Wolfenstein 2: The New Colossus - Test/Review (+Video)
Knapp drei Jahre Zeit haben sich die Entwickler von MaschineGames für die Fortsetzung von Wolfenstein: The New Order gelassen.
Von Christoph Miklos am 02.11.2017 - 10:00 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Bethesda Softworks

Entwickler

MachineGames

Release

25.10 2017

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

18

Webseite

Preis

39,99 Euro

Media (9)

Kein Sieg für die USA

Knapp drei Jahre Zeit haben sich die Entwickler von MaschineGames für die Fortsetzung von Wolfenstein: The New Order gelassen. Ob sich die lange Wartezeit für Shooter-Fans gelohnt hat?
Der Kampf ist noch nicht vorbei
Wolfenstein 2: The New Colossus schließt nahtlos an die Geschehnisse des Vorgängers an. Nach dem finalen Kampf in The New Order sollte B.J. Blazkowicz eigentlich tot sein. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn B.J. überlebt - irgendwie. Nur mit viel Glück überlebt der Shooterheld die schwere Bauchverletzung, doch die Genesung nimmt einige Zeit in Anspruch. In diesem Zeitraum bekommt man kurze Rückblenden aus der Kindheit von B.J. zu Gesicht, die -endlich- mehr Hintergründe des Charakters aufdecken. Und als es dann endlich losgeht, stellt man fest, dass man den Kampf gegen eine Nazi-Armee schwer verletzt im Rollstuhl antreten muss. Glück im Unglück: Nach kurzer Zeit bekommt man einen speziellen Kampfanzug, der einen wieder mobil macht. Positiver Nebeneffekt der Rüstung: Per Powersprung kann man an bestimmten Stellen den Boden durchbrechen, um in den nächsten Abschnitt zu gelangen. Im späteren Verlauf der Kampagne gibt es sogar wahlweise eine von drei Spezialfertigkeiten. Schnell und blutig
Am Gameplay selbst hat sich wenig geändert: in den linearen Leveln muss man als B.J. in den 60er-Jahren das Regime (in der internationalen Fassung sind es die Nazis) aus den USA vertreiben, die den Zweiten Weltkrieg verloren haben. Ein Teil der aufwendig in Szene gesetzten und durch einige lange Zwischensequenzen erzählten Handlung greift das Thema Rassismus auf. Eingebettet darin ist auch eine sensibel erzählte Familiengeschichte rund um den Helden. Dieser Teil der Story wirkt anrührend, passt aber nicht so richtig zu den morbid-zynischen Sequenzen mit Nazi-Chefin General Engel. Insgesamt sechs Schwierigkeitsgrade bietet Titel. Der knackigste Schwierigkeitsgrad namens „Mein Leben!“ steht nach dem ersten Durchgang zur Verfügung, er hat als Besonderheit gar keinen Rücksetzpunkt und nur ein Leben - wer einmal stirbt, was fast unvermeidbar ist, muss ganz von vorne beginnen. In den anderen Schwierigkeitsstufen kann man jederzeit manuell Savegames anlegen. Dazu kommen automatische Checkpoints, die fair verteilt wurden.
Pimp my B.J.
Die KI der Gegner ist recht gut ausgefallen: Trotz einiger Aussetzer springen die Gegner immer wieder glaubwürdig in Deckung, wagen sich dann vorsichtig hervor und feuern ein paar Schüsse ab. Ebenfalls ungewohnt für die Call-of-Duty-Generation: es gibt kein automatisches Heilungssystem. Während der knapp 12 Stunden langen Kampagne muss man also stets nach Medikits und Rüstungsteilen Ausschau halten, damit man nicht versehentlich ins digitale Gras beißt. Immerhin: 20 Lebenspunkte regeneriert man außerhalb des Kampfes immer automatisch. Direkt nach dem Feuergefecht ist das Schlachtfeld mit feindlichen Waffen- und Munitionsresten sowie mit Rüstung und anderen Extras übersät. Nervig: diese Gegenstände muss man einzeln per Tastendruck aufsammeln. Das mag minimale taktische Vorteile bieten, etwa wenn man ein Gesundheitspack für den übernächsten Kampf aufspart. Unterm Strich finden wir dieses Element aber auf Dauer störend - wir würden lieber zumindest alternativ einfach alles durch simples Darüberlaufen in unser Inventar befördern. Zusätzliche Spielzeit holen die Entwickler aus den optionalen Enigma-Missionen heraus. Für diese Extraaufgaben muss man feindliche Kommandanten erschießen und ihnen eine Schlüsselkarte abnehmen. Die Enigma-Missionen führen allerdings nur in Umgebungen, die auf Orten aus der Haupthandlung basieren.

Akimbo-Stil

Da die Gegner im Verlauf der Haupthandlung immer stärker werden, spendiert das Spiel Verbesserungen. Wenn man beispielsweise eine bestimmte Zahl von finalen Kopfschüssen geschafft hat, richtet man beim Verwenden eines Visiers mehr Schaden an; im Spiel heißt dieses System „Vorteile“. Durch gefundene Waffenupgrades können die Schießprügel gepimpt werden - zum Beispiel mit einem größeren Magazin. Das Waffenarsenal von Wolfenstein 2: The New Colossus umfasst Klassiker wie zum Beispiel Pistolen, Maschinengewehre oder Schrotflinten. Praktisch: mittels Akimbo-Funktion kann man zwei Waffen gleichzeitig nutzen. Noch praktischer: anders als im Vorgänger können in jeder Hand unterschiedliche Wummen geführt werden. Ein Werkezeug ist allerdings stets mit von der Partie: die Axt. Mit diesem praktischen Gadget kann Blazkowicz beispielsweise Türen aufbrechen und Gegner still ausschalten. Technik
Wolfenstein 2: The New Colossus setzt auf die neue id Tech 6 Engine. Herausragendes Merkmal des Grafikgerüstes sind die Megatexturen - was bedeutet, dass beinahe jedes noch so kleine Polygon mit einer individuellen Tapete verkleidet werden kann. Alle diese Texturen ergeben die besagte Megatextur. Auf maximalen Details sieht der Shooter sehr gut aus und punktet mit hübschen Lichteffekten, recht scharfen Texturen sowie flüssigen Animationen. Ebenfalls erfreulich: auch auf etwas älteren PC-Systemen läuft das Spiel rund. Gravierende Bugs bzw. Abstürze konnten wir während unserer Testzeit nicht feststellen. Kein Multiplayer und das Thema mit der Zensur
In Deutschland, Österreich und der Schweiz veröffentlicht Publisher Bethesda das Spiel in einer angepassten Version, in der alle Hakenkreuze durch unproblematische Symbole und Grafiken ersetzt wurden. An dieser Stelle gleich der Hinweis: Nicht der Publisher ist an dieser Situation schuld, sondern die Politik, welche Spiele nach wie vor nicht als Kulturgut ansieht. Sonstige Inhalte hat Bethesda nicht entfernt oder geändert - das Spiel enthält auch in der deutschen Version einige sehr brutale Szenen. Hierzulande erscheint der Titel vollständig übersetzt, die deutsche Sprachausgabe überzeugt auf der ganzen Linie. Auch der Soundtrack wurde stimmig auf das Szenario angepasst.
Unser Testvideo zu Wolfenstein 2: The New Colossus

Fazit & Wertung

Christoph meint: Schneller, schicker und gut erzählter Shooter!

Auch der dritte Ableger der neuen Wolfenstein-Serie kann mich überzeugen - und das trotz Zensur. Warum? - weil der Titel sehr facettenreich und spannend zugleich ist. Die großartigen Charaktere und die mit viel Liebe zum Detail erstellten Level motivieren stets zum Weiterspielen. Darüber hinaus haben es die Entwickler verstanden, der Handlung eine -fast- perfekte Mischung aus Action, Liebe, Humor und Grauen zu spendieren. Auch puncto Technik und Umfang gibt es nichts zu meckern. Man kann zwar über einige neue Ansätze diskutieren, doch unterm Strich ist Wolfenstein 2: The New Colossus ein klasse Shooter geworden, den auch ruhig alteingesessene Fans eine Chance geben dürfen.

90%
Grafik
9
Sound
9
Bedienung
9
Spielspaß
9
Atmosphäre
9
Preis/Umfang
8
Richtig gut
  • schicke Effekte (Feuer, Explosionen)
  • flüssige Animationen
  • tolle Charaktermodelle
  • viele Details
  • klasse Soundtrack
  • deutsche Sprachausgabe
  • spannende und abwechslungsreiche Story
  • großartige Charaktere
  • Humor
  • sieben Schwierigkeitsgrade
  • manuelle Savegames
  • einfache und recht klassische Shooter-Steuerung
  • viel zu entdecken und zu sammeln
  • abwechslungsreiche Locations
  • zahlreiche Upgrades
  • Stealth-Missionen
Verbesserungswürdig
  • Schießen aus der Deckung etwas fummelig
  • ein paar schlauchige Levels
  • Gegenstände (Waffen, Munition, Med-Kits, Rüstungen) müssen per Tastendruck aufgehoben werden
  • störende KI-Aussetzer
  • leicht schwankender Schwierigkeitsgrad
Anforderungen
PC (MINIMUM):
• Betriebssystem: Win7, 8.1, or 10 (64-Bit versions)
• Prozessor: Intel Core i5-3570/i7-3770 or AMD FX-8350/Ryzen 5 1400
• Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
• Grafik: Nvidia GTX 770 4GB/AMD Radeon R9 290 4GB or better
• Speicherplatz: 55 GB verfügbarer Speicherplatz

• Sony PlayStation 4 Konsole
• Microsoft Xbox One Konsole
• Sony PlayStation 4 Pro Konsole
• Microsoft Xbox One X Konsole
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN <3), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne alte Star Trek Serien.

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