Far Cry 5 - Test/Review (+Video)
Ubisoft hat sich nach dem letzten Far Cry Abenteuer „Primal“ eine kleine Auszeit gegönnt.
Von Christoph Miklos am 05.04.2018 - 18:53 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

27.03 2018

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

18

Webseite

Preis

49,99 Euro

Media (21)

Hoffnung für die Sekte?

Ubisoft hat sich nach dem letzten Far Cry Abenteuer „Primal“ eine kleine Auszeit gegönnt. Fast pünktlich zum Frühlingsstart gibt es nun Far Cry 5, in dem man den Kampf gegen eine brutale Sekte in den USA aufnimmt. Das macht dank einiger Serienänderungen zwar Spaß, dennoch verschenkt der Shooter viel Potenzial.
USA + Religion + Sekte = Perfektes Marketing
Bereits wenige Minuten nach der ersten Präsentation von Far Cry 5 gab es einen großen Aufschrei. Warum? Nun, Publisher und Entwickler Ubisoft hat sich an ein sehr pikantes Thema herangetraut (zumindest in den USA): Religion. Doch worum geht es genau in FC 5? Man ist ein namenloser Polizei-Rookie, der sich mit der Church of Edens Gate anlegt. Deren Anführer ist ein gewisser Joseph Seed. Welche Art von Glauben der Kerl predigt, erfährt man nicht so genau. Allerdings deuten Kreuze und ähnliche Details einen christlichen Hintergrund an. Was aber viel wichtiger ist: Seed hat zusammen mit drei Geschwistern ein fiktives Gebiet namens Hope County, welches stark an den US-Bundesstaat Montana erinnert, unter seine Kontrolle gebracht hat. Die Familie hat so etwas wie das Gegenstück des Islamischen Staates errichtet: Es gibt Leichenberge mit Ungläubigen, Widerstandskämpfer werden eingesperrt und gefoltert. In der spannenden Intro-Mission muss man Seed zusammen mit einem Sheriff und einem US-Marshal verhaften, aber das klappt natürlich nicht. Also muss man die Sache selbst in die Hand nehmen. Gewohntes und Verbessertes
Der neuste Far Cry Ableger ist ein Mix aus Far Cry 4 und Ghost Recon: Wildlands geworden. Das Spiel bietet nach wie vor eine offene Spielwelt, die in drei große Areale unterteilt wird. Jedes Gebiet wird von einem Geschwisterteil kontrolliert. Damit die Einwohner von Hope County wieder an ihr Hab und Gut kommen, muss man Haupt- und Nebenaufträge erfolgreich abschließen.
Die Einsätze sind weniger generisch als im Vorgänger, aber bei Weitem nicht so aufwendig in Geschichten eingepackt wie in Assassins's Creed Origins - bis auf wenige Storymissionen. Die Besetzung von Funktürmen, um neue Gebiete auf der Übersichtskarte aufzudecken, ist übrigens nicht mehr nötig. Stattdessen entfernt man den Sichtnebel einfach durch den allgemeinen Fortschritt, sowie durch das Finden von Landkarten. Die meiste Zeit über wird man, Shooter-typisch, auf Sektenmitglieder ballern. Die „Standardgegner“ stellen dabei keine große Herausforderung dar, was auch an der recht schwachen KI liegt. Für Abwechslung und größere Herausforderung sorgen Elitekämpfer oder solche mit Flammenwerfer, vor allem aber durch Drogen aufgeputschte Extremisten. Die sind von einem grünen Nebel umhüllt und verhalten sich wie Zombies. Sie haben unkalkulierbare Laufwege, vor allem aber stehen sie auch nach vielen eingesteckten Treffern noch mal auf und greifen an. Eine weitere Besonderheit sind Gegner, die sich vor den Augen verwandeln, etwa in einen Dachs. Das hängt auch irgendwie mit den Drogenexperimenten der Sekte zusammen, im Detail wird es nicht erklärt. Der Schwierigkeitsgrad ist übrigens trotz immer wieder aus dem Nichts herbeiteleportierter Feinde eher niedrig. Wenn man möchte, kann man sich durch recht effektiv kämpfende KI-Begleiter wiederbeleben lassen, statt zum Savegame zu greifen. Die legt das Programm automatisch an, außerdem kann man den Spielstand selbst aktualisieren - auf nur einem Speicherstand, etwa beim Verlassen des Programms.
Die Gesamtspielzeit beläuft sich auf knapp 25 bis 30 Stunden.
Unser Testvideo zu Far Cry 5

Was für ein Ausblick!

Ballern statt Sammeln
Den übertriebenen Sammel- und Herstellungsaspekt aus Primal haben die Entwickler deutlich gedrosselt. In Far Cry 5 sammelt man nur sehr selten Pflanzen (zum Beispiel für Heilmittel) oder erledigt Wildtiere. Ein Levelsystem inklusive Talente- und Verbesserungspunkte ist ebenfalls am Start. Gesammelte Objekte wie zum Beispiel Bücher kann man beim ortsansässiges Händler verkaufen. Das verdiente Geld wandert dann in neue Waffen, Fahrzeuge oder Ausrüstungsgegenstände. Apropos Fahrzeuge: Um im Spiel schnell von A nach B zu kommen gibt es verschiedene Fortbewegungsmittel. Zur Auswahl stehen Jeeps, ATVs, normale PKWs, LKWs, Flugzeuge, Helikopter und Speedboats. Alternativ greift man zum Schnellreisepunkt. Die Handlung wird durch Zwischensequenzen erzählt, in denen man neben Joseph Seed auch seine Brüder und seine irre Schwester Faith kennenlernt. Dummerweise ist nicht immer absehbar, wann es eine der längeren, teils interaktiven Abschnitte mit Haupthandlung gibt - es kann auch mal passieren, dass man einfach so beim Helikopterfliegen in Trance fällt und die Story weitergeht. Sehr interessant ist sie bis auf ein paar gelungene Wendungen allerdings nicht erzählt: Joseph etwa ist vorrangig zu sehen, wie er Reden hält und in die Ferne blickt.
Gelungene Technik
Far Cry 5 nutzt die hauseigene Dunia 2.0 Engine und ist ein wunderschönes Spiel geworden. So unsinnig die Gespräche oft auch wirken mögen, so famos wurden die Zwischensequenzen in Szene gesetzt. Besonders die drogeninduzierten Passagen mit Faith Seed erreichen ein künstlerisches Geschick, das einem die Kinnlade herunterklappen lässt. Aber auch die übrigen Cutscenes, der tolle Soundtrack, die vielen Details und Requisiten in Gebäuden - darauf können die Entwickler wirklich stolz sein.
Sowohl bei Tag, als auch bei Nacht entstehen überzeugende Lichtstimmungen, man verliert sich förmlich in der Natur, überall rascheln Tiere durchs Unterholz, Flüsse ziehen sich glaubhaft durchs Land, Berge wollen erklommen werden. Nur das LOD könnte etwas besser sein - aber das ist schon meckern auf hohem Niveau. Lediglich die deutsche Synchronisation lässt hörbar zu wünschen übrig, weil sie zu bemüht betont und mit unzähligen Schimpfwort-Tiraden kaschieren will, dass sie einfach nicht die richtigen Töne des US-Szenarios trifft.
Die Standardversion der Xbox One berechnet das Spiel nativ mit einer Auflösung von 1.440 x 1.080 Pixeln, die PlayStation 4 berechnet es in 1.920 x 1.080 Pixeln. Die PS4 Pro schafft an entsprechenden Monitoren 2.880 x 1.620 Pixel, die Xbox One X sogar native 3.840 x 2.160 Pixel. Alle Konsolen verwenden eine Bildrate von 30 FPS.
Far Cry Arcade und Koop
Far Cry 5 bietet einen ziemlich üppigen Leveleditor, den man an unzähligen Stellen in der Spielwelt oder übers Hauptmenü aufrufen kann. Innerhalb dieser sogenannten Far Cry Arcade kann man Missionen von anderen Spielern oder von Ubisoft herunterladen, allein oder mit einem Kollegen spielen. Auch einen PvP-Multiplayer gibt es.
Der neuste Ubisoft Shooter bietet auch einen Koop-Modus. In diesem darf man sich aber nicht zu weit voneinander entfernen, außerdem speichert nur einer den Fortschritt - der Mitstreiter behält lediglich Verbesserungspunkte und Waffen.
Thema Mikrotransaktionen: Im Itemshop gibt es keinerlei Lootboxen, aber kosmetische Extras (zum Beispiel Kleidung) sowie besonders starke Waffen. Immerhin lässt sich alles relativ rasch durch Ingame-Geld und Silberbarren freischalten.

Fazit & Wertung

Christoph meint: Schicker und launiger Open-World-Shooter!

Erneut schafft es Ubisoft bei einem Far Cry Teil ein sehr interessantes Setting zu kreieren - zumindest auf dem Papier. Die Geschichten rund um Joseph Seed, Eden's Gate, Bliss und die Whitetails sind zwar in den ersten paar Spielstunden recht spannend in Szene gesetzt, doch verlieren im späteren Kampagnenverlauf zunehmend an Fahrt. Stellenweise hätten die Entwickler deutlich mehr aus der Geschichte, vor allem bei den Themen Religion und Sektenkult, herausholen können. Deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger gibt es bei den Missionen, die viel abwechslungsreicher gestaltet sind. Darüber hinaus begeistert der Titel mit einer hervorragenden Optik und einem stimmigen Soundtrack. Kurz gesagt: Die offene Spielwelt von Hope County ist eine abwechslungsreiche und hübsche (Baller)Spielwiese, die -leider- nur wenig Tiefgang bietet.

90%
Grafik
10
Sound
9
Bedienung
9
Spielspaß
9
Atmosphäre
9
Multiplayer
8
Preis/Umfang
9
Richtig gut
  • sehr hübsche Spielwelt
  • beeindruckende Vegetation
  • fantastische Explosionen
  • flüssige Animationen
  • toller Soundtrack
  • englische Sprachausgabe
  • massig Waffen und Gadgets
  • Levelsystem und Freischaltbares
  • drei große Spielgebiete
  • jede Menge Missionen und Außenposten
  • umfangreicher Level-Editor
  • zahlreiche Nebenaktivitäten
  • massig Fahrzeuge
  • launiger Koop-Modus
Verbesserungswürdig
  • LOD
  • maue KI
  • man hätte mehr aus der Story herausholen können
  • Flugzeugsteuerung unnötig schwer
  • langweiliges Angel-Minispiel
Anforderungen
PC MINIMALE KONFIGURATION:
• Betriebssystem: Windows 7 SP1, Windows 8.1, Windows 10 (64-bit ausschließlich)
• PROZESSOR: Intel Core i5-2400 @ 3.1 GHz oder AMD FX-6300 @ 3.5 GHz oder vergleichbar
• GRAFIKKARTE: NVIDIA GeForce GTX 670 or AMD R9 270 (2GB VRAM mit Shader Model 5.0 oder besser)
• ARBEITSSPEICHER: 8GB

• Sony PlayStation 4 Konsole
• Microsoft Xbox One Konsole
• Sony PlayStation 4 Pro Konsole
• Microsoft Xbox One X Konsole
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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