekte stark getrübt. Da wäre zum Beispiel die stellenweise miserable Menüführung. Auf dem Sattel der Motocross-Maschinen nervt die aggressive KI: Trucks fahren einen einfach von hinten über den Haufen, ohne dass man sich groß wehren kann. Am schlimmsten hat es die ATVs erwischt. Die Reaktion des Fahrzeugs bleibt auf Dauer unberechenbar. Mal werden selbst gewaltige Sprünge wie nichts weggesteckt, dann haut einen auf einmal schon ein kleines Ästchen um. Das frustriert und lässt sich auch mit viel Erfahrung kaum kompensieren.
Die Technik Grafisch kann MX vs. ATV: Reflex nicht mal ansatzweise mit einem DiRT 2, Pure oder nail’d mithalten. Die relativ hübschen Fahrzeugmodelle werden von den matschigen Texturen, der aufpoppenden Vegetation und den nervigen Performanceeinbrüchen komplett überschattet. Der eingesetzte Blur-Effekt wirkt mitunter übertrieben. Auch
weiß der Sound nur bedingt zu überzeugen, was vor allem an der mageren Track-Auswahl liegt.
Steam-Pflicht MX vs. ATV: Reflex benutzt die Online-Plattform Steam als Kopierschutz, die eine Anmeldung über das Internet erfordert. Anschließend ist der Titel an das Steam-Konto gebunden und kann nicht weiterverkauft werden.
Fazit und Wertung
„
Christoph meint: Mittelmäßige Offroad-Raserei!
“
MX vs. ATV: Reflex ist zwar ein solides Rennspiel geworden, doch fehlt es dem Titel am notwendigen „Feintuning“. Vor allem die übertrieben harte KI und die oftmals nicht nachvollziehbare Fahrphysik trüben den Gesamteindruck sehr. Dazu addieren sich eine schlechte Optimierung und ein verhunztes Menülayout. Auch die altbackene Optik ist nicht mehr fit für das Jahr 2010 bzw. 2011.
Grafik
7
Sound
7
Bedienung
6
Spielspaß
6
Atmosphäre
6
Multiplayer
6
Preis/Umfang
6
Richtig gut
detaillierte Fahrzeuge
teilweise schön ausgestaltete Strecken
satte Motorensounds
passende Hintergrundmusik
vier verschiedene Schwierigkeitsgrade
einfache Fahrzeugsteuerung
lässt sich auch mit Maus und Tastatur steuern
viele verschiedene Fahrzeugklassen
viele Strecken
abwechslungsreiche Wettbewerbe
coole Reflex-Steuerung
Einstellungen mit deutlichen Auswirkungen
diverse Upgrades
dynamische Fahrspuren
viele kleine, das Spiel beeinflussende Streckendetails
Verbesserungswürdig
oft matschige Texturen
nervige Slowdowns und Frames-Drops
nur wenig Tracks verfügbar
keine Sprachausgabe
Fahrphysik (besonders bei ATVs)
unübersichtliches Menü
stark schwankende KI
Steuerung wirkt etwas überladen
öder Karriere-Modus
viele Frustmomente
Tuning nicht besonders umfangreich
ideenloses Streckendesign
magerer Multiplayer
Anforderungen
• Sony PlayStation 3 Konsole • Microsoft Xbox 360 Konsole • Nintendo DS/i • Sony PSP
• PC (Minimum): -Prozessor: AMD Athlon 64 3800+ 2.4 GHz oder Intel Pentium 4 530 3.0 GHz -Arbeitsspeicher: 1 GB (XP); 2 GB (Vista/7) -Grafikkarte: NVIDIA GeForce 8 Serie oder AMD 2000 Serie -Festplatte: 6.5 GB -Betriebssystem: Windows XP/Vista/7 -Sound: DirectX 9.0c-fähige Soundkarte -Sonstiges: Maus, Tastatur, DVD-Laufwerk, Internetverbindung (Freischaltung) und Steam-Account
• PC (Empfohlen): -Prozessor: Intel Core 2 Duo 2,66 GHz oder AMD Athlon X2 4200+ -Arbeitsspeicher: 2 GB (XP); 2 GB (Vista/7) -Grafikkarte: NVIDIA GeForce 9 Serie oder ATI Radeon 4000-Serie -Optional: Xbox 360 Gamepad
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.
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