Gotham Knights - Test/Review (+Video)
Sieben Jahre nach Batman: Arkham Knight geht es auf PC und Next-Gen-Konsolen zurück in die Geburtsstadt von Bruce „Batman“ Wayne. Vorweg: Gotham Knights ist keine Fortsetzung der Arkham-Trilogie, welche von Rocksteady Studios entwickelt wurde.
Von Christoph Miklos am 25.11.2022 - 03:29 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PC

Publisher

Warner Bros. Interactive Entertainment

Entwickler

Warner Bros. Interactive Entertainment

Release

21.10 2022

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (10)

Kein neues Arkham


Sieben Jahre nach Batman: Arkham Knight geht es auf PC und Next-Gen-Konsolen zurück in die Geburtsstadt von Bruce „Batman“ Wayne. Vorweg: Gotham Knights ist keine Fortsetzung der Arkham-Trilogie, welche von Rocksteady Studios entwickelt wurde. Das Spiel von Warner Bros. Games Montreal ist ein eigenständiges Werk, das kein Vorwissen der Arkham-Titel voraussetzt. Jetzt bleibt eigentlich nur die Frage offen: Macht das Action-Adventure Spaß?

Die Schützlinge übernehmen


Die Hintergrundgeschichte von Gotham Knights ist schnell erzählt: Batman ist tot und an seiner Stelle sollen Batgirl, Robin, Nightwing und Red Hood in der düsteren Verbrechermetropole für Recht und Ordnung sorgen. Nicht nur das, sie sollen auch das ungeklärte Mysterium aufdecken, das sein Ableben begleitet und in dem der sagenumwobene Kult des Court of Owls eine entscheidende Rolle spielt. Das klingt, vor allem für DC-Comic-Fans, sehr spannend. Was und wer steckt denn nun hinter dem Court of Owls? Wie gelingt es der jungen Heldentruppe, Batmans Platz zu füllen und warum musste Bruce überhaupt sterben? Diesen und weiteren Fragen muss man im Verlauf der Geschichte nachgehen. Dabei trifft man auch auf bekannte Charaktere wie zum Beispiel Harley Quinn, Alfred und sogar Mr. Freeze ist am Start - wie cool. „Blöd“ nur, dass die knapp 20 Stunden lange Kampagne nur arg unkreatives Missionsdesign, nervigen 08/15-Grind und dämliche Wendungen bietet. Es gibt zwar ein paar recht gute Momente wie zum Beispiel den Blackgate-Besuch bei Frau Quinn, doch diese können nicht über die restlichen Mängel des Spiels hinwegtäuschen. Abschließend sei auch noch erwähnt, dass die Story an sich weder für DC-Neulinge noch für DC-Fans gedacht ist. Wer sich mit dem Universum nicht auskennt, wird aufgrund fehlender Hintergründe zu den Charakteren nur Bahnhof verstehen. Wer Gotham jedoch atmet, für den sind Charaktere und Plot viel zu oberflächlich gezeichnet und geben so gut wie keinen erzählerischen Mehrwert.

Kein Flow


Gotham Knights setzt auf ein wenig innovatives Open-World-Gameplay-Konzept. Man schlüpft wahlweise in die Rolle von:
• Batgirl: Die Technikerin, die im Kampf eine Drohne zur Hilfe holt und sich im Schleich-Modus in Überwachungskameras hackt.
• Robin: Der beste Stealth-Charakter im Spiel, da er als einziger von erhöhter Position aus Feinde gezielt leise ausschalten kann.
• Red Hood: Nahkampfspezialist der auf Pistolen setzt.
• Nightwing: Der flinke Akrobat, der sich schnell durch Massen von Gegnern bewegt.
Im Glockenturm, dem Hauptquartier der Helden, kann man nach belieben zwischen den Charakteren wechseln. Beim Kampfsystem haben die Entwickler leider nicht auf das beliebte Free-Flow-System der Arkham-Serie gesetzt. Was sofort negativ auffällt: Man kann gegnerische Angriffe weder blocken noch kontern. Ein weiterer Kritikpunkt ist die wilde Kamera, mit der man, vor allem in engen Arealen, schnell die Übersicht verliert. Schade ist auch, dass die Gadgets an den jeweiligen Charakter „gebunden“ sind. Erneut geht dadurch viel Dynamik flöten. Ein weiteres Thema ist die Fortbewegung. Im letzten Arkham-Teil konnte Batman durch atmosphärische Nebelschwaden gleiten oder mit dem gut gepanzerten Batmobil herumdüsen. In Gotham Knights kann man zu Beginn nur via Greifhaken über die Dächer huschen oder besser gesagt durch die Großstadt holpern. Nach einem unsäglichen Nebenmissions-Grind, den man für alle Charaktere einzeln durchleben muss, schaltet man eine alternative Fortbewegung frei, die sich jedoch vom Spaßfaktor her stark unterscheidet. Während Red Hood auf Laserbeams recht flüssig durch die Stadt hüpft, kann sich Robin nur hakelig aus der Top-Down-Ansicht teleportieren. Das an und für sich spaßige Bat-Bike kann man, aufgrund der heftigen FPS-Einbrüche, schnell vergessen. Immerhin: Mit der Zeit schaltet man Schnellreisepunkte frei.

Unser Testvideo zu Gotham Knights




Lahmes Gotham


Obwohl die Arkham-Teile schon einige Jahre auf dem Buckel haben, begeistert die Spielwelt nach wie vor in Sachen Atmosphäre und Artdesign. Das kann man bei Gotham Knights nicht behaupten. Hätten die Entwickler nicht einige der Wahrzeichen Gothams wie das GCPD-Gebäude, das Arkham Asylum oder den markanten Glockenturm in den generischen Distrikten platziert, das Ganze könnte auch gut und gerne New York bei Nacht sein. Auch die Nebenmissionen könnten kaum lahmer sein: Sammle 60 Batarangs, scanne Gedenktafeln, scanne Drohnen, finde Graffiti, rase mit dem Bat-Bike während einer Zeit-Challenge für Farbschemata durch blaue Ringe, gleite für XP durch blaue Ringe. Selbst die Story-Aufträge fühlen sich nur bedingt gut an, was vor allem an der schlauchigen Levelstruktur liegt. Das Missionsdesign ist auch nicht gerade kreativ: Beschütze Polizisten, besiege drei Wellen an Gegnern, verhindere den Raubüberfall. Kommen wir zum wohl schlimmsten Feature: das absolut unnötige Crafting-System. Im Minutentakt sammelt man diverse Materialien ein, um damit neue Rüstungen oder Waffen zu erstellen. Man wird beim Spielen das ungute Gefühl nicht los, dass aus Gotham Knights einst entweder ein mit Mikrotransaktionen gepflastertes Live Service-Spiel, ein Loot-Shooter oder gar ein reines Multiplayer-Spiel hätte werden sollen. Noch unspaßiger wird das System durch grausige Menüs, die nicht nur lieblos gestaltet sind, sondern auch wenig intuitiv daherkommen und an Mobile Games der schlechtesten Sorte erinnern. „Gut“ ist, dass man diesen „Horror“ nicht allein ertragen muss. Ein optionaler Koop-Modus verbessert den Spielspaß minimal.

Technikhölle


Man merkt dem Titel nicht nur seine lange Entwicklungszeit an, sondern auch die schlecht optimierte Engine. Obwohl Gotham Knights optisch gesehen echt kein Highlight ist, läuft es, selbst auf einem High-End-PC, echt mies. Clipping-Fehler, Abstürze und immer wieder Leistungseinbrüche trüben das Nicht-Batman-Erlebnis sehr.
Gotham Knights ist seit dem 25. Oktober 2022 für PC und Konsolen ab 39,95 Euro erhältlich.

Fazit & Wertung

Christoph meint: Lieber die Blu-ray „The Batman“ kaufen!

Als großer DC- bzw. Batman-Fan schreibe ich das nur ungern: Bitte kauft nicht Gotham Knights! Der neuste Titel aus dem Hause Warner Bros. ist nicht nur in Sachen Gameplay kilometerweit entfernt von einem Batman Arkham, sondern ist auch technisch gesehen ein Graus. Das Spiel macht so viel falsch, dass es, zumindest meiner Meinung nach, nie so hätte erscheinen dürfen. Mittlerweile verstehe ich, warum es immer wieder zu Release-Verschiebungen gekommen ist: Die Entwickler (oder auch der Publisher?) hatten sichtlich keinen klaren Plan, wo die Reise hingehen soll. Gotham Knights ist ein ungenießbarer Mix aus Live Service-, Loot- und Multiplayer-Spiel geworden.

64%
Grafik
6
Sound
7
Bedienung
6
Spielspaß
6
Atmosphäre
5
Multiplayer
4
Preis/Umfang
5
Richtig gut
  • schickes Cutscenes
  • gelungene Sprachausgabe
  • vier unterschiedliche Helden mit verschiedenen Fähigkeiten
  • vier Schwierigkeitsgrade
  • wenige, aber coole Nebencharaktere
  • New Game Plus-Modus
Verbesserungswürdig
  • technisch sehr unsauber
  • sieht schlechter aus als Batman: Arkham Knight aus dem Jahr 2015
  • grausiges Loot- und Crafting-System
  • unkreatives Missionsdesign
  • schlauchige Hauptmissionen
  • mäßig spaßige Fortbewegung durch die Spielwelt
  • Kameraprobleme
  • nerviger XP-Grind
  • lahme Story
  • Gotham City wirkt austauschbar
  • DC-Neulinge werden überfordert sein mit den Figuren (keine Erklärungen)
  • schwaches Ende
Anforderungen
PC MINDESTANFORDERUNGEN:
• Betriebssystem: Windows 10 64-bit
• Prozessor: Intel Core i5-9600K (3.7 GHz) OR AMD Ryzen 5 3600 (3.60 GHz)
• Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
• Grafik: NVIDIA GeForce GTX 1660 Ti OR AMD Radeon RX 590
• DirectX: Version 12
• Speicherplatz: 45 GB verfügbarer Speicherplatz
• Zusätzliche Anmerkungen: 1080p / 60fps / Low Quality Settings
• Microsoft Xbox Series X|S Konsole
• Sony PlayStation 5 Konsole
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN <3), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne alte Star Trek Serien.

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