Total War: PHARAOH - Test/Review
Packt die Koffer, wir reisen über das Mittelmeer, geradewegs in das Land am Nil. Oder... Zumindest in die Richtung, denn in Total War: Pharaoh geht es nicht nur um Ägypten, sondern auch um die Länder der Kanaaniter und Hethiter im Norden.
Von Lars Hack am 02.11.2023 - 06:19 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

SEGA

Entwickler

Creative Assembly

Release

11.10 2023

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 59,99 Euro

Media (6)

Schwach...


Packt die Koffer, wir reisen über das Mittelmeer, geradewegs in das Land am Nil. Oder... Zumindest in die Richtung, denn in Total War: Pharaoh geht es nicht nur um Ägypten, sondern auch um die Länder der Kanaaniter und Hethiter im Norden. Wie ihr euch vorstellen könnt, geht es bei diesem Ausflug nicht gerade friedlich zu - geht es das jemals in Total War? Schauen wir uns also an, was Creative Assembly dieses Mal abliefert.

Sand, Gold und Krieg


Sterbliche leben in Ägypten, aber Pharaonen? Pharaonen regieren es! Und zufälligerweise würde so ziemlich jeder auf diesem Thron Platz nehmen. Total War: Pharaoh wirft uns in die bisher noch nicht in der Reihe erforschte Bronzezeit. Drei Fraktionen stehen uns zur Auswahl: Die Hethiter, Bewohner der heutigen Region Anatolien, die Kanaaniter, im Gebiet des heutigen Israels und natürlich die Ägypter, stolze Herrscher des Nils. Wie der Name des Spiels schon erahnen lässt, liegt der Fokus auf Ägypten und seinen zahlreichen Herrschern. Natürlich gibt es den Pharao, den höchsten Herrscher, doch teilen sich seine Söhne wichtige Kernregionen im Reich. Und auch wenn die Seele des Pharaos niemals vergehen wird, seine menschliche Hülle altert, rasch sogar. Die Nachfolge scheint geklärt, aber was wäre die Geschichte der Menschheit ohne Ambitionen und Verrat? Das ganze Land hält den Atem an, in Erwartung eines Bürgerkriegs, der die blühende Zivilisation Ägyptens in ein dunkles Zeitalter werfen könnte. Als würden diese Herausforderungen im Inneren nicht schon ausreichen, ein Reich zu gefährden, gibt es auch noch ausreichend Gefahren von außerhalb. In Kanaan versammeln ambitionierte Kriegsherren die zerstreuten Stämme, die sich ihre Lebensweise nicht mehr von den Ägypterm im Süden vorschreiben lassen wollen. Die Zeit, die Hohen und Mächtigen in den Sand zu werfen, ist gekommen, mit Schwert, Speer und Axt! Und in Anatolien sind die Hethiter scheinbar bereits einen Schritt weiter. Ein einstmals blühendes Königreich scheint kurz vor dem Ruin zu stehen, belagert an allen Fronten, während jeder nach der Krone zu greifen scheint. Ob wir das Reich der Hethiter vom Rande des Ruins zurückholen oder es erst zerschlagen, um es wieder aufzubauen, beides ist nur ein Sprungbrett für weitere Eroberungen, vielleicht ja über das Mittelmeer? Und zu guter Letzt müssen wir uns vor Augen führen, dass auch jenseits unserer kleinen Welt Gefahren lauern. Königreiche am Abgrund scheinen schwach und Schwäche zieht Raubtiere an. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis neue Herausforderer von weit jenseits des Meeres zu uns stoßen...

Der antike Wetterbericht ist entscheidend


Ich habe ein Déjà vu, wenn ich sage: Ich werde hier jetzt nicht das Spielprinzip von Total War erklären. Scrollt nach oben, tippt in unserer Suchleiste „Total War“ ein und lest irgendeinen der zahlreichen Tests. Denn auch in Pharaoh befehlen wir Truppen über die Weltkarte, managen Städte und Ressourcen sowie tragen Schlachten auf kleinen, geländereichen Karten aus. So weit, so gut also. Kommen wir lieber zu den Neuerungen, die Creative Assembly in Total War: Pharaoh gepackt hat. Die letzten drei Einträge der Reihe – Three Kingdoms, Troy und Warhammer III – haben alle auf bigger-than-life Helden gesetzt. Mythische Kommandeure, die es allein mit ganzen Regimentern aufnehmen konnten und teilweise sogar mit Magie Vernichtung brachten. Pharaoh verzichtet darauf und besinnt sich wieder auf frühere Titel: Unsere Kommandeure sind nicht allein, sondern umgeben von einer Leibwache. Deren Bewaffnung hängt dafür aber von einem Ausrüstungssystem ab, das wir aus den letzten paar Titeln kennen. Auch die Fähigkeiten sind nicht länger pure Magie, sondern eher Buffs und Taktiken, mit denen wir unsere Truppen stärken. Eine größere Rolle spielt dieses Mal auch das Wetter. Bisher gab es einen Wetterzustand, der für das gesamte Gefecht galt. Jetzt kann das Wetter umschwingen und Teile des Gefechts mit besonderen Zuständen belegen. Bereits auf der Gamescom dieses Jahres konnten wir einen Einblick des Systems begutachten: Ein plötzlich auftretender Sandsturm, der unsere Fernkämpfer praktisch nutzlos machte. Oder ein Gewittersturm, dessen Regengüsse den Sand der Wüste aufweicht und die Bewegung unserer schwer gepanzerten Truppen erheblich einschränkt und ihre Erschöpfung erhöht. Das dynamische Wetter beschert uns also eine neue Form der Herausforderung, der wir unsere Strategien anpassen müssen. Eine weitere Neuerung ist das Hof-System: Unsere Fraktion muss sich einem der Königreiche verschreiben, ob Hethiter oder Ägypter. In diesen Höfen können wir mit Einfluss, einer besonderen Ressource, Posten einnehmen und gezielte Aktionen mit oder gegen unsere Fraktions-Kumpanen unternehmen. Klar, der Hoch-König oder Pharao ist das Ziel, aber bis dahin können wir uns nach oben kämpfen, Stück für Stück, mit jedem Posten, der eigene Vorteile bietet.

Es ist nicht alles Gold auf des Pharaos Krone


Hey, die ersten Unterschiede zeigen sich direkt beim Vergleich mit den letzten paar Titeln. Viel Magie, Legenden, übergroße Charaktere, die gibt’s alle hier nicht. Stattdessen wird hier wieder zu... Ganz ehrlich, was war das letzte historische Total War? Attila? Britannia? Nicht sicher. Aber hier müsst ihr wieder auf dem Boden der Tatsachen bleiben, was die Action eurer Armeen angeht, keine Frage. Trotzdem wirkt Total War: Pharaoh recht uninspiriert. Der historische Hintergrund ist gut ausgebaut und illustriert, aber das Gameplay steht hinterher. Es ist langsam, spielt seine Eigenheiten nur allmählich aus und fordert Spieler weitaus weniger, als man es von vorherigen Titeln kennt. Tatsächlich ist Pharaoh wieder ein klassisches Einsteiger-Total War. „Spiel das, um reinzukommen, danach können wir die actionreichen Titel spielen.“ Es ist erstaunlich, dass Creative Assembly mit dem Fantasy-Titeln nicht nur die besten Total Wars kreiert hat, sondern auch die, an denen sich alle späteren Titel messen müssen, ob fantastisch oder historisch. Abgesehen davon spielt sich Pharaoh solide, aber nicht überragend. Die Fraktionen gleiten gemächlich nach jedem Rundenende dahin, viele Funktionen sind nur unzureichend von den Tutorials erklärt und ich hatte während des Tests sogar Abstürze nach besonderen Events. Kein gutes Licht über den Wüsten Ägyptens. Eine deutsche Synchronisation gibt es nicht, aber das ist inzwischen Gewohnheit für Total War. Die deutsche Übersetzung der Texte wirkt dafür lesbar und ausgewogen. Ein kleiner Pluspunkt also. Trotzdem dürfte Pharaoh viele Total War-Spieler eher abhängen. Ja, die Herausforderung ist höher als in den letzten paar Titeln, wenn ihr euch darein fuchsen wollt, dann viel Spaß. Aber viele der Funktionen und Spielelemente kommen nur wirklich zum Tragen, wenn ihr ägyptische Fraktionen spielt. Spielt ihr Hethiter oder Kanaaniter, dann kriegt ihr nur einen Bruchteil der Features und Aufmerksamkeit ab. Ein paar positive Noten, damit ich nicht zu negativ ende: Die Musik ist stimmig, die englischen Sprecher gut. Auch wenn wir keine deutschen Synchronisation bekommen, könnt ihr euch zumindest darüber freuen. Auch kommt der typische Total War-Multiplayer zurück, in dem zwei Spieler Seite an Seite die Welt erobern können. Das läuft auch unterbrechungsfrei.

Kommentar schreiben

Artikel auf einer Seite anzeigen