Alpha Protocol - Test
Nach einigen Releaseverschiebungen ist es nun (endlich) erhältlich: das Agenten-RPG Alpha Protocol aus dem Hause SEGA.
Von Christoph Miklos am 22.06.2010 - 03:18 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

SEGA

Entwickler

Obsidian Entertainment

Release

28.05 2010

Genre

Rollenspiel

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Media (80)

Mass Effect war gestern

Nach einigen Releaseverschiebungen ist es nun (endlich) erhältlich: das Agenten-RPG Alpha Protocol aus dem Hause SEGA. Stellt sich jetzt bloß die Frage: Können Bourne, Bauer und Bond einpacken? Die Antwort auf diese Frage findet ihr in unserem ausführlichen Testbericht!
Mal wieder die Welt retten
Die Geschichte von Alpha Protocol fängt mit einem Knall an: Wir schreiben das Jahr 2009. Die politische Lage ist weltweit zum Zerreißen gespannt. Über Osteuropa kommt es zu einer Katastrophe, als ein vollbesetztes Passagierflugzeug von einer amerikanischen Rakete abgeschossen wird. Es gibt keine Überlebenden. Wer steckt hinter dem offensichtlichen Terroranschlag? Der supergeheime Geheimdienst Alpha Protocol setzt euch als Agent Mike Thorton auf den Fall an und schickt euch nach Saudi-Arabien, um die Hintergründe zu untersuchen, um Schuldige auszumachen und bei Bedarf auszuknipsen. Doch je mehr ihr in Erfahrung bringt, desto unklarer wird die Situation. Haben irgendwelche hohen Geheimdiensttiere etwa ihre Hände im Spiel? Kaum greift ihr nach der vermeintlichen Lösung, wendet sich das Blatt: Euer Arbeitgeber hat offensichtlich plötzlich etwas gegen euch. Nur mit Mühe und Not könnt ihr im Untergrund verschwinden. Lediglich ein Handler (Agenten-Coach) hält euch die Treue. Aber ist die hübsche Mina Tang wirklich nur freundlich oder spielt sie wie so viele andere Gestalten nur ein doppeltes Spiel? Alpha Protocol bleibt in jedem Fall durchweg spannend, auch wenn die zahlreichen Figuren und Organisationen, mit denen ihr im Laufe der Handlung in Berührung kommt, zuweilen verwirrend sein können.
Spion oder Soldat?
Bevor ihr euch auf die Jagd nach Terroristen und Auftraggebern macht, müsst ihr euch für eine Klasse entscheiden. Alpha Protocol bietet vier Spion-Grundtypen an: Agent im Einsatz, Technikspezialist, Söldner und Soldat. Die Bezeichnungen geben euch schon einen guten Hinweis, welche der insgesamt neun Grundwerte jeweils zum Einsatz kommen. Der Technikspezialist macht in Sabotage, kann also mit elektrischem Gerät besonders effektiv umgehen. Der Söldner hingegen setzt mehr auf Waffengewalt. Mit verdienten Punkten baut ihr anschließend allerdings nach Lust und Laune euren Helden weiter aus. Erst im späteren Verlauf des Spieles müsst ihr euch für eine Spezialisierung entscheiden. Diese Wahl entscheidet darüber, welche Attribute eures Charakters besonders ausgebaut werden können. Bevorzugt ihr zum Beispiel Spion, dürft ihr wesentlich mehr Fähigkeitspunkte in die Attribute Spion (Schleichen), Pistole und Kampfsport investieren. Wer darauf keine Lust hat, legt selbst drei Spezialisierungen fest, und erschafft sich einen Agenten nach seinem Geschmack. Etwas enttäuschend: Das äußere Erscheinungsbild von Mike lässt sich nur minimal anpassen bzw. verändern (Frisur, Bart, Kopfbedeckung etc.).

Die Welt der Agenten

Deine Mission
Die Missionsstruktur von Alpha Protocol präsentiert sich simpel. An den insgesamt fünf Schauplätzen gibt es zu Beginn stets mehrere Aufträge (Daten beschaffen, Zielperson ausschalten, Gebäude verwanzen) zu erfüllen, die ihr in einer beliebigen Reihenfolge angehen könnt. Als Ausgangspunkt der Aufträge dient stets euer hypermoderner Unterschlupf. Zusätzlich schalten erfolgreiche Agenten zusätzliche Missionen frei.
Langeweile kommt im Spy-RPG nur selten auf. Ein paar Beispiele gefällig? Mal muss man einen CIA-Stützpunkt infiltrieren -natürlich ohne den Einsatz von tödlicher Gewalt-, ein anderes Mal kommt es zu einem blutigen Schusswechsel mit asiatischen Auftragskillern und sogar auf die klassischen Bosskämpfe gegen besonders „starke“ Schurken bzw. Fahrzeuge (zum Beispiel einem schwer bewaffneten Panzer) wurde nicht vergessen. Nicht in allen Aufträgen wird geballert. Mike darf auch mal nur reden und Überzeugungsarbeit leisten. Wie ihr das anstellt, bleibt euch überlassen. Seid ihr witzig? Seid ihr arrogant oder sogar aggressiv? Wie die Mass Effect-Spiele auch gibt euch Alpha Protocol in Dialogen stets mehrere Antwort- beziehungsweise Handlungsmöglichkeiten vor. Nicht alle haben Großes zur Folge, aber alle nehmen zumindest minimal Einfluss aufs Geschehen und sei es auch nur dahingehend, dass euch euer Gesprächspartner anschließend besser oder weniger gut leiden kann. Wenn ihr allerdings vor die Wahl gestellt werdet, jemanden laufen zu lassen oder zu exekutieren und ihr euch für die gnadenreiche Methode entscheidet, kann das darin gipfeln, dass ihr im Folgenden eventuell einen kostbaren Verbündeten mehr habt.
Nix Stealth
Gelingt es Thorton, sich unbemerkt an einen Gegner heranzuschleichen, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder der Bösewicht wird per Handkantenschlag ins Reich der Träume geschickt, oder mit einem kleinen Messer auf Eis gelegt. Also schleichen wir in der Verfolgerperspektive durch karge Felslandschaften und warten auf das Getöse sporadisch auftauchender Wüstenstürme, unter deren staubigen Deckmantel wir einen Wachposten nach dem anderen ausschalten. Doch spätestens nachdem sich vor unseren Augen ein Terroristencamp ausbreitet, sind wir mit unserem Stealth-Latein am Ende. Auf Dächern, Gerüsten und Wachtürmen sind einfach zu viele Gegner, um sich unbemerkt zum eingeblendeten Zielpunkt pirschen zu können. Also greifen wir -mal wieder- zum Schießprügel. Angesichts dieser Übermacht an Feinden eigentlich ein fataler Fehler - doch die Betonung liegt auf „eigentlich“, denn die KI verhält sich nur extrem selten clever. Selbst ganze Terroristentruppen stellen keine wirkliche Gefahr für unseren Agenten dar.
Abseits der Baller- und Dialogsequenzen müsst ihr euch in feindliche Computer hacken, Alarmanlagen deaktivieren sowie Türen und Tresore knacken. Diese Gameplayszenen werden mittels Mini-Knobelspiel absolviert. Leider werden diese „Mini-Aufträge“ auf Dauer extrem nervig, da sie sich ständig wiederholen.

James Bond könnte neidisch werden

Eure Ausrüstung
Der moderne Agent von heute rüstet sich am Computerterminal (beziehungsweise über den Waffenschrank, in dem vorher Erstandenes lagert) aus. Über das Terminal habt ihr nämlich nicht nur Zugriff auf eure E-Mails (beinhalten manchmal wichtige Hinweise zu kommenden Missionen), sondern auch aufs so genannte Clearinghouse. Dort dürft ihr Waffen, Upgrades (etwa bessere Visiere, größere Magazine) und weitere Agentenlebensnotwendigkeiten (Heilspritzen, EMP-Granaten, neue Rüstungen) erstehen und auch wieder verkaufen. Das Waffenarsenal besteht aus diversen Pistolen, Maschinengewehren, Schrotflinten und Maschinenpistolen. Sämtliche Wummen können mit alternativer Munition (zum Beispiel Hochgeschwindigkeitspatronen) bestückt werden.
Technik
Der hauseigene Grafikmotor von Alpha Protocol konnte uns nur stellenweise überzeugen. Vor allem die hübschen Locations und die tollen Gesichtsanimationen können sich sehen lassen. Die Kritikpunkte: matschige Texturen, steife Animationen und nervige Ladepausen während den Missionen. Deutlich besser hat uns da die Akustik gefallen, denn der Soundtrack untermalt die Stimmung der jeweiligen Szene perfekt. Nicht zu vergessen die gelungenen Surround-Effekte. Schade, dass das Spiel „nur“ eine gute, englische Sprachausgabe bietet.
Kopierschutz (PC)
Alpha Protocol muss vor Spielstart per Code-Eingabe über eine bestehende Internetverbindung frei geschaltet werden. Der Titel kann auf fünf verschiedenen Systemen gleichzeitig aktiviert sein. Per Revoke-Option lassen sich Aktivierungen auch wieder rückgängig machen. Der Publisher verspricht, dass in 18 bis 24 Monaten ein Patch erscheinen soll, der den vom Spiel genutzten Uniloc-Kopierschutz ganz außer Kraft setzt und Aktivierungen bei Neuinstallationen überflüssig werden.

Fazit und Wertung

Christoph meint: Ein Muss für alle Fans von guten Agenten-Thrillern!

Drei verschiedene Redakteure haben Alpha Protocol getestet - und trotzdem sind drei, ziemlich gleiche Meinungen herausgekommen: Man sollte sich nicht von der schwachen Technik des Titels abschrecken lassen, denn das Agenten-Rollenspiel bietet eine spannende Handlung, abwechslungsreiche Missionen und ein temporeiches Gameplay. Auch die zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten des Charakters -und der damit verbundene Wiederspielwert- sprechen für den Kauf von Alpha Protocol. Etwas mehr Schleicherei hätte es trotzdem sein dürfen.

80%
Grafik
7
Sound
8
Bedienung
8
Spielspaß
7
Atmosphäre
8
Preis/Umfang
8
Richtig gut
  • hübsche Locations
  • Gesichtsanimationen
  • stimmiger Soundtrack
  • sehr gelungene Dialoge
  • gute Surround-Effekte
  • bis zum Ende spannende Story
  • abwechslungsreiche Missionen
  • tolles Dialogsystem
  • drei Schwierigkeitsgrade
  • nie unfair
  • unverbrauchtes Szenario für ein Rollenspiel
  • viel Entscheidungsfreiheit
  • massig Waffen und Upgrades
  • Fähigkeiten und Talente
  • unterschiedliche Vorgehensmöglichkeiten
  • temporeiches Kampfsystem
  • einfache und übersichtliche Steuerung
  • üppige Spielzeit (15 bis 20 Stunden)
Verbesserungswürdig
  • steife Animationen
  • maue Texturen
  • schwache Effekte
  • nur englische Sprachausgabe
  • stark schwankende KI
  • Untertitel laufen zu schnell ab
  • Ladepausen
  • keine Chance für "Schleicher"
  • kein freies Speichern
  • zu viele Minispiele
Anforderungen
• Sony PlayStation 3 Konsole
• Microsoft Xbox 360 Konsole

• PC (Minimum):
-Prozessor: Intel Pentium 4 2,0 GHz oder AMD Athlon XP 2000+
-Arbeitsspeicher: 2 GB (XP); 2 GB (Vista/7)
-Grafikkarte: NVIDIA GeForce 6800 oder ATI Radeon 1300XT
-Festplatte: 12 GB
-Betriebssystem: Windows XP/Vista/7
-Sound: DirectX 9.0c-fähige Soundkarte
-Sonstiges: Maus, Tastatur und DVD-Laufwerk
-Andere Anforderungen: Internetverbindung vorausgesetzt (Aktivierung)

• PC (Empfohlen):
-Prozessor: Intel Core 2 Duo 2,66 GHz oder AMD Athlon X2 3800+
-Arbeitsspeicher: 2 GB (XP); 2 GB (Vista)
-Grafikkarte: NVIDIA GeForce 7900 GTX oder ATI Radeon 2800-Serie
-Optional: Xbox 360 Gamepad
Getestet für
• PC
• Sony PlayStation 3 Konsole
• Microsoft Xbox 360 Konsole
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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