Clive Barker's Jericho (PC) - Review
Gott schuf vor Adam und Eva einen menschlichen Prototyp. Diese erste Kreatur war aber ein Fehlschlag und wurde daher in das Paralleluniversum „Die Box“ verbannt.
Von Christoph Miklos am 19.11.2007 - 02:22 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Codemasters

Entwickler

Codemasters

Release

Ende Oktober 2007

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

18

Webseite

Media (35)

Einleitung

Gott schuf vor Adam und Eva einen menschlichen Prototyp. Diese erste Kreatur war aber ein Fehlschlag und wurde daher in das Paralleluniversum „Die Box“ verbannt. Immer wieder versucht dieses grässliche Geschöpf aus seinem Gefängnis zu entfliehen und die Menschheit zu vernichten. Doch zum Glück bringt in jedes Mal das Jericho Squad zurück in sein unsterbliches Verließ.
Tot und Wiedergeburt
Das Jericho-Squad des U.S. Department of Occult Warfare wird zu einem Einsatz in den nahen Osten berufen - in die vergessene Stadt Al-Khali, wo verstärkte paranormale Aktivitäten im Gange sind. Doch was das Jericho-Team dort erwartet, ist weit Furcht erregender, als alle pessimistischen Vorahnungen. Der Kampf um die Rettung der menschlichen Zivilisation hat begonnen und wir befinden uns mitten in diesem.
Wir schlüpfen in die Rolle des tapferen Captain Ross, welcher das Kommando über ein siebenköpfiges Elite-Team namens „Jericho“ hat. Da wäre zunächst einmal die lesbische Scharfschützin Abby, Delgado besitzt eine mächtige Minigun und ebenso mächtige Zauberkräfte (kann Gegner entzünden), Church schwingt angriffslustig ihr scharfes Katanaschwert und kann darüber hinaus, mittels eigener Blutopfergabe, Gegner kurzzeitig lähmen, Hackerin Cole kann die Zeit verlangsamen sowie das Team bei Bedarf mit Munition aus der Zukunft versorgen und zu guter Letzt wären da noch der schwer religiöse Priester Rawling mit seinen zwei Pistolen und Jones mit der Fähigkeit Astralprojektion zu erschaffen (sehr praktisch um nicht erreichbare Hebel zu verwenden). Bereits im ersten Kapitel muss unser Held das Leben lassen, doch seine geistliche Seele ist keineswegs verschwunden. Aufgrund unserer magischen Begabung können wir uns in jeden der sieben Squadkollegen „beamen“ und dessen Handlungen steuern. Anfangs sind unsere Damen und Herren nicht sonderlich begeistert von dieser eigenartigen Fähigkeit, doch schon nach kürzester Zeit hat sich jeder an unseren „Körperklautrick“ gewöhnt. Ausgestattet mit zahlreichen -magischen- Kräften und dutzenden Wummen nehmen wir also nun den Kampf gegen tausende Untote, Dämonen und viele anderen unheimlichen Wesen auf.
Federführer Clive Barker
Clive Barker (Erschaffer der Hellraiser-Filme) war nicht nur für die abgefahrene Storylinie des Spieles verantwortlich, sondern hat auch die grässlichen Monster „erschaffen“. Wer sich jetzt auf spannende Spielstunden einstellt, der wird bis zu einem gewissen Grad enttäuscht werden. Jericho ist nämlich „nur“ ein rasanter Mix aus Painkiller und Doom 3 geworden - dementsprechend linear und wenig abwechslungsreich ist auch das Gameplay ausgefallen. Die gelegentlichen Scriptevente sind zwar recht nett und schön, doch wirkliche Schockmomente blieben während der achtstündigen Testzeit aus. Viel eher muss man sich auf sehr schnelle und blutige Gemetzel einstellen, denn in Sekundentakt erscheinen Gegner am Bildschirm und sollten wenn möglich genauso schnell wieder verschwinden. Der Aspekt mit den verschiedenen spielbaren Charakteren und deren Spezialfähigkeiten ist anfangs sehr nett aber nach spätestens zwei Stunden ist auch dieses Gameplay-Feature ziemlich abgebrannt. Da man fast sämtliche Missionen immer als Team bzw. Trupp besteht, kommt ein ordentliches „Wir gegen die Hölle“-Feeling auf. Für etwas Abwechslung sorgen die gelegentlichen „Reaktionstests“, welche für meinen Geschmack etwas zu flott ausgefallen sind.

Monster-Gemetzel

K.I., Bedienung und grausliche Monster
In Jericho muss man sich auf ziemlich hässliche und abgedrehte Monster einstellen. Zwar sorgen diese anfangs für einen gewissen „Oho“-Effekt, doch leider gibt viel zu wenig abwechslungsreiche Modells, und das stört wiederum die Atmosphäre des Spieles.
Auch bei der Bedienung hätten sich die Entwickler etwas mehr ins Zeug legen können, und diese etwas komfortabler gestalten können. Ein Hotkey zum Wechsel des Charakters wäre sehr praktisch gewesen, stattdessen muss man sich umständlich durch zwei Menüs klicken. Vor allem in sehr hitzigen Gefechten stört das extrem und hat uns schon so manches Leben gekostet. Apropos Leben: „getötete“ Squadmitglieder sterben nicht einfach, sondern gehen nur zu Boden und warten auf einen heilenden Magiespruch. Frustig wird dieses Feature schon in der ersten Mission, denn in fast jedem Gefecht gehen mindestens drei bis vier Kollegen zu Boden. Sprich man wird während eines typischen Levels zirka fünf Minuten nur mit Wiederbelebungssprüchen verschwenden. Wird man hingegen mal selbst erledigt (gilt nur für die erste Mission), so wartet man vergebens auf Hilfe.
Das größte Manko weist Jericho bei der künstlichen Intelligenz der Gegner und beim Balancing auf. Selbst am höchsten Schwierigkeitsgrad stellen größere Gegnergruppen kein Problem dar und lassen sich wie verblödete Moorhühner in die Unterwelt zurück befördern. Die K.I. unserer Begleiter ist hingegen sehr solide ausgefallen, was man vor allem bei den unzähligen Gefechten gut beobachten kann. Sollte man trotzdem einmal ins digitale Gras beißen, was sehr unwahrscheinlich ist, so landet man automatisch beim letzten Savepoint. Freies Speichern gibt es im Spiel nicht, doch die einzelnen Speicherpunkte wurden sehr fair verteilt.

Blutiges Spiel

Blut…noch mehr Blut…noch viel mehr Blut….
Bei Jericho hat man sich allem Anschein nach weniger auf das Gameplay konzentriert und daher viel mehr Zeit in die teils heftigen Splattereffekte investiert. Einen kleinen Einblick in die Welt von Clive Barker gefällig (hoffentlich habt ihr noch nichts gegessen)? Zombies besitzen statt Armen Messer, gefallene Gegner werden von Moskitos zerfleischt und ein Endboss öffnet seine Bauchdecke und überschwemmt das Team mit seinen Gedärmen. Zusätzlich bekommt ihr noch ein paar verstümmelte Leichen von ehemaligen Squadteams und Hektoliter Blut zu Gesicht. Aus diesem Grund hat das Spiel auch keine Jugendfreigabe unter 18 Jahre erhalten - zu Recht!
Hübsche Effekte und triste Levels
Der neue Titel von Publisher Codermasters ist sehr Dunkel ausgefallen und das ist auch gut so, denn dadurch bekommt man die teils sehr tristen Innenlevels nicht so stark mit. Solltet ihr trotzdem einmal die Taschenlampe aktivieren, so müsst ihr euch auf matschige Texturen und ein ziemlich langweiliges Leveldesign einstellen. Abseits dieser Kritikpunkte kann man sich über wirklich gelungene Animationen und imposante Effektspielerrein freuen. Vor allem die Überstrahleffekte sehen in Jericho fantastisch aus und sorgen für eine prickelnde Atmosphäre. Wer den Shooter flüssig genießen möchte, der sollte auf jeden Fall 2-3 Gigabyte Arbeitsspeicher in seinem System verbaut haben. Ansonsten fallen die Ladezeiten erschreckend lang aus und auch störende Nachladeruckler treten deutlich öfter auf.
Beim Hintergrundsound und bei der Sprachausgabe haben die Programmierer ganze Arbeit geleistet. Fetziger Mucke wird passend zum Geschehen eingespielt und peitscht einen förmlich weiter. Die deutsche Synchronisation ist außerordentlich gut ausgefallen, auch wenn diese nicht Lippensynchron ist. Vor allem der Sprecher von Delgado, welcher von Brendan Fraser vertont wird, hat uns gefallen.
Einen Multiplayer-Modus sucht man vergebens in Jericho und nach knapp 9 Stunden sieht man auch schon den Abspann.

Video

Video

Wertung

Schicker Horror-Shooter mit nur wenig Tiefgang!

Clive Barker's Jericho ist rasant, actionreich, brutal, zu kurz und stellenweise viel zu eintönig.

Spieler die auf Non-Stop-Action a la „Painkiller“ stehen und auf Gruseleffekte von „Doom 3“ abfahren, die werden mit dem neuen Codemasters Titel ihre Freude haben.

Der Rest der Shooter-Community wird sich über die langen Ladezeiten, geringe Abwechslung und unkomfortable Bedienung ärgern, und daher lieber zu Crysis oder Call of Duty 4 greifen.

Jericho ist kein schlechtes Game geworden, aber leider fährt es zu sehr auf der „Mainstream“-Strecke und besticht durch keine Besonderheiten.

70%
Grafik
8
Sound
8
Bedienung
7
Spielspaß
8
Atmosphäre
8
Preis/Umfang
8
Richtig gut
  • coole Charaktere und Fähigkeiten
  • gute dt. Synchronsprecher
  • abgefahrene Gegner
  • Effekte
  • Animationen
  • intensiver Spielspass (Gemeinsam gegen die Unterwelt)
Verbesserungswürdig
  • kein Multiplayer-Part
  • schwache K.I. (Gegner)
  • sehr linear
  • kaum Abwechslung
  • Ladezeiten und hohe Hardwareanforderungen
  • Bedienung hätte etwas komfortabler ausfallen können
  • sehr kurze Spielzeit (knapp 9 Stunden)
  • unnötig brutal
Anforderungen
Getestet für

Minimum-Anforderungen:

Prozessor: 2,4 GHz

Arbeitsspeicher: 1024 MB-Ram

Grafikkarte: 128 MB-Ram Grafikkarte

Festplatte: 6,0 GB

Sound: Soundkarte

Sonstiges: Maus, Tastatur, Gamepad, DVD-Laufwerk und ISDN-Verbindung oder schneller


Testsystem:

• Mainboard: Asus P5N32-E SLI | Sockel: 775 |Bios: 1205

• Prozessor: Intel Core 2 Extreme QX6700, 4 x 2,66GHz@3,20 GHz

• Wärmeleitpaste: Arctic Cooling MX-2

• Arbeitsspeicher: MDT 4096MB PC2-6400U CL5

• Grafikkarte: SLI 2x Point of View GeForce 8800 Ultra

• Monitor: Acer X222Wd

• CPU-Cooling: Xigmatek HDT-S1283

• Netzteil: Hiper HPU-5K880

• Sound: Creative SoundBlaster X-Fi Fatal1ty FPS + Teufel System 5

• Festplatten: 2x Seagate ES 400 GB (7.200 RPM; 16 MB Cache) Raid 0

• Gehäuse: Gigabyte 3D Full Tower Mars - silver

• Gehäuseventilation: Front: 1x 120 mm; Rear: 2x 120 mm; HDD: 2x 80 mm;

• Laufwerke: Plextor DVD-Dual Layer Writer und LG DVD-Rom

• Betriebssystem: Windows Vista Ultimate 64bit

• Eingabegeräte: Cherry eVolution STREAM Corded MultiMedia Keyboard und Logitech G9

• Software/Testgeräte: Memtest86, Futuremark 06, Speedfan, Everest Ultimate 2007, db-Meter, Multimeter, Kama Thermo

• Zimmertemperatur: ca. 21°C
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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