Pokemon Karmesin und Purpur - Test/Review
Mit den Versionen Karmesin und Purpur wagt Entwicklerteam Game Freak den Schritt Richtung Open World.
Von Christoph Miklos am 19.01.2023 - 05:42 Uhr

Fakten

Plattformen

Switch Lite

Switch

Publisher

Nintendo

Entwickler

Game Freak

Release

18.11 2022

Genre

Rollenspiel

Typ

Vollversion

Pegi

7

Webseite

Media (5)

Keine Glanzstunde


Mit den Versionen Karmesin und Purpur wagt Entwicklerteam Game Freak den Schritt Richtung Open World. Damit sorgen die neuen Editionen zwar für ein riesiges Abenteuergefühl, verschwenden spielerisch aber jede Menge Potenzial.

Start ins Abenteuer


Bevor das Abenteuer startet, kann man, wie in den Vorgängern, einen eigenen Charakter erstellen. Zur Auswahl stehen zwei Körpertypen (männlich oder weiblich) und die Hautfarbe. Schön: Bei den Klamotten sowie bei den Haaren der Figur hat man diesmal freie Wahl. Ebenfalls typisch für die Spieleserie: Am Anfang hat man die Wahl aus drei verschiedenen Starter-Pokemon (Felori, Kwaks oder Krokel). Wir entscheiden uns für Krokel. Bevor man aber die offene Spielwelt bzw. Region Paldea, welche Spanien als Vorbild hatte, betreten kann, geht es ab in die Akademie. Dort lernt man als Newcomer nicht nur das Fangen und Kämpfen, sondern lernt auch wichtige Charaktere wie zum Beispiel den Direktor der Akademie und die übermotivierte Rivalin Nemila kennen, die einen ständig zu einem Duell herausfordert. Direkt am Strand in der Nähe der Akademie trifft man dann auf den wichtigsten Begleiter überhaupt, namentlich Koradion (Karmesin) bzw. Miraidon (Purpur). Hierbei handelt es sich um ein legendäres Pokemon, das an einen Mix aus Urzeitreptil und Transformer erinnert. Das „Monster“ dient einem als flinkes Fortbewegungshelferlein, das man einfach per Knopfdruck rufen kann. Das Legendary kann aber nicht nur sprinten, sondern auch weit springen, klettern, schwimmen und durch die Lüfte gleiten. Einige dieser Fertigkeiten muss man aber erst im Verlauf der Geschichte freischalten. Bis man dieses Feature nutzen darf, vergehen jedoch erst einmal rund zwei Spielstunden voller Gerede, Informationen und Zwischensequenzen. Nach dem langatmigen Einstieg wird man dann endlich in die große weite Welt entlassen, und verfolgt gleich drei Hauptpfade:
• Der Weg des Champs - Der klassische Weg: Besiegt acht Arenaleiter, sammelt ihre Orden und nehmt anschließend an der Pokemon-Liga teil.
• Die Straße der Sterne - Man muss insgesamt fünf Lager von Team Star (eine Gruppe aus rebellierenden Akademie-Mitgliedern) infiltrieren und anschließend den jeweiligen Boss in einem Kampf bezwingen.
• Der Pfad der Legenden - Freund Pepper möchte unbedingt Geheimgewürze finden, aus denen er besondere Sandwiches herstellen will. Hierfür muss man fünf besonders starke und große „Herrscher-Pokemon“ im Kampf bezwingen.
Wirklich spannend sind diese Kampagnenstränge nicht gestaltet. Bevor man zum Beispiel einen Arenaleiter herausfordern darf, müssen diverse Arenaprüfungen bestanden werden, welche allesamt sehr einfach sind. Auch das Sammeln der Geheimgewürze ist nicht gerade ein Highlight, da die Herrscher lediglich große Standard-Pokemon sind. Immerhin: Man muss sich nicht für einen einzelnen Pfad entscheiden, sondern kann im Laufe des Abenteuers alle drei erledigen. Allerdings lassen sich die Arenen, Team Star-Basen und Herrscher-Pokemon nicht komplett in beliebiger Reihenfolge angehen. Man startet sein Abenteuer im Süden Paldeas. Entscheidet man sich aber für den Norden der Map, wird man schnell von steilen Felswänden ausgebremst. Diese kann man zu Beginn nicht überwinden, da das Vehikel-Monster das Klettern noch gar nicht erlernt hat. Da müssen zunächst die Storymissionen herhalten. Levelscaling gibt es übrigens nicht.

Kampf mit Twist


Die Kämpfe selbst laufen nach dem klassischen Pokemon-Prinzip ab. Rundenbasiert, vier Attacken zur Auswahl, Stein-Schere-Papier-Prinzip. Wasser schlägt Feuer, Feuer schlägt Pflanze und Pflanze schlägt Wasser. Wer frühere Ableger kennt, fühlt sich hier direkt heimisch. Ein separater Kampfbildschirm und nervige Schwarzblenden sind wie schon in Legenden: Arceus Geschichte. Reibereien finden genau an dem Ort statt, an dem man das jeweilige Pokemon attackiert. Ebenfalls cool: Wilde Pokemon laufen während eines Kampfes weiter in der Gegend herum oder beobachten das Geschehen. Komplett neu sind die Autokämpfe. Dabei befreit man sein erstes Pokemon im Team aus seinem Ball und lässt es selbstständig den Gegner angreifen. So verdient man zwar etwas weniger Erfahrungspunkte als in einem herkömmlichen Kampf, spart beim Trainieren aber trotzdem jede Menge Zeit. Leveln wird somit deutlich komfortabler. Zumal es außerdem erneut einen EP-Teiler gibt, der Erfahrungspunkte nach einem gewonnenen Kampf auf alle Monster im Team aufteilt. Wie in jedem neuen Pokemon-RPG hat sich Game Freak mit der sogenannten „Terakristallisierung“ auch diesmal wieder ein besonderes Kampf-Feature ausgedacht. Das ist im Grunde vergleichbar mit der Dynamaximierung aus Schwert und Schild. Nur wachsen die Taschenmonster diesmal nicht zu Giganten heran, sondern legen sich im Kampf per Knopfdruck eine Art Kristallpanzer an. In diesem Modus werden sämtliche Attacken verstärkt, die dem Tera-Typen des Pokemon entsprechen. Ein Highlight ist wieder das Sammeln und Erkunden in der Spielewelt. Auf weiten grünen Feldern, in kristallblauen Seen und dürren Wüstenarealen trifft man immer wieder auf neue Biester. Darunter altbekannte Pokemon wie Enton, Azurill und Karpador sowie viele neue Geschöpfe aus der neunten Generation wie das putzige Schweinchen Ferkuli oder den süßen Gebäckhund Hefel. Kleine Änderung beim Fangen: Anders als in Arceus kann man Pokemon nicht mehr direkt aus dem Spiel heraus fangen, sondern muss zunächst immer einen Kampf beginnen. Erst, wenn man im Menü den Pokeball (oder Superball etc.) auswählt, kann man das gewünschte Monster schnappen.

Multiplayer und Technik


Pokemon Karmesin und Purpur sind nicht nur rein für Solisten was. Es gibt einen Vierspieler-Koop und im Multiplayer können Viererteams Raids bestreiten. Natürlich ist auch wieder das bekannten Kampf-Stadion für klassische PvP-Matches mit von der Partie.
Aber so viel Spaß das Entdecken neuer Pokemon auch macht, die Open World hat auch ihre Schattenseiten. In Karmesin und Purpur hat Game Freak nur wenig aus der Switch-Hardware herausgeholt. Bäume, Schatten, NPCs und wilde Pokemon werden oftmals viel zu spät geladen. Weiters nerven die ständigen Ruckler, die besonders beim Sprinten mit dem Koraidon auftreten. Das größte Lowlight ist aber die maue Spielwelt. Paldeas weite Felder, Wüsten und Strände wirken erschreckend detailarm und lieblos. Immerhin haben sich die Entwickler bei den kleineren Städten etwas mehr Mühe gemacht.
Pokemon Karmesin und Purpur sind seit dem 18. November 2022 für Nintendo Switch ab 42,85 Euro im Handel erhältlich.

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