Enshrouded - Test/Review
Es wird neblig! Auch wenn zurzeit viel über das Survivalgame Palworld gesprochen wird, hat uns der deutsche Entwickler Keen Games erst vor wenigen Tagen einen echten Überraschungshit beschert: Enshrouded.
Von Lars Hack am 07.02.2024 - 02:36 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Keen Games

Entwickler

Keen Games

Release

24.01 2024

Genre

Online-Survival

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 29,99 Euro

Media (13)

Überraschungshit?


Es wird neblig! Auch wenn zurzeit viel über das Survivalgame Palworld gesprochen wird, hat uns der deutsche Entwickler Keen Games erst vor wenigen Tagen einen echten Überraschungshit beschert: Enshrouded. Uralte Festungsruinen, ein gefallenes Königreich und dunkle Katakomben – klingt nach einem Job für uns.

Nebulös


Okay, die schlechten Nachrichten zuerst: Die Welt ist untergegangen. Also... praktisch, zumindest. Einst war das Königreich Gluttal eine blühende Zivilisation, die sich über Wälder und Berge erstreckte, Stadt um Stadt, Dorf um Dorf. Alles sollte sogar noch besser werden, als den Bewohnern von Gluttal eines Tages das Elixier gebracht wurde – eine magische Substanz, die tief in der Erde schlummerte, versteckt von einer noch älteren Zivilisation. Das Elixier ist praktisch ein Allzweckmittel, es heilt Krankheiten, macht Menschen besser und war, nachvollziehbar, sofort ein Hit. Brunnen um Brunnen wurden gegraben, um immer mehr von der Substanz zu gewinnen. Es kam schließlich, wie es kommen musste: Die Gier der Menschen nach dem Elixier wurde so groß, dass es Krieg gab. Aber eine noch größere Gefahr schlicht sich heran, das Miasma, oder Shroud, im Englischen. Vom Boden der Elixier-Brunnen hinauf schlängelte sich der unheilvolle Rauch, langsam und allmählich, dabei ganze Landstriche erstickend. Die Bewohner starben entweder oder wurden zu schlurfenden (und oftmals hart-zuschlagenden) Monstern. Das Königreich schien am Ende. Auftritt: Wir. Wir sind eine der letzten Hoffnungen von Gluttal, ein Flammengeborener. Wir tragen das Feuer mit uns, der einzige Schutz gegen das Miasma. Statt dem üblen Nebel also zu erliegen, können wir eine Zeit lang darin überleben. Hoffentlich reicht diese Zeit für uns aus, den zahlreichen Gegnern, Bossen und der Quelle des Miasmas schlussendlich gegenüberzutreten und am Ende die Welt zu retten. Machen wir ja gerne!

Hauen, hacken, überleben


Ihr ahnt es schon, Enshrouded ist ein Survival-Spiel, wie es im Buche steht. Der dunkle Nebel hat die Welt recht gründlich entvölkert, sodass wir jetzt eine riesige Welt zum Erkunden ganz für uns alleine haben. Okay, nicht ganz für uns allein, aber dazu gleich mehr. Zu Beginn läuft es genau so, wie wir es von vielen Genrekollegen kennen: Wir hauen Bäume, sammeln Steine, machen Jagd auf Nahrung und schaffen uns eine Lebensgrundlage. Mit den Ressourcen bauen wir schließlich eine Unterkunft, stellen neue Ausrüstung her und mausern uns so nach und nach zu den Helden, die die Welt braucht. Bevor wir loslegen, basteln wir uns unsere Figur in einem soliden, aber nicht übermäßig ausschweifendem Charaktereditor. Von dort an werden wir mit Hilfe von Quests durch die Welt geführt. Gehe dorthin, erkunde diese Gegend, baue deine erste Basis. Ihr fragt euch vielleicht, von wem wir unsere Quests bekommen, wenn das Miasma doch praktisch alle Menschen vertrieben hat. Tatsächlich bekommen wir unsere erste Quest von einem Flammenaltar, kein Problem also. Im Laufe des Spiels sammeln wir aber eine kleine Entourage aus Anhängern. Diese funktionieren wie eine Mischung aus Werkbank und Anlaufstelle für Quests. Ihre Aufgaben zu erfüllen ist unser Weg zu immer besserer Ausrüstung, die wir beim Erkunden der Welt auch dringend brauchen. Zunächst einmal ist die Welt beeindruckend weitläufig. Weite Täler, hoch-aufragende Ruinen und natürlich immer wieder Miasma-gefüllte Schluchten warten darauf, von uns durchstöbert zu werden. Damit uns dabei nicht langweilig wird, wollen uns ziemlich viele Gegner ans Leder. Wir setzen uns mit einer Sammlung an Waffen zur Wehr, entweder aus unserer eigenen Schmiede oder aber als Loot von Boss-Monstern. Das Kampfsystem ist einfach zu lernen: Wir haben eine Ausweichrolle, können mit unseren Waffen parieren und mit Ketten an Angriffen zuschlagen. Blocken wir einen gegnerischen Angriff im richtigen Moment, kurz bevor er uns trifft, öffnen wir uns einige wichtige Momente für den Gegenangriff. Der Kampf geht uns locker von der Hand, trotzdem wartet Enshrouded mit ein paar knackigen Kampfpassagen auf, vor allem, wenn es gegen Bosse geht. Für alle, die es nicht so martialisch wollen, gibt es auch Magie. Einfach einen Zauberstab organisieren und schon kann es losgehen. Die einzelnen Zauber funktionieren dabei wir Munition und können mal Vernichtung über Feinde bringen oder Verbündete heilen. Außerdem hält die Welt von Gluttal einige Rätselpassagen für uns bereit, in denen wir uns durch recht simple Raum-Rätsel knobeln. Das hält uns zwar nicht lange auf, lockert aber den Alltag aus Kampf und Aufbau nett auf. Neben immer besserer Ausrüstung gibt uns Enshrouded noch einen weiteren Weg, stärker zu werden. Erledigen wir Gegner, schließen Quests ab oder bauen Dinge, sammeln wir Erfahrung. Haben wir genug, gibt es ein Levelup und damit auch einige Fähigkeitspunkte. Diese können wir flexibel in die Talentpfade für verschiedene Klasse stecken, vier für Magie, vier für Fernkampf und vier für Nahkampf. Wir müssen uns dabei allerdings nicht festlegen und können unsere Punkte frei verteilen – mal stecken wir ein paar in die eine Klasse, dann in die andere. Je mehr wir uns fokussieren, desto schneller kriegen wir aber die großen Boni, wie schnellere Angriffe oder Spezialfähigkeiten. Bis wir dahin kommen, gibt es aber Stat-Verbesserungen, die uns stärker machen. Und den Boost benötigen wir auch. Das allgegenwärtige Miasma ist recht einfach zu verstehen, kann uns aber schnell auf den Boden schicken, wenn wir nicht aufpassen. Sobald wir den Nebel betreten, fängt ein Timer an zu ticken. Erreicht dieser null, sterben wir. Verlängern lässt sich der Timer allerdings, indem wir unsere Flamme in unserer Basis upgraden oder die passenden Tränke einnehmen, um noch ein paar Minuten mehr zu haben. Segnen wir doch mal das Zeitliche, verlieren wir allerdings nur unsere Bauressourcen, behalten also unsere Ausrüstung. Es kann also rasch zurück in den Kampf gehen.

Höher und höher


Fast schon Tradition für Survival-Spiele ist der mal mehr, mal weniger umfangreiche Basis-Bau. Enshrouded macht hier vieles, sehr vieles richtig. Zunächst einmal können wir die Spielwelt umfangreich terraformen. Ihr wollt ein Loch graben? Tut das! Ihr findet euch in einer Miasma-Schlucht wieder und eure Zeit läuft ab? Grabt einen Tunnel in die Freiheit! Wenn es dann darum geht, Mauern hochzuziehen, braucht es eventuell eine kurze Eingewöhnungsphase, in der wir lernen, mit dem Voxel-System von Enshroudeds Baumenü umzugehen. Aber in kürzester Zeit schon errichten wir Häuser, Festungen und Burgen. Je länger man sich damit beschäftigt, desto leichter gehen uns dann auch Feinheiten von der Hand. Hier wird absolut gepunktet. Damit wir Gluttal nicht allein retten, lässt sich Enshrouded mit bis zu 15 weiteren Spielern zusammenzocken. In unserem Test haben wir dieses Limit zwar nicht erreicht, dafür war der Multiplayer aber butterweich, ohne Hänger oder Verbindungsabbrüche. Dickes Lob also an den Entwickler an dieser Stelle. Ein paar kleine Abzüge in der B-Note müssen wir dann trotzdem noch vergeben. Optisch zum Beispiel ist Enshrouded fein, aber nicht überragend. Vor allem Bärte und kleine Charakterdetails wirken schnell unscharf. Dafür sind die weitläufigen Landschaften mit viel Liebe zum Detail kreiert, eine nette Abwechslung zwischen vielen anderen Survival-Spielen, die in den letzten Jahren auf prozedural generierte Umgebungen gesetzt haben. Kann Spaß machen, aber Keen Games zeigt hier, warum Handarbeit einfach beeindruckender ist. Auch in Sachen Story müsst ihr nicht zu viel erwarten. Eine kurze Intro-Sequenz, in der Spielwelt verteilte Bücher und Briefe, das war es im Prinzip dann aber auch schon. Das funktioniert als Grundgerüst, denn schließlich bauen wir uns im Sandkasten-Prinzip ja eher unser eigenes Abenteuer. Fans großer Geschichten dürften hier aber eher enttäuscht werden. Zumal die Quests uns zwar immer mal wieder sagen, wo wir hinmüssen, gelegentlich, aber auch etwas zu kurz greifen können.

Kommentar schreiben

Artikel auf einer Seite anzeigen