Patrizier IV - Test/Review
Eine Freude für Fans von Handelssimulationen. Patrizier IV in aufpoliertem Outfit und einem enormen Tiefgang.
Von Hannes Obermeier am 22.09.2010 - 03:05 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Kalypso Media

Entwickler

Gaming Minds

Release

02.09 2010

Genre

Simulation

Typ

Vollversion

Pegi

12+

Webseite

Media (8)

Handeln

Eine Freude für Fans von Handelssimulationen. Patrizier IV in aufpoliertem Outfit und einem enormen Tiefgang.
vom Krämer zum Handelsimperator
Nach dem Motto „Alles ist möglich“, fängt der Spieler als kleiner Krämer an, in einem kleinen Nest namens Lübeck. Ein wenig Startkapital und eine Schnigge (kleines Schiff mit einem Fassungsvermögen von 200 Fässern) helfen uns die ersten Handelsaktivitäten zu tätigen. Ein Blick auf die Markthalle offenbart uns was vorrätig ist. Wir kaufen Nahrung und Salz. Ein Blick auf die Weltkartenansicht zeigt uns Städte im Norden Europas, mehr ist noch nicht einsehbar. Neben den Namen der Städte sieht man kleine Icons die den aktuellen Bedarf an benötigten Rohstoffen zeigen. Also schippern wir zur nächst gelegenen Stadt die Nahrung oder Salz braucht. Dort angekommen verkaufen wir was wir an Board haben und kaufen im Gegenzug Waren ein, die wir wieder woanders loswerden können. Bärenfelle, Holz und Metall fehlen in unserer Heimatstadt. Zuhause angekommen verkaufen wir die Rohstoffe wieder an die Markthalle und ernten dafür einen satten Gewinn sowie Ansehenspunkte. Letzteres ist für den weiteren Spielverlauf nicht unerheblich, da wir uns ja irgendwann auch nach oben arbeiten wollen, denn das Amt des Bürgermeisters sieht sehr verlockend aus. Doch zuerst muss man ein ordentliches Vermögen anhäufen um im Rang zu steigen, der in vier Stufen bis zum Großhändler führt.
Ist dies erreicht, liegt es an den Ansehenspunkten um in den Stadtrat zu gelangen und von dort mehr Stimmgewicht bis zur Bürgermeisterkandidatur zu erlangen. Danach gilt es als Edelmann tituliert zu werden, was auch mit dem Aufbau der Stadt zu tun hat. Denn abgesehen vom Handel kann man sich auch als Bauherr betätigen und Mietshäuser bauen lassen. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit Produktionsstätten zu errichten die Salz, Hanf, Werkzeug und Getreide produzieren. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung der Gilde, die die eigentlichen Zügel in der Hand hält. Spenden für Arme, Beten für Erfolg oder Gesundheit helfen gelegentlich auch der Entwicklung auf die Sprünge. Aber damit es nicht zu einfach wird, bekommen wir nette Zeitgenossen wie ehrgeizige Nebenbuhler, die auch nach dem Amt des Bürgermeisters streben oder Piraten. Die Bösewichte und Schrecken der Meere überfallen uns zwar nicht allzu oft, aber sie stören das Gleichgewicht und gewinnen an Stärke wenn man nichts gegen sie unternimmt. Mit fortgeschrittenem Spielstand lässt sich durch eine Expedition in südlichere Gefilde auch die Weltkarte erweitern, was neue Handelsrouten ermöglicht und natürlich auch neue Piraten anlockt.
Handelsrouten und Kanonen
Dank zahlreicher aber auch leicht umständlich angeordneter Menüs, bekommt man einen Tiefgang geboten der Anfänger abschrecken dürfte. Die kargen Erklärungen zum Handling der Menüs erschweren den Zugang zusätzlich. Doch mit ein bisschen Probieren bekommt man das Wichtigste relativ schnell heraus. Wir legen Handelsrouten über die Weltkarte fest, fixieren Waren mit denen gehandelt werden soll, können aber auch manuell unsere Flotte schicken wohin wir wollen. Doch mit wachsendem Erfolg artet dies in Stress aus. Mit dem Auftauchen der Piraten sollte man auch seine Schiffe etwas aufrüsten indem man in der Schiffswerft Kanonen montieren lässt. Doch leider kosten die dicken Wummen Laderaum. Also steht der Kauf eines größeren Schiffes schneller an als uns lieb ist. Nebenbei müssen wir für Wohlstand in unserer Heimatstadt sorgen und den Handel weiter forcieren, denn der KI-Gegner erreicht den Titel des Bürgermeisters schneller als wir, was nicht heißt dass wir ihm diesen Titel nicht mehr abnehmen können. Die Ansehenspunkte kann man übrigens auch in jeder anderen Stadt ernten, wenn man sie nicht bis zum letzten Rohstoff aussaugt und oft liefert was sie am dringendsten brauchen. Mit der Zeit weiß man, was welche Region am meisten produziert und am dringendsten braucht. Etwas Würze und Spannung bringen Aufträge, die man in jeder Stadt annehmen kann. Meistens sind dies auf Zeit gebundene Lieferaufträge oder Nottransporte. Manchmal auch die Bekämpfung eines Piratennestes. Doch dafür sollte man schon eine ordentliche Flotte sein Eigen nennen. Die Belohnungen für rechtzeitig erledigte Aufträge sind sehr unterschiedlich, aber meistens recht gut bezahlt. Erschwerend kommen noch Belagerungen von Städten und Seuchen hinzu, die laufende Handelsrouten stören.

Noch mehr Handel

Menüs über Menüs
Man kann es auch übertreiben, war mein erster Eindruck, als ich mal wild durch diverse Menüs gezappt bin. Doch letzten Endes ist die Vielzahl für den Tiefgang dieser Sim nicht unerheblich. Sei es politisch, Handel oder andere Interessen die man zu Hilfe nimmt, um seinen Charakter zu verwalten oder nach vorne zu bringen. Auch wenn man das eine oder andere Popup-Fenster miteinander kombinieren hätte können, bzw. einen fließenden Übergang geschaffen hätte, was die Ansicht der Karte und die Verwaltung der Handelsrouten sowie der Ladeaktivitäten der Schiffe betrifft. Doch wie sagt man so schön? Übung macht den Meister.
Geht grad so… Sowohl Terrain wie auch Städte zeigen eine wenig ansprechende Optik. Klar ist dies bei einer Simulation nicht das Wichtigste, doch wenn man mit der Zeit geht, sollte man auch hier ein bisschen mehr feilen. Zumindest gibt es einige Animationen wie herumwuselnde Menschen, Vogelschwärme die ihre Kreise ziehen und Wellengang auf dem Meer. Zoomen ist ebenfalls möglich, und bei der Weltkartenansicht sehr von Vorteil, um die Bedarfsicons besser erkennen zu können, wenn man eine sehr hohe Auflösung verwendet.
Angenehme Musik
Akustisch hält man sich etwas bedeckt. Stimmenwirrwarr auf dem Marktplatz, Wellengang, Vogelgezwitscher und das Gezirpe der Grillen wenn es Nacht wird. Dramatische Signale bei einer Statusveränderung von einem Piraten-Anführer unterbrechen die sonst sehr angenehm gewählte Hintergrundmusik, die unterschiedliche Schwerpunkte setzt.

Fazit und Wertung

Hannes meint: Eine Empfehlung für Fans des Genres!

Patrizier IV zieht den Spieler erneut in eine Handels-Odyssee, aber im positiven Sinne, da es einen enormen Tiefgang bietet. Viel Drumherum, wenn auch erst mit fortgeschrittenem Spielstand, würzt das Spielgeschehen. Anfänger werden mit den unzähligen Menüs zu kämpfen haben, die leider nur sehr spärlich erklärt werden. Fans des Genres hingegen werden diesen Umstand begrüßen, je mehr desto länger spielbar und vielseitiger im Handling. Auch wenn die Grafik nicht zum Feinsten gehört, entschädigt dafür die stimmungsvolle Musik im Hintergrund und die vielen gebotenen Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen.

70%
Grafik
7
Sound
9
Bedienung
7
Spielspaß
8
Atmosphäre
7
Preis/Umfang
7
Richtig gut
  • sehr schöne und stimmungsvolle Musik
  • ausgeprägter Tiefgang
  • viele Möglichkeiten
Verbesserungswürdig
  • zu viele Menüs für Einsteiger
  • kleine Fehler im Routensystem
Anforderungen
• PC (Minimum):
-Prozessor: Intel Pentium 4 2,0 GHz oder AMD Athlon XP 2000+
-Arbeitsspeicher: 1 GB (XP); 2 GB (Vista/7)
-Grafikkarte: NVIDIA GeForce 6 Serie oder ATI Radeon X1000 Serie
-Festplatte: 5 GB
-Betriebssystem: Windows XP/Vista/7
-Sound: DirectX 9.0c-fähige Soundkarte
-Sonstiges: Maus, Tastatur und DVD-Laufwerk

• PC (Empfohlen):
-Prozessor: Intel Core 2 Duo 2,66 GHz oder AMD Athlon X2 3800+
-Arbeitsspeicher: 2 GB (XP); 2 GB (Vista/7)
-Grafikkarte: NVIDIA GeForce 6 Serie oder ATI Radeon X1000 Serie
Getestet für
• PC
Hannes Obermeier Hannes Obermeier

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