Ghost of Yotei - Test/Review
Nach dem großen Erfolg von Ghost of Tsushima war die Erwartungshaltung an Sucker Punchs neues Projekt enorm.
Von Timm Woita am 11.11.2025 - 03:54 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 5 Pro

PlayStation 5

PC

Publisher

Sony Interactive Entertainment

Entwickler

Sucker Punch

Release

02.10 2025

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 69,90 Euro

Media (23)

Ein weiteres PS5-Highlight


Nach dem großen Erfolg von Ghost of Tsushima war die Erwartungshaltung an Sucker Punchs neues Projekt enorm. Schließlich hatte das Studio 2020 mit der epischen Samurai-Geschichte auf der PS4 einen echten Meilenstein geschaffen. Mit Ghost of Yotei kehrt das Entwicklerteam nun in das feudale Japan zurück – und liefert erneut eine beeindruckende Mischung aus Atmosphäre, Emotion und Action. Doch diesmal verschlägt es uns in den Norden Japans, genauer gesagt ins Jahr 1603 – ganze 350 Jahre nach den Ereignissen von Tsushima. Neue Ära, neue Konflikte, neue Heldin.

Geniale Open World


Schon nach wenigen Minuten wird klar: Ghost of Yotei steht seinem Vorgänger in puncto Open-World-Design in nichts nach – im Gegenteil. Die neue Spielwelt ist riesig, abwechslungsreich und steckt voller Leben. Wir schlüpfen in die Rolle von Atsu, einer Samurai, die von Rache getrieben wird. Fürst Saito, einer der mächtigen „Yotei Sechs“, hat ihre Familie ermorden lassen. Seitdem kennt Atsu nur noch ein Ziel: Vergeltung. Die Geschichte entfaltet sich in einer Welt, die mit unzähligen lebendigen Nebencharakteren gefüllt ist. Ob Hanbei, der Zwillingsschwertmeister, oder Ginji, der humorvolle Rüstungsschmied – jeder Charakter bringt eigene Mini-Geschichten, Emotionen und kleine Überraschungen mit sich. Besonders gelungen ist das Kopfgeldsystem, das für Dynamik sorgt: Während ihr selbst Verbrecher jagt, kann es passieren, dass ihr plötzlich selbst gejagt werdet. Auch abseits der Hauptquest gibt es wieder reichlich zu tun: Onsen erhöhen eure Lebensenergie, Bambusstände steigern eure Geisterhaltung, und Schreine oder Wolfshöhlen winken mit wertvollen Skillpunkten. Viele Nebenmissionen überraschen durch emotionale Tiefe – mal herzergreifend, mal mystisch, aber fast immer lohnend. Wer nur der Hauptgeschichte folgt, verpasst hier eine Menge erzählerischer Highlights. Ein besonderer Begleiter ist die Wölfin, die Atsu auf ihrem Weg immer wieder unterstützt. Sie taucht nicht nur in Zwischensequenzen auf, sondern greift auch im Kampf an – ein kleines, aber liebevolles Detail, das sofort ins Herz geht.

Ein Kampfsystem der Extraklasse


Das Kampfsystem ist und bleibt das Herzstück des Spiels – und Ghost of Yotei liefert hier eine Veränderung im Vergleich zu Ghost of Tsushima. Im Gegensatz zu Ghost of Tsushima, wo verschiedene Haltungen den Kampf bestimmten, setzt Yotei auf mehrere Waffentypen, die jeweils Stärken und Schwächen besitzen. Das Zwillingskatana eignet sich hervorragend gegen Speerkämpfer, während die einhändig geführte Waffe ideal gegen klassische Katana-Nutzer ist. Das Kampfsystem erfordert ständige Aufmerksamkeit: Normale und blau leuchtende Angriffe können geblockt und gekontert werden, während rot leuchtende Attacken zwingend ausgewichen werden müssen. Dieses System sorgt für ein dynamisches, forderndes, aber stets faires Kampferlebnis. Jeder Schlag, jede Parade hat Gewicht. Wucht, Präzision und Timing sind entscheidend. Durch das Finden von Schreinen sammelt man Skillpunkte, die in die Verbesserung der Waffen und Spezialfähigkeiten fließen. Dadurch entstehen spürbare Fortschritte im Spielgefühl – man merkt richtig, wie Atsu mit jeder gewonnenen Auseinandersetzung stärker wird. Wer es lieber leise angeht, kann wie gewohnt auch Stealth-Taktiken nutzen. Leise Hinrichtungen aus dem Schatten sind besonders bei großen Gegnergruppen effektiv – und gehen erstaunlich flüssig von der Hand. Die Steuerung ist intuitiv und reaktionsschnell, was gerade in hektischen Gefechten ein Segen ist. Einziger Kritikpunkt: Die Gegnerarten sind etwas zu eintönig. Nach einigen Spielstunden wünscht man sich mehr Abwechslung bei den Feindtypen und Waffenarsenalen. Trotzdem: In Sachen Wucht, Feedback und Inszenierung spielt das Kampfsystem weiterhin ganz oben mit.

Ein Fest für die Sinne


Optisch ist Ghost of Yotei eine wahre Augenweide. Kaum ein anderes Spiel schafft es, die Schönheit und Grausamkeit des feudalen Japans so stimmungsvoll einzufangen. Von verschneiten Ebenen über blühende Wiesen bis hin zu blutgetränkten Schlachtfeldern bietet die Welt eine enorme visuelle Vielfalt. Die Lichtstimmung, der Wind, die Farben – alles wirkt harmonisch und lebendig. Doch wo eben noch Idylle herrschte, kann im nächsten Moment der Tod lauern: verbrannte Dörfer, aufgespießte Körper, Blutlachen – Ghost of Yotei zeigt beides, Schönheit und Brutalität, ohne Scheu. Wie schon beim Vorgänger gibt es wieder mehrere Filmmodi, die unser Spielerlebnis mal optisch, mal musikalisch verändern und zeigen, wie detailverliebt Sucker Punch mit Atmosphäre spielt:
- Kurosawa-Modus: klassisch schwarz-weiß, mit starkem Kontrast – perfekt für Puristen.
- Miike-Modus: engerer Bildausschnitt, mehr Schlamm, mehr Blut – für alle, die es düsterer mögen.
- Watanabe-Modus: Original Lo-Fi-Musik die unter Leitung von Watanabe komponiert wurden
Die Animationen gehören erneut zur absoluten Oberklasse. Bewegungen wirken organisch, Treffer authentisch. Kein Ruckeln, kaum aufploppende Texturen, und im Grafikmodus „Leistung“ läuft das Spiel flüssig und gestochen scharf. Auch akustisch überzeugt Ghost of Yotei auf ganzer Linie: Das Klimpern der Schwerter, das Grollen der Gegner, die verstörenden Todesschreie – all das geht unter die Haut. Der Soundtrack wechselt zwischen leisen, melancholischen Melodien und epischen, treibenden Stücken – stets passend zur jeweiligen Stimmung. In Kombination entsteht ein Sounderlebnis, das das Spielgefühl perfekt untermalt.

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