Carrion - Test/Review
Okay Leute, das ist keine Übung! ES ist entkommen und ES hält nicht viel von Nettigkeiten.
Von Lars Hack am 02.08.2020 - 05:32 Uhr

Fakten

Plattformen

Switch Lite

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

Switch

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Devolver Digital

Entwickler

Phobia Game Studio

Release

23.07 2020

Genre

Action

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

19,99 Euro

Media (11)

Menschenjagd

Okay Leute, das ist keine Übung! ES ist entkommen und ES hält nicht viel von Nettigkeiten. Außerdem ist es ziemlich unheimlich... Wie treffend also, dass die Entwickler, die uns CARRION bescheren, Phobia Game Studio heißen! Zusammen mit Publisher Devolver bringen sie uns ein blutiges Chew'n'Evolve-Abenteuer mit Splatterfeeling – in dem wir die bösen sind... Oder eher DAS Böse!
Containment Breach ongoing
Manche Dinge sind Schicksal. Zum Beispiel epische Quests, bei denen man ein Königreich mit Hilfe eines Dreiecks retten muss. Oder, dass ich jeden in der Redaktion bei Super Smash Bros. Ultimate besiegen kann. Oder, dass man einen fleischhungrigen, tentakelbewehrten Blob mit Mörder-Tendenzen und einem unglaublichen Appetit nicht lange in einem brüchigen Glasbehälter festhalten kann. Spoiler: Wir sind dieser Blob. Und genauso startet CARRION! Als Mutant/Alien/Monster brechen wir in einer Untergrundbasis aus unserer winzigen Zelle aus. Und von da an treibt uns eigentlich nur noch eines: Hunger. Wissenschaftler und Sicherheitspersonal verschwinden gleichermaßen in der wachsenden Masse an Mäulern, aus denen wir bestehen, freundlichst serviert von unseren Tentakeln. Aber da draußen wartet mehr. Eine ganze Welt, in Freiheit. Zwischen uns und dieser Welt stehen nur Sicherheitsleute, lange, verworrene Forschungsebenen und eine Menge Lüftungsschächte. Ein Klacks für uns!
Evolution in Rot
Wir beginnen simpel als Baby-Menschenmixer. Unsere Tentakel sind aber unsere große Trumpfkarte! Mit ihnen bewegen wir uns zum Beispiel frei durch den Raum, egal in welche Richtung. Unsere schleimigen Greiferchen halten sich automatisch an Oberflächen fest und erlauben uns damit die Bewegung in jede Richtung – die Schwerkraft ist nicht unser Meister! Aber unsere Oktopus-Arme haben noch eine viel wichtigere Funktion: Sie füttern uns. Wir können zwar alle möglichen Türen, Schachtabdeckungen und Möbel greifen und durch die Gegend werfen, aber nur Menschen können wir auch in unsere gierigen Futteröffnungen schieben (oder auch die als Wurfgeschosse benutzen, don't judge). So heilen wir uns nicht nur, nachdem uns die Sicherheitskräfte mit Pistolen, Automatikwaffen, Flammenwerfern und Gatlings zu nahegekommen sind, sondern wachsen auch im Laufe des Spiels. Denn während unseres wilden Fluchtversuchs aus dem Forschungslabor entdecken wir andere Probencontainer, die jedes Mal neue Fähigkeiten für uns bereithalten, wie temporäre Unsichtbarkeit oder ein Netz, das wir verschießen können. Nach genügend solcher Containers wachsen wir und haben Zugang zu ganz neuen Skills! Sind wir schließlich vom unscheinbaren Tentakelklumpen zum raumfüllenden Zahn-und-Augen-Albtraum herangewachsen, verwandeln wir schließlich auf einen Schlag ganze Räume in einen Tornado aus Eingeweiden, Möbelteilen und Verzweiflung.
Was können bloße Menschen gegen so etwas nur ausrichten? Energieschilde. Nein, wirklich. Energieschilde. Gatlingmechs. Flammenwerfer. Oh, und Sprenglanzen! Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken, wir müssen einfach nur gewitzter und schneller sein. Das ist tatsächlich nicht schwierig, da die KI leider etwas träge ist. Seien wir also ehrlich, es war wirklich Schicksal, dass wir irgendwann entkommen – diese Leute betteln fast schon darum, geschreddert zu werden! Wenn wir dann gerade mal nicht Leute in ihren eigenen Splatterfilm werfen, rutschen wir durch Gänge, legen eine gigantische Menge an Hebeln um und lösen einfache, wirklich, wirklich einfache Rätsel... Und verlaufen uns ein paar Mal.
Rip and tear
Es ist ein unglaublich großartiges Feeling, ein Keter-Level Monster on the run zu sein (Wo sind meine SCP-Fans?). Wir zerstören, vernichten, fressen, jagen und schreddern uns durch diesen Laborkomplex mit unglaublich vielen Freiheiten! Wir machen Gegnern auf spektakuläre Weise den Garaus und es ist ein wahres Fest für Connaisseure der Splatter-Film-Industrie – und genau da fällt CARRION leider etwas kurz.
Es ist halt ein Splatter-Film, aber einer, der für drei bis vier Stunden anhält. Neue Skills und Wege der Vernichtung machen eine Menge Spaß und ich habe viel herumexperimentiert und gelacht... Vielleicht zu viel... Aber: Ab einem bestimmten Punkt nimmt es einfach ab. Irgendwann hat man einfach genug Leute mit ihren eigenen Arbeitskollegen erschlagen. Oder mit Forschern jongliert. Oder... Okay, irgendwann wird es zu abgefahren. Dazu kommt eben auch noch, dass CARRIONs Lieblingsfarbe Grau ist. Wir starten in einem stählernen Forschungslabor, wandeln durch graue Kernkraftwerke und graue Sicherheitszonen. Unterbrochen wird das nur ab und an von der gelegentlichen Höhle, von denen auch viele Grau sind. Das macht CARRION nicht hässlich, sorgt aber dafür, dass man sich irgendwann eben nicht mehr für die Kulissen begeistern kann.
Das Monster selbst ist dafür umso mehr gelungen! Es windet sich, es glitscht, seelenlose Augen starren, wir dehnen uns aus und ziehen uns wieder zusammen. Ein wahrer Hingucker, das gesamte Spiel über! Auch die verschiedenen Skills sind abwechslungsreich und fühlen sich passend an. Pluspunkte gibt es außerdem für eine deutsche Textausgabe, gesprochen wird in CARRION nicht. Aber irgendetwas fehlt. Etwas, was unserem Cabin in the Woods-Leben etwas mehr Pepp gibt. Denn leider sind die Rätseleinlagen in CARRION eher schwach und die Wegfindung gelegentlich unübersichtlich.

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