Mehr Qualität - mehr Geld?!
Jedes Jahr das gleiche Spiel? Lassen wir uns überraschen, ob NBA 2K24 endlich gewisse Dinge neu macht oder 2K Sports sich wieder nur auf alte Tugenden verlässt. Beleuchten werde ich auch in diesem Jahr wieder hauptsächlich den MyPlayer-Modus, werde aber auch noch die anderen Modi kurz anschneiden. Also ab geht’s auf den Court! Lasst uns schauen, ob NBA 2K24 ein Monster ist
Alte Dinge neu aufgelegt
Es geht eigentlich los wie in den Jahren zuvor: Im MyPlayer-Modus können wir das Aussehen unseres Spielers sehr stark individualisieren oder sogar per Scan unser eigenes Gesicht ins Spiel implementieren lassen. Nachdem der Look angepasst und für gut befunden wurde, geht es auch schon weiter mit der Auswahl der Position auf dem Court. Wollt ihr ein schneller, agiler Point Guard sein, der Pässe verteilt, schnell zum Korb zieht oder es “From Downtown” Dreier regnen lässt? Oder doch lieber das Iso-Lockout Center Monster, der sich auf Rebounds spezialisiert und es mit krachenden Poster Dunks in alle Wiederholungen schafft? Dabei gibt euch NBA 2K sogar die Möglichkeit, Mischbilder zu erschaffen. Ich persönlich habe mich für einen 2,06 Meter großen Power Forward entschieden. Heißt, ich habe die Größe reduziert und auch die Spannweite der Arme gekürzt, um auch von außerhalb besser Dreier werfen zu können. Denn Veränderungen an Größe und Spannweite erhöhen oder reduzieren gewisse Parameter eures Spielers. Die höheren Werte bei 3-Punkte Würfen haben zur Folge, dass ich ein wenig schlechter bin in Sachen Rebounds. Das aber nur am Rande erwähnt. Nachdem man sich alles nach seinen Wünschen eingestellt hat, wird man noch damit konfrontiert, welche Art von Spielertyp man ist. In meinem Fall bin ich eine dreidimensionale Gefahr wie Kevin Durant.
Nach der Erstellung suchen wir uns noch ein Team aus, für das wir Spielen wollen und werden dann auch schon in die City geworfen, den großen Online-Hub von NBA 2K. Wie schon in den Jahren zuvor ist der Online- und Offline-Modus für MyPlayer Spieler nämlich fest miteinander verstrickt.
Eine große Neuerung zu den letzten Serien-Ablegern ist das Fehlen einer “großartigen” Story. Dieses Jahr gibt es kein “Vom College in die NBA”-Geschichte oder ein “Ich bin ein großes Talent und muss meine Dynastie aufbauen”-Gedöhns. Es gibt eine kleine Geschichte drumherum, die schnell beschrieben ist: Wir kommen aus einer Basketball-Familie und sind ein Jahrhunderttalent, welches der GOAT werden will. Das mit der Basketball-Familie wird uns im Laufe der Saison auch gezeigt, denn wir können Familien Flashbacks spielen. Insgesamt sind das vier Spiele, die wir dann in der Haut unseres Großvaters oder unseres Vaters nachspielen können. Das ist ganz interessant aufgebaut und man kann bei Erfüllen von Zielen auch Gegenstände gewinnen.
Ansonsten besinnt sich 2K wieder auf die wirklichen Tugenden. Wir spielen gegen die Teams der besten Basketball-Liga der Welt, leveln unsere Plaketten auf und verdienen uns auch noch VC und GOAT-Punkte. Je besser wir sind, desto mehr GOAT-Punkte und VC erhalten wir nach Abschluss eines Spiels. Beides setzt sich aus den individuellen Statistiken, die wir in einem Spiel haben, zusammen. Die interessanteste Neuerung ist insgesamt die GOAT-Liste, auf der wir uns immer weiter nach oben spielen werden. Es ist nämlich schon ein geiles Gefühl, an Spielern wie Larry Bird oder Luka Doncic vorbeizuziehen und sie unseren Staub fressen zu lassen.
Der Online-Hub bietet wieder einige Möglichkeiten, sich abseits des NBA-Zirkus Plaketten zu verbessern oder VC zu verdienen. Hier haben wir die Streetball Courts Sunset Park, Der Yard oder Der Point, auf denen wir gegen KI Gegner antreten können. Aber es gibt natürlich auch wieder viele Courts und Modi mit menschlichen Spielern, die überall in der City verteilt sind und, Halleluja, macht das wieder “Spaß”.
Der große Knackpunkt
“Spaß” ist nämlich etwas, was der Online-Part von NBA 2K24 leider nur bedingt liefert. Wie in den Vorjahren muss ich auch dieses Jahr wieder schreiben: Man wird genötigt, echtes Geld in NBA 2K24 zu investieren. Denn 2K Sports schmeißt auch dieses Jahr wieder die Melkmaschine an und will von seinen Spielern jede Menge Kohle bekommen. Das passiert über die verschiedensten Anregungen: Season Pass, welcher in mehreren Stufen existiert (Normal bis Hall of Fame = 20 Euro), Konkurrenzfähigkeit im Online Modus oder sehr wenig VC nach Spielen in der NBA. Also entweder man grindet NBA 2K wieder bis zum Umfallen oder man investiert Echtgeld in VC’s. Um einen seiner Spieler auf die maximale Stärke zu bringen, werden aber knapp 300.000 VC benötigt. Heißt, entweder circa 250 Spiele in der NBA mit Abschließen von Nebenaufgaben auf dem Schwierigkeitsgrad Profi oder circa 100 Euro investieren. Achso, und nur um das kurz nochmal aufzuzählen: 250 Spiele sind es auch nur, wenn ihr konstant gute Leistungen und eine hohe Einsatzdauer habt. Sollte das nicht der Fall sein, werden aus den 250 Spielen auch schnell wesentlich mehr. Das alles nur um konkurrenzfähig zu sein.
Ich wurde mit meinem 78er Spieler schon mehrfach von meinen menschlichen Teammates komplett außen vorgelassen, habe keine Zuspiele erhalten und konnte mich nicht integrieren. Das zehrt ganz stark an meiner Motivation, dem Spiel mit anderen Leuten überhaupt noch eine Chance zu geben. Denn der Großteil der Spieler hat teilweise schon Spieler von 90 Plus. Für das Online Spielen in NBA 2K24 ist man also ohne Echtgeld-Investition einfach nicht konkurrenzfähig. Ebenfalls davon gezeichnet ist der MyTeam-Modus, ein Pendant zum Ultimate Team Modus aus der FIFA-Serie. Kaufe Karten-Packs und nutze die enthaltenen Spieler, um ein Team aufzubauen. Hier gibt es sogar noch mehr Möglichkeiten Geld zu investieren. Entweder in VC oder in MTP, was für MyTeamPoints steht.
Und dabei hat NBA 2K24 so etwas eigentlich nicht nötig. Ich würde persönlich einen Modus, in den Echtgeld investiert werden kann, verstehen. Entweder nur im MyPlayer-Modus oder im MyTeam-Modus. Aber der Fakt, dass eigentlich in jedem Modus, der auch einen Online-Part enthält, Geld investiert werden müsste, um überhaupt Spaß zu haben, ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Dagegen wirkt EA Sports mit ihrem Ultimate Team-Modus fast wie ein Mauerblümchen.
Und dabei hat NBA 2K24 so viel Potenzial. Ob es nun die anderen Modi, wie die Mamba Moments, in denen man die wichtigsten Meilensteine von Kobe Bryant nachspielt, oder die NBA-Ären eines LeBron James, Shaquille O'Neal spielt. Das alles passiert nämlich wieder auf einem konstant hohen Niveau.
Präsentation der absoluten Superlative
Ob das Fehlen einer großen Story jetzt ein Gewinn oder Verlust ist, liegt im Auge des Betrachters. Es wäre falsch zu sagen, dass die Storylines nicht ein Alleinstellungsmerkmal der 2K-Reihe waren. Persönlich bin ich mit den Geschichten aber kaum warm geworden. Was NBA 2K aber Jahr für Jahr für Jahr einfach einzigartig macht und es zu einem der besten (wenn nicht sogar dem besten) Sportspiele macht, ist die Präsentation. Die Grafik ist einfach nur grandios. Gerade die Spieler haben einen Detailreichtum, der seinesgleichen sucht. Gesichtsanimationen, Bewegungen und sogar das Runterrinnen des Schweißes sind eine grafische Augenweide. Dazu kommt einfach diese Atmosphäre, die durch die detailgetreuen Nachbildungen der Arenen aufkommt. Fans, die an ihren Sitzen mit übergroßen Gesichtern ihrer Stars für Stimmung sorgen, spektakuläre Spielzüge feiern und ihre Mannschaft anfeuern. Hier warten einfach Gänsehaut-Momente in Reinform. Dann sind da natürlich auch noch die Spielzug-Animationen. Ob es ein Behind the Back, ein No Look Pass oder ein knallender Dunk ist, alles sieht butterweich aus und das ganze bleibt über die gesamte Zeit extrem flüssig. Es gab kaum Momente, in denen ich FPS-Einbrüche gesehen oder gemerkt habe. Sollte man dann noch die Stadionkamera nutzen anstatt der MyPlayer-Kamera, kommt das ganze auch wirklich schon dem viel gesagten Fotorealismus nahe, denn es wirkt, als hätten wir eine reale Übertragung vor uns.
Das kann ohne guten Sound natürlich nicht funktionieren und hier hat NBA 2K24 auch die absolute Ausnahmestellung. Es gibt umfangreiche Expertenanalysen, Halbzeitinterviews und unzählige Anekdoten aus der aktiven Karriere der Experten. Aber auch die Stimmung in der Arena ist kongenial eingefangen. Brüllen oder das Kommentieren von Fehlpässen durch einzelne Zuschauer sind keine Seltenheit und ziehen uns noch mehr ins Geschehen, aber auch das Ausbuhen der Menge, wenn wir auf Auswärtstour sind, ist grandios. Ebenfalls großartig spielt der Soundtrack auf. Die Tracks passen einfach in den Bereich Basketball wie der Ball ins Netz - und das sage ich als jemand, der sonst nur im Metal- und Hardcore-Bereich heimisch ist.
Kommentar schreiben