Diablo 4 - Test/Review
Kaum zu glauben: Knapp 11 Jahre mussten Diablo-Fans auf den Nachfolger von Teil 3 warten. Bis heute gilt der erste Ableger aus den 1990er Jahren als absolutes Genre-Meistwerk, welches mehrfach von der Konkurrenz kopiert wurde.
Von Christoph Miklos am 22.07.2023 - 05:19 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

Switch Lite

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

Switch

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Activision Blizzard

Entwickler

Blizzard Entertainment

Release

06.06 2023

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (55)

Der bisher beste Teil?


Kaum zu glauben: Knapp 11 Jahre mussten Diablo-Fans auf den Nachfolger von Teil 3 warten. Bis heute gilt der erste Ableger aus den 1990er Jahren als absolutes Genre-Meistwerk, welches mehrfach von der Konkurrenz kopiert wurde. Diablo 2 folgte mit mehr Klassen und massig Verbesserungen im Multiplayer. Im Nachfolger durften sich Fans über saisonale Events und mehr Endgame-Inhalte freuen. Doch wie sieht es mit Diablo 4 aus? Was bieten die Entwickler hier an Neuerungen an?

Feinschliff


Gleich vorweg: Das vierte Abenteuer gegen die Dämonenbrut aus der Hölle erfindet das Rad nicht neu, sondern Entwicklerteam Blizzard hat die wichtigsten Elemente von Diablo genommen und sie noch einmal etwas verfeinert. Im Zentrum steht unsere Spielfigur und der schon zum Synonym für Diablo gewordene Loot. Bevor das Abenteuer startet, muss eine von fünf Klassen ausgewählt werden: Barbar, Assassine, Zauberer, Druide und Nekromant stehen zur Verfügung. Diese spielen sich völlig unterschiedlich und sollten die meisten Spielerwünsche abdecken. Schade bloß, dass es keine komplett neue Klasse gibt. Weitere Klassen sollen per Updates/Erweiterungen folgen. Erfreulich ist auch der wesentlich umfangreichere Charakter-Editor. Man kann Details wie Geschlecht, Hautfarbe, Frisur und Tattoos auswählen. Abseits der spannenden Handlung gibt es 100 Levelstufen, die man erreichen kann und vorgefertigte Dungeons, in denen man legendäre Aspekte freischaltet. Die kann man wiederum beim neuen Handwerker, dem Okkultisten, auf seine Gegenstände anwenden. Items werden dadurch kurzerhand zu Mini-Legendaries mit teilweise enormen Effekten. Gefundene Legendaries können die gleichen Effekte allerdings mit besseren Werten erhalten. Es ist daher weiterhin wichtig, sie in der Spielwelt zu finden. Darüber hinaus gibt es die bekannten Gegenstandseffekte aus dem zweiten Teil, welche die Fähigkeiten direkt durch weitere Level verbessern. Auch die Statuseffekte wie zum Beispiel „Verwundbar“, „Blutung“ und „Betäuben“ sind am Start. Aber Vorsicht, denn die Statuseffekte können auch von Gegnern ausgeteilt werden. In einigen Situationen kann der Kontrollverlust den digitalen Tod bedeuten. Immerhin werden solche Spezialattacken visuell angezeigt. Kämpfe werden so taktischer und anspruchsvoller, können auf den höheren Schwierigkeitsgraden aber weiterhin im Chaos münden. Generell sind Bodeneffekte teilweise schlecht sichtbar, was auch eine bewusste Entscheidung ist. Diablo 3 wurde für die knallige Farbgebung oft kritisiert. Dort konnte man wichtige Gegner und Angriffe aber besser erkennen.

Skilltree


Das Runensystem aus Diablo 3 hat im vierten Teil ausgedient. Stattdessen gibt es einen neuen Skilltree. Auf den ersten Blick wirken die sechs Fähigkeitsslots und etwa 20 Fertigkeiten pro Charakter nicht sonderlich komplex. Das System ist zwar sehr einsteigerfreundlich gestaltet, doch bietet es auch massig Raum für Experimente und Optimierungen. Ab Level 50 geht es mit dem Paragonsystem los, was pro Levelaufstieg mit vier Punkten belohnt wird. Diese investiert man in neue Paragonkacheln. Was anfangs eher langweilig wirken mag, entpuppt sich als kleine Denkaufgabe. Will man mehr Schaden austeilen oder doch lieber aushalten? Verschiedene Wege bieten viel Potenzial für sogenannte „Minmaxer“-Spieler. Nicht nur dieser Gameplayaspekt soll die Spielzeit strecken, sondern Blizzard plant für die Zukunft weitere Inhalte und deutlich mehr (und kürzere) Saisons pro Jahr.

Onlineshop


Kommen wir gleich zu einer weiteren großen Neuerung von Diablo 4: Es gibt einen sehr umfangreichen Onlineshop. Die Entwickler setzen einiges daran, dass man öfter dort einen Blick hineinwirft. Mit nur einem Klick kann man zum Beispiel vollständige Rüstungssets für 2.500 Platin (das entspricht in etwa 25 Euro) erwerben. Fast wöchentlich kommen neue Cosmetics in das Spiel. Zusätzlich wird es, man kann es sich schon denken, passend zu jeder Saison einen Battle Pass geben. Für erledigte Abenteuer schaltet man neue Stufen frei, welche wiederum diverse kosmetische Gegenstände freischalten. Immerhin: Zum Launch der ersten Saison können wir bestätigen, dass der gekaufte Battle Pass keine spielerischen Vorteile bringt. Blizzard setzt definitiv einige Mechaniken ein, die bei vielen Free-to-Play-Titeln gang und gäbe sind. Ein Battle Pass veranlasst einen dazu, das Spiel zu spielen. Ansonsten bezahlt man die zehn Euro pro Saison für nichts. Diese Fear of Missing Out ist ein effizientes Mittel, um mehr Geld aus Mikrotransaktionen zu bekommen. Daher überrascht es wenig, dass Diabo 4 nun eine offene Spielwelt besitzt. Wo sonst sollte man mit den schicken Rüstungen und Pferden prallen?

Geschichte


Nach diesem eher negativen Aspekt werfen wir nun einen Blick auf die Handlung des neusten Diablo-Ablegers. Wie schon in jedem Diablo-Spiel zuvor, ist die Hauptstory in Diablo 4 ein wichtiges Kernelement des Spiels. Hier hat Blizzard noch einmal mächtig nachgelegt und bietet einem in sechs Akten etwa 20 Stunden Inhalt. Zusätzlich gibt es einige fantastisch gestaltete Zwischensequenzen. Im Mittelpunkt steht dieses Mal Dämonin Lilith. Auf der Reise durch Sanktuario trifft man auf neue großartig geschriebene und exzellent in Deutsch vertonte Charaktere. Darüber hinaus dürfen sich Veteranen über alte Bekannte freuen. Auch trifft man auf fiese Erzfeinde und bekommt ikonische Orte zu Gesicht. Abseits der Hauptstory gibt es massig optionale Quests, die über die gesamte offene Spielwelt verteilt sind. Einige davon erzählen ebenfalls eine spannende Geschichte. Für noch mehr Abwechslung sorgen die zufälligen (Public-)Events, welche man immer wieder zu Gesicht bekommt. Allerdings finden wir, dass sich die Zufallsevents häufig wiederholen. Da wir teilweise lange Strecken zurücklegen müssen, fühlt sich das Game etwas langwierig an. Das gilt vor allem in der Zeit bis Akt IV. Erst dann schaltet man endlich das Reittier (Pferd) frei, welches einen schneller durch die Welt bewegt. Die vielen in der Welt verteilten Dungeons wiederholen sich häufig. Mal muss man alle Monster im Level töten, mal Schlüsselmeister jagen. Am Ende gibt es fast immer einen recht knackigen Bosskampf. Trotzdem ist Diablo 4 ein Schritt nach vorn: Der Grind in Diablo 3 bestand aus den immer gleichen Baal-Runs und in Diablo 4 aus zufallsgenerierten, aber ebenfalls ähnlichen Dungeons. Noch mehr Endgame-Content gibt es beim „Baum des Flüsterns“, der zufallsgenerierte Quests ausspuckt. Das Ganze erinnert an den Abenteuermodus in Diablo 3. Der Baum des Flüsterns gibt zudem Dungeon-Runen, die sich in schwerere Capstone-Dungeons umwandeln lassen. Dort erwarten einen noch mehr Items, aber auch fiesere Gegner. Außerdem treten hier diverse Zusatzeffekte in Kraft, die einen schwächen und Monster stärker machen können. Obendrauf kommen noch typische Open-World-Elemente hinzu. Gefundene Lilith-Schreinen schalten dauerhafte Verbesserungen frei und Festungen sind eine zusätzliche Herausforderung für erfahrene Spieler. Ach ja: Einen Worldboss, der nur in einer größeren Gruppe gemeistert werden kann, gibt es auch noch. Diablo 4 ist seit dem 06. Juni 2023 für alle Spieler verfügbar. Das Spiel wird für PC im Battle.net-Client, Xbox Series X|S und PlayStation 5 verkauft. Der Preis liegt aktuell bei 59,95 Euro. Auf Konsolen wird zudem ein Online-Abonnement benötigt, da es sich hier um ein reines Online-Spiel handelt.

Fazit & Wertung

Christoph meint: Sehr starke Leistung, Blizzard!

Nach dem Launch des mobilen Ablegers „Immortal“ war die Stimmung innerhalb der Diablo-Community -verständlicherweise- getrübt. Doch Blizzard hat mit Diablo 4 den Karren wortwörtlich aus dem Dreck gezogen. Mit Teil 4 wurden einige Gameplayaspekte, welche im Vorgänger noch gestört haben, deutlich verbessert. Die Levelphase zum Beispiel spielt sich dank der zahlreichen Möglichkeiten viel unterhaltsamer, was vor allem beim „Twinken“ ein wichtiger Faktor ist. Darüber hinaus gibt es jetzt auch noch mehr Content im Endgame. In Sachen Story liefert D4 beste Unterhaltung im Blizzard-Stil. Man trifft auf neue und alte Figuren, die einen ans Herz wachsen. In gerenderten Zwischensequenzen staunt man derweil darüber, wie gut Blizzard noch immer inszenieren kann. Auch die Technik kann sich sehen lassen. Obwohl der neuste Diablo-Ableger noch mehr Effekte und bessere Texturen bietet, läuft er auch auf älteren Systemen butterweich. Und: Natürlich machen auch die wuchtigen Kämpfe und die Jagd nach dem perfekten Item wie gewohnt sehr viel Spaß. Einzig der Ingame-Shop und das Battle-Pass-System bereiten uns aktuell noch etwas Sorgen. Während die Preise im Shop absurd hoch sind, müssen wir Blizzards Versprechen vertrauen, dass der Battle Pass keine Pay-to-Win-Inhalte enthält.

95%
Grafik
9
Sound
9
Bedienung
9
Spielspaß
9
Atmosphäre
9
Multiplayer
9
Preis/Umfang
10
Richtig gut
  • sehr schicke Optik
  • hübsche Effekte
  • einwandfreie Technik
  • präzise und übersichtliche Steuerung
  • fantastische CGI-Videos
  • sehr gute Synchronsprecher
  • stimmige Musik
  • gewohnt rundes Gameplay
  • wuchtige Kämpfe
  • abwechslungsreiche Klassen
  • viele Möglichkeiten zum Build-Crafting
  • massig (End-)Content
  • gute Anpassungsmöglichkeiten für Items und Ausrüstung
  • viel Transmog
  • Loot(!)
  • spannende Geschichte
  • anspruchsvolle Bosskämpfe
Verbesserungswürdig
  • Dungeons recht gleichförmig
  • Skilltree etwas unübersichtlich
  • ödes Quest-Design
  • lange Laufwege (bis man das Reittier erhält)
  • viele bezahlbare Inhalte...
Anforderungen
PC MINDESTANFORDERUNGEN:
• Betriebssystem: 64-bit Windows® 10 Version 1909 oder neuer.
• Prozessor: Intel Core i5-2500K oder AMD™ FX-8350.
• Arbeitsspeicher: 8 GB RAM.
• Grafik: NVIDIA® GeForce® GTX 660 oder AMD Radeon™ R9 280.
• DirectX®: Version 12.
• Speicherplatz: SSD mit 90 GB verfügbarem Festplattenspeicher.

• Microsoft Xbox One (X) Konsole
• Sony PlayStation 4 (Pro) Konsole
• Nintendo Switch (Lite) Konsole
• Microsoft Xbox Series X|S Konsole
• Sony PlayStation 5 Konsole
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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