Total War: Three Kingdoms - Test/Review
Sammelt die Kurfürsten! Orcs stehen vor den Toren von Altdorf und... Was? Wie bitte...? Es geht im neuen Total War gar nicht um Warhammer? Tatsache. Total War: THREE KINGDOMS wirft uns in die stark romantisierte Zeit der drei Reiche in China.
Von Lars Hack am 05.06.2019 - 04:05 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

SEGA

Entwickler

Creative Assembly

Release

23.05 2019

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (15)

Schwergewicht

Sammelt die Kurfürsten! Orcs stehen vor den Toren von Altdorf und... Was? Wie bitte...? Es geht im neuen Total War gar nicht um Warhammer? Tatsache. Total War: THREE KINGDOMS wirft uns in die stark romantisierte Zeit der drei Reiche in China. Als einer von zwölf (mit DLC 15) Soon-to-be-Imperatoren und -Kriegsherren ringen wir um das Recht, unsere Herrschaft als vom Himmel gesegnet zu bezeichnen.
Der Weg zur Größe
Das Han-Reich gehört der Vergangenheit an. Also... Zumindest ist es auf dem besten Weg ins Archiv der Geschichte. Der Tyrann Dong Zhuo hat die Macht über das zerfallende Kaiserreich an sich gerissen, in ganz China erheben sich die einfachen Untertanen als Teil des Aufstands der gelben Turbane und die wenigen loyalen Kriegsherren im Land stehen vor der schier unlösbaren Aufgabe, alles beisammen zu halten. Irgendwie muss China überdauern, selbst wenn das bedeutet, erst einmal die alten Strukturen zu überwerfen. Die Beweggründe dafür sind so vielfältig wie die Kriegsherren, aus denen wir zu Beginn des Spiels auswählen dürfen. Dem einen gelüstet es nur nach Macht, dem anderen liegt etwas an den traditionellen Wegen und wieder andere sind von purer Lust nach Veränderung getrieben. Auf dem Weg zum Krieg können wir selbst entscheiden, wie realistisch die kommenden Feldzüge sein sollen. Steht uns der Sinn eher nach einer klassischen Total War-Erfahrung, nutzen wir vor Beginn einer Kampagne eine entsprechende Option. Dann reiten unsere Helden, wie aus früheren Total War-Titeln bekannt, als Teil einer Kavallerie-Einheit über das Schlachtfeld und der Fokus liegt mehr auf den Truppenbewegungen. Standardmäßig spielen wir aber eine romantisierte Version der Ereignisse – unsere Helden sind mächtige Krieger, die zwar alleine reiten, aber deren Angriffe das Schlachtenglück wenden, die zerstörerische unrealistische Fähigkeiten nutzen und die mit feindlichen Feldherren auch Duelle eingehen können. Je nach unserem Spielstil bieten uns die Helden außerdem verschiedene Boni. Der eine richtet sich eher an wirtschaftlich-orientierte Spieler, der andere fokussiert sich voll auf den Krieg. Und dann liegt es an uns, China wieder zu vereinen.
Wir wollen keine Vasallen sein!
Das allgemeine Spielprinzip von Total War wird vielen bekannt sein, deswegen werden wir es hier nur kurz umreißen: Auf einer ziemlich großen Kampagnenkarte bewegen wir Armeen, organisieren Rekrutierung von Truppen und Ausbau von Städten und marschieren auf feindliche Stellungen, um Schlachten auszulösen. Ganz so einfach ist es dann aber eben doch nicht. Denn neben den ganz realen Schlachtfeldern Chinas begeben wir uns auch auf das diplomatische Parkett. Wir schließen Handelsverträge, finden Verbündete und versuchen unser Reich bestenfalls auch ohne Waffengewalt zum größten Reich Chinas auszubauen. Tatsächlich hat Entwickler Creative Assembly hier schweres Geschütz aufgefahren – das Diplomatiesystem ist extrem umfangreich und bietet uns neben den altbekannten Optionen auch die Möglichkeit, unserem Gegenüber sehr differenzierte Angebote zu machen. Schade nur, dass die AI nicht unbedingt geschickt mit den Werkzeugen der Diplomatie hantiert. Mehr als einmal haben wir einen Feind vernichtend geschlagen, nur um von ihm angeboten zu bekommen, sein Vasall zu werden und den Krieg zu beenden. Und wenn es darum geht, einen Computergegner von unseren Angeboten zu überzeugen, lässt sich unser Gegenüber mit nichts so gut überzeugen, wie mit Ausrüstungsgegenständen. Equipment? Jup. Denn auch wenn THREE KINGDOMS nicht in der Warhammer-Welt spielt, hat man viele Ideen übernommen. Beispielsweise Equipment mit verschiedenen Werten, Kommandanten-Boni und Skillpunkte, mit denen wir unsere Helden zu den größten Kriegern und Strategen des Reichs werden lassen. Apropos unser Reich. Alleine können wir das ja gar nicht verwalten. Wir brauchen einen funktionierenden Beamtenapparat, Stellvertreter, Ratsmitglieder, Administratoren, Spione... Alles rekrutiert aus unserem Pool an potenziellen Armeeführern, die in unterschiedliche Klassen eingestuft sind. Strategen zum Beispiel verlassen sich auf ihre Fähigkeit, unsere Truppen zu stärken. Streiter eignen sich hingegen perfekt dazu, feindliche Kommandanten im Zweikampf entgegen zu treten. Jeder hat seine Rolle und manch eine Einheit kann nur vor einer bestimmten Kommandanten-Klasse rekrutiert werden.
Wo ist die Magie?
Selbst die romantisierte Version der drei Königreiche bleibt etwas hinter dem Effektfeuerwerk zurück, das Creative Assembly mit den Warhammer-Titeln abgefeuert hat. Keine magische Kometen aus dem Himmel, keine wirbelnden Feuertornados. Aber braucht es das wirklich? Hier verlassen wir uns eben mehr auf den Stahl unserer Waffen. Leider schwächelt THREE KINGDOMS bei altbekannten Problemen der Total War-Reihe. Zum Beispiel die AI. Alle Kämpfe laufen ziemlich gleich ab – Infanterie im Zentrum, Kavallerie an der Seite. So stürmt man immer gleich in unsere Armeen rein. Während Belagerungen kümmern sich unsere Feinde oft gar nicht um den Siegpunkt in der Mitte der Siedlung, sondern laufen einfach blind durch die Straßen. Auf diplomatischer Ebene können NPCs innerhalb weniger Züge ihre Meinung von uns um 180 Grad drehen und lieben es, uns wiederholt unsinnige Angebote zu unterbreiten. Gerade in den finalen Zügen des Spiels, auf der Zielgerade zur Kaiserkrone, wirft die AI mal eben Freundschaften, die seit Anbeginn des Spiels bestanden, über Bord und zieht gegen uns ins Feld – selbst wenn ihr Stärke-Wert im Gegensatz zu uns minimal ist. Dazu kommt ein überschaubares Einheitenroster, das nach den (zugegeben teils verrückten) Optionen von Warhammer eben eher dünn ist. Bis auf einige Spezialeinheiten schauen verflixt viele Armeen einfach gleich aus. Dafür spendiert man uns eine deutsche Vertonung und den inzwischen gewohnten Multiplayer-Modus, der uns die Kampagne mit einem Mitspieler erleben lässt. Wenn unser menschlicher Mitspieler dann die feindliche Streitmacht in Gefechten übernimmt, wird so zumindest die schwächelnde Schlachtfeld-AI ersetzt. Auch der Verzicht auf Agenten und unabhängig agierenden Helden, wie sie für Total War üblich sind, ist eher ein Vorteil. Wir können uns voll auf unsere Armeen kozentrieren und verschieben die hinterlistigen Aktionen einfach ins Reich der Spionage. Und wenn unsere Armeen dann auf den Schlachtfeldern aufeinanderprallen, machen auch die in der Warhammer-Ära etwas vernachlässigten Animationen was her.
Total War: Three Kingdoms ist seit dem 24.05.2019 für 44,95 Euro im Handel erhältlich. Vorerst wird es nur eine PC-Version geben.

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