Skyrim im Weltraum?
Mit The Elder Scrolls V: Skyrim und Fallout 4 hat Publisher Bethesda wahre Rollenspiel-Meisterwerke abgeliefert. Auch etliche Jahre nach dem Verkaufsstart erfreuen sich beide Titel einer großen Beliebtheit (Stichwort: Mod-Support). Aber: Seit Skyrim (2011) bzw. Fallout 4 (2015) gab es kein neues Singleplayer-Rollenspiel mehr aus der Spieleschmiede. Die rund acht Jahre seit Fallout 4 hat das Unternehmen so ziemlich komplett mit der Konzeption und Entwicklung von Starfield verbracht. Nun, nach einem Jahr Verschiebung, ist das neue SiFi-Rollenspiel für PC und Xbox Series X/S (bzw. im Game Pass) erschienen und die große Frage lautet: Erwartet uns erneut ein Meisterwerk?
Um was geht es?
Worum geht es eigentlich in Starfield? Nun: Der Titel spielt in einer fernen Zukunft, in der die Menschheit schon längst die Erde hinter sich gelassen hat. Man startet als Minenarbeiter irgendwo im Nirgendwo. Bei der täglichen Arbeit stößt unser sprachloser und selbst erstellter Charakter auf ein geheimnisvolles Artefakt, welches über mächtige Kräfte verfügt. Was also nun? Genau: Ab zur Forschungstruppe Constellation, wo das Teil genauer unter die Lupe genommen werden soll. Dort angekommen erfährt man, dass das Artefakt in Verbindung zu Tempeln steht, welche in der ganzen Galaxis verstreut sind. Ab diesem Zeitpunkt geht das Abenteuer los und man untersucht zahlreiche Planenten nach weiteren Artefakten. Die Loge der Constellation dient dabei als erste Einsatzbasis. Aus den Mitgliedern rekrutiert man erste Begleiter und man bekommt auch ein erstes Raumschiff spendiert. Erwähnenswert ist an dieser Stelle noch, dass Heldin oder Held komplett individuell angepasst werden können. Neben dem äußeren Erscheinungsbild stehen auch verschiedene Hintergründe wie Kopfgeldjäger, Koch oder Kybernetiker mit jeweils drei Perks zur Auswahl. Drei weitere manuell wählbare Perks wie Empath, Extrovertiert oder Neon-Straßenratte runden das Bild ab.
Ein kleiner Tipp am Rande: Geht es ruhig an! Starfield erschlägt einen förmlich mit Quests. Schon beim ersten kleinen Rundgang in der Hauptstadt New Atlantis fühlt sich das Missionslog schneller als gedacht. Auffällig ist dabei die Tatsache, dass Bethesda eine wirklich spannende Geschichte rund um die Logen, Artefakte und Tempel erzählt. Gegen Ende hin wird es sogar richtig philosophisch.
Massig zu tun
Neben den aufwändigen Story-Missionen gibt es auch zahlreiche andere Aufgaben zu erledigen. Nach und nach kommen komplette Questreihen für die verschiedenen Fraktionen sowie Begleiter hinzu und die sind durch die Bank ziemlich umfangreich, aber lohnend. Dann gibt es noch Berge von Nebenmissionen und sogenannte Aktivitäten. Letzteres sind eher kurze Quests oder Questreihen mit nur wenigen Schritten. Und sollte das noch immer nicht genug sein, dann gibt es an den verschiedenen Terminals Kopfgeldmissionen und Frachtdienste für etwas Extrakohle. Nach ungefähr 60 bis 70 Stunden wird man alle wichtigen Missionen erfolgreich abgeschlossen haben und den Abspann genießen können. Natürlich gibt es dann auch noch den New Game Plus Modus, welchen der Entwickler jedoch etwas anders angeht als bisher. Näher wollen wir, aufgrund von Spoilern, auf dieses Thema nicht eingehen. Noch viel mehr Zeit kann man im Spiel damit verbringen Planeten zu erkunden, Ressourcen zu sammeln oder seine Basis bzw. sein Schiff auszubauen. Mehr dazu später im Text.
Die Geschichten sind meistens, vor allem bei den Hauptquests, gut ausgetüftelt und kommen auch mit einigen coolen Wendungen daher. Bei den Nebenaufgaben müssen wir das zahlreiche Herumreisen und die damit verbunden Ladezeiten bemängeln. Es gibt ein paar große Areale und Städte, die beispielsweise aus verschiedenen Stadteilen bestehen. Zwischen diesen gibt es ebenfalls Ladezeiten, welche jedoch mit einer Zugfahrt kaschiert werden. Starfield ist demnach zwar ein offenes Universum, in welchem man alle Planeten besuchen kann, aber nicht wirklich eine offene Welt, wie man sie aus Skyrim oder Fallout 4 kennt. Im Rahmen des Konzeptes ist die Aufteilung aber durchaus sinnvoll. Praktisch ist, dass man über die Sternenkarte in mehreren Stufen sowie über das Questlog oftmals direkt Schnellreisen anstoßen kann. Wobei vor allem interstellar nicht alles von Anfang an erreichbar ist. Für einige Trips benötigt man entsprechend stärkere Raumschiffe oder muss den Weg erst in mehreren Etappen erarbeiten.
Im Weltraum
Raumschiffe dienen nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern kommen auch in den Weltraumkämpfen zum Einsatz. Es gibt zahlreiche Ausführungen, welche man in großen Siedlungen kaufen kann. Darüber hinaus können auch verschiedene Komponenten wie Waffen, Schildgeneratoren, Kraftwerke oder Antrieb erworben und eingebaut werden.
Für bastelfreudige Spieler gibt es auch den recht komplexen Ship-Builder. Dort kann man nicht nur Komponenten austauschen, sondern das Schiffe quasi komplett umbauen, neu erstellen, lackieren und optisch aufmotzen. Wahlweise steuert man sein Schiff in der Cockpit- oder aus der Third-Person-Ansicht in bester Weltraum-Shooter-Manier. Ein bisschen Taktik gibt es auch - zum Beispiel, wenn man gezielt die gegnerischen Waffen deaktiviert. Es gibt sogar eine Enter-Funktion.
Am Boden
Die meiste Zeit über ist man auf den prozedural generierten Planetenoberflächen unterwegs. Handarbeit kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn Missionen eine Rolle spielen, oder bestimmte Landmarken die Umgebung auflockern sollen. Natürlich gibt es unzählige Biome mit verschiedensten Gefahren wie Eis, Hitze, Gase, biestige Fauna und so einigem mehr. Manche mit mehr Vegetation, manche ganz ohne. Manche komplett lebensfeindlich, manche durchaus bewohnbar. Auch die Städte unterscheiden sich, wie das futurische New Atlantis, das Cyberpunk-ähnliche Neon City oder ein weiteres Kaff, das wie eine Kreuzung aus Western und Fallout 4 aussieht. Abgesehen von der Erforschung der Landmarken und als Schauplätze für Quests erfüllen die Planeten natürlich noch weitere Zwecke. Beute gehört dazu. Vor allem in Landmarken mit (ehemals) menschlicher Besiedelung gibt es massig Ressourcen. Mit diesen kann man dann, sofern man möchte, einen eigenen Außenposten aufbauen. Dazu dient ein modulares System, das dem von Fallout 4 sehr ähnelt.
Es gibt fünf Schwierigkeitsstufen, die jederzeit geändert werden können. Starfield ist erstaunlich actionlastig - oft fühlt es sich wie ein Shooter an. Rätsel im engeren Sinne gibt es nur sehr vereinzelt, ab und zu darf man Entscheidungen in Dialogmenüs treffen. Die meiste Zeit verbringt man in Gesellschaft eines computergesteuerten Begleiters, etwa einem anderen Mitglied der Constellation. Die Begleiter können Menschen sein, aber auch andere Lebensformen. Ausrüstung spielt eine wesentliche Rolle, etwa die an das Equipment der NASA und anderer Raumfahrtorganisationen erinnernden Anzüge, die schlicht als Rüstung mit Verteidigungswerten dienen. Auch Pistolen, Lasergewehre, Granaten und andere Waffen gibt es in Massen. Außerdem kann man spezielle Skills freischalten und verbessern. Diese Elemente sind gut gemacht, auf Besonderheiten gehen wir zur Spoilervermeidung nicht ein.
Technik
Grafisch wirkt Starfield insgesamt recht ordentlich, es gibt aber viele sehr unterschiedlich aussehende Stellen. Die meisten Missionseinsätze finden in Gebieten mit schicker Optik statt, mit vielen Details. Die meisten Planetenoberflächen dagegen sind nicht wirklich schön, einige darin gelegene Höhlen wiederum sehen absurd gut aus. Absolut erstaunlich ist, wie wenig echte Bugs wir während der Spielzeit gefunden haben. Gameplay-Bugs gab es tatsächlich keine. Seltene Animationsfehler wurden bereits mit dem Day-1-Patch gefixt.
Starfield ist seit dem 6. September 2023 für Windows-PC und Xbox Series X/S ab 54,95 Euro erhältlich. Oder alternativ im Xbox-/PC-Game-Pass.
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