Pathfinder: Kingmaker - Test/Review
Euch ist das Managen von nur einer Handvoll Abenteurer viel zu einfach geworden? Wie wäre es dann, wenn ihr euch jetzt auch noch um eine ganze Baronie kümmern müsst?
Von Lars Hack am 15.10.2018 - 03:54 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Deep Silver

Entwickler

Owlcat Games

Release

25.09 2018

Genre

Rollenspiel

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

ab 39,99 Euro

Media (10)

Nur der Feinschliff fehlt

Euch ist das Managen von nur einer Handvoll Abenteurer viel zu einfach geworden? Wie wäre es dann, wenn ihr euch jetzt auch noch um eine ganze Baronie kümmern müsst? In Pathfinder: Kingmaker macht ihr nämlich genau das – einerseits klassischer Held, andererseits Landesherr. Wir haben einen Blick auf die Pen&Paper-Adaption von Entwickler Owlcat Games geworfen.
Wie immer beginnt es mit...
… Politik. Klingt öde? Muss es nicht, denn erst nach und nach blicken wir hinter die Kulissen unseres Abenteuers. In einem abgelegenen Land namens Brevoy streben die Aldori-Kriegsfürsten nach Unabhängigkeit für ihre Heimat. Um einen blutigen Bürgerkrieg zu verhindern, gibt es eigentlich nur eine Lösung: Verbündete müssen ran. Schade nur, dass man von eher zwielichtigen und wenig zuverlässigen Reichen umgeben ist. Man braucht also neue Spieler auf dem Parkett der Politik. Uns zum Beispiel! Denn unweit von Brevoy liegen die Raublande, ein wilder, ungezähmter Landstrich, bevölkert mit Monstern und Heimat von garstigen Banditen. Wenn nun aber jemand ausziehen würde, um all diesen Gefahren den Gar auszumachen, könnte dieser Jemand ganz einfach sein eigenes Reich auf dem herrenlosen Landstrich ausrufen. Eine Aufgabe, die nach Helden verlangt. Also brechen wir mit den Besten der Besten auf, um uns ein eigenes Land aus den Gefahren der Raublande zu schmieden. Aber vorsichtig! Kaum hat unsere Quest begonnen, bemerken wir auch schon, wie sich andere Mächte für das unscheinbare Stückchen Land interessieren. Und nicht alle scheinen aus dieser Welt zu stammen... Das Recht zu herrschen
Die Grundzutaten eines Rollenspiels bringt auch Kingmaker mit an den Tisch. Wir folgen einer Hauptstory, erledigen Nebenquests und kümmern uns um die passende Ausrüstung für unsere Abenteurergruppe, die wir im Laufe des Spiels aus verschiedenen Figuren zusammenstellen dürfen. Immer dabei sind natürlich wir selbst, ein Charakter, den wir kreieren. Optisch haben wir keinen unerschöpflichen, aber einen ausreichenden Charaktereditor. Und dann stürzen wir uns in die Welt von Klassen und Werten! Kingmaker benutzt das Wertesystem des titelgebenden P&P-Spiels Pathfinder. Wir finden also traditionelle Klassen wie Barden und Paladine, aber auch ungewöhnlichere wie den Bomben werfenden Alchemisten oder einen Krieger, der sich komplett auf den Kampf mit Turmschilden konzentriert. Außerdem dürfen wir Punkte auf sechs Attribute und elf Fertigkeiten verteilen. Dann geht es auch schon um das Überleben! Wollen wir zum Beispiel einen Gegner treffen, würfeln wir mit einem zwanzigseitigen Würfel, addieren Boni, die sich aus unseren Werten ergeben darauf und hoffen, über den Schwierigkeitsgrad des Gegners zu gelangen. Das alles macht Pathfinder in den pausierbaren automatisch für uns, wir geben lediglich die Befehle. So reisen wir von Punkt zu Punkt auf der Weltkarte durch unser zukünftiges Land.
Allerdings schlagen wir uns nicht nur durch Wälder und Sümpfe. Wir erlangen im Laufe des Spiels schließlich auch das Recht zu herrschen. Plötzlich haben wir viel mehr zu tun! Wir verteilen Beraterpositionen an NPCs und Kampfgefährten, halten Audienzen ab und managen die großen Gefahren, denen sich unser Reich gegenübersieht. Auch hier wird immer wieder gewürfelt! Kann unser Hohepriester den fiesen Kult austreiben? Ist unser General in der Lage, unseren Bürgern ein Gefühl der Sicherheit in diesem wilden Land zu geben? Manchmal unterstützen wir als Landesherr auch die Bemühungen unserer Getreuen. Das ist bitter nötig, denn wir sollten immer ein Auge darauf haben, dass die Werte unserer neuen Heimat oben bleiben. Werte wie Kultur, Loyalität und Stabilität – fällt einer dieser Werte dann doch einmal auf 0, ist das Spiel ebenso vorbei wie wenn unsere Spielfigur im Kampf über den Jordan geschickt wird. Außerdem planen wir die Städte, die in unserem Reich gegründet werden. Jedes Gebäude bietet uns andere Vorteile und kann andere Gebäude verstärken. Eine Taverne neben einer Brauerei läuft einfach viel besser als ohne die Brauerei!
Was uns aber besonders auffällt, ist die lebendig wirkende Welt. Reisen, rasten, herrschen, alles kostet uns Zeit. Und wenn wir mal zu spät zu einem Encounter gelangen oder uns mit anderen Dingen beschäftigen, verändern sich manche Events. Vielleicht ist ein Feind zu einem anderen Ort weitergezogen. Vielleicht segnet ein NPC ohne unsere Hilfe das Zeitliche. Wir brauchen auf jeden Fall Prioritäten!
Knackig schwer? Absolut anpassbar!
Da in Pathfinder: Kingmaker praktisch alles ausgewürfelt wird, kann es auch den besten Charakteren passieren, dass sie einen Wurf verpatzen. So ist das Leben, nicht wahr? Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass das Balancing noch etwas Feinarbeit verdient hätte. Gerade in höheren Schwiergkeitsmodi, wenn einfach die Schwierigkeit für Würfe nach oben geschraubt wird, sammelt man frustrierende Momente. Zum Glück dürfen wir aber nicht nur zu Beginn, sondern praktisch jederzeit unseren Schwierigkeitsgrad fein einstellen. Außerdem zieht uns das exzellente Writing immer weiter nach vorne, selbst wenn ein Kampf mal weit härter ausfällt, als wir erwartet haben. Gut, den ein oder anderen Rechtschreibfehler gibt es in der deutschen Übersetzung, aber nur selten. Die stören uns kaum, da wir eine ganze Menge gut geschriebener Charaktere, stimmungsvolle Quests und reichlich Abwechslung haben. Begleitet wird das von einer rein englischen Synchronisation, die allerdings nur in manchen Story-Gesprächen vorkommt. Optisch bleibt Kingmaker klar hinter Genrekollegen wie Divinity: Original Sin 2 zurück, muss sich aber keinesfalls verstecken. Auch der passende Soundtrack macht einiges her. Dafür verstecken sich hier und da noch einige technischen Macken, denen wir im Test begegnet sind. Ungewöhnlich lange Ladezeiten zum Beispiel, oder enginebedingte Abstürze. Die Entwickler sind fleißig am Patchen, doch auch da lauern Gefahren. Manche Spieler beschweren sich über korrumpierte Spieldateien nach dem ein oder anderen Patch. Ganz ohne Macken ist Pathfinder: Kingmaker also noch nicht, trotzdem steckt hier spürbare Liebe der Entwickler und lange Spielzeit dahinter!

Kommentar schreiben

Artikel auf einer Seite anzeigen