Anno 2205 - Test/Review
Entwicklerteam Blue Byte Mainz möchte mit dem 2205-Ableger die Anno-Serie komplett umkrempeln.
Von Christoph Miklos am 03.11.2015 - 05:11 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Blue Byte

Release

03.11 2015

Genre

Aufbaustrategie

Typ

Vollversion

Pegi

7+

Webseite

Preis

49,99 Euro

Media (23)

Vieles wird anders

Entwicklerteam Blue Byte Mainz möchte mit dem 2205-Ableger die Anno-Serie komplett umkrempeln. Handelsrouten von Insel zu Insel und Opfer eines Piratenschiffs zu werden sind passe. Warum der neuste Anno-Teil trotzdem zu gefallen weiß, klären wir in unserem Review!
Bekannter Start folgt auf eisige Kälte
Der Beginn von Anno 2205 kommt erfreulich vertraut vor: Wir geben unserem Unternehmen einen Namen und ein Logo. Danach wählen wir eine von drei möglichen Startplätzen in der normalen Klimazone aus. Es geht chillig weiter: Wir bauen im Sekundentakt neue Wohnhäuser, Fabriken, Gemeinschaftsgebäude und Bergbau-Anlagen. Danach folgt ein bisschen Mikromanagement in Form der Strom- und Wasserversorgung. Wirklich anspruchsvoll ist das nicht. In den nächste zwei Stunden versorgen wir so unsere Raumstation mit Rohstoffen, um in die nächste Phase der „Mondlizenzierung“ zu gelangen, und schlagen vielleicht mal die eine oder andere Seeschlacht. Doch plötzlich passiert es: Wir landen in der Arktis. Denn in der normalen Klimaregion stoßen wir nach den ersten Entwicklungsstufen unserer Bürger an unsere Grenzen: Die wünschen sich plötzlich Neuroimplantate, und dafür benötigen wir seltene Rohstoffe. Und die gibt’s nur im kühlen Norden. Die Arktis-Baugebiete stellen Perfektionisten, „Anno“-Ästheten und Symmetrie-Liebhaber aber schnell auf eine harte Probe: Wer effizient bauen will, muss wirklich gut planen und immer wieder mal eine architektonische Notlösung in Betracht ziehen. Der Grund: Wohnquartiere müssen in der Nähe von wärmenden Fabriken errichtet werden. So richtig schön sieht es eben nicht aus, wenn Wege und Straßen kreuz und quer vorbei an großen Gebäuden hin zu Wohnhäusern führen - nur damit auch ja kein warmer Fleck verschwendet wird. Die erschwerten Bau-Bedingungen machen die Arktis zum wohl widerspenstigsten Part in Anno 2205. Trotzdem werden auch Perfektionisten, die gerne mal die Winkel ausrechnen, in denen ihre Gebäude zueinanderstehen, ihren Spaß haben.
Ab zum Mond
Sobald man die normale Klimazone und die Arktis gemeistert hat, folgt die nächste Herausforderung in Form des Mondes. Hier ist jedes Gebäude locker doppelt so teuer - und auch die Handelsrouten nach oben oder unten kosten ein Vielfaches. Mond-Bewohner brauchen natürlich ebenfalls seltene Ressourcen, und Rohstoffe müssen von der Arktis zum Mond, in die normale Klimaregion und wieder zurückgeschafft werden. Ein falscher Klick oder ein zu früh gebautes Gebäude können ein Finanzdesaster auslösen. Immerhin: Bis zur Mondphase spielt Geld nur eine kleine Rolle. Darüber hinaus können langfristige Sparmaßnahmen über kostenintensive Module erfolgen. Über Seeschlachten oder Nebenaufträge verschafft man sich dann die Mittel für dringend benötigten Ressourcen.
Krieg im Nebenzimmer
In Anno 2205 sind die Seeschlachten ausgelagert: Während des normalen Bau-Alltags muss man sich nicht um feindliche Angriffe sorgen oder zur Sicherheit eine Flotte vor seinem Kontor positionieren. Stress gibt’s trotzdem - allerdings auf externen Karten, die man über die Weltansicht betretet. Mit ein paar Klicks verstärkt man seine Flotte, verdient sich seltene Ressourcen für Auseinandersetzungen und steigt im militärischen Rang auf. Drei Schwierigkeitsstufen stehen zur Verfügung - abhängig von der Flottengröße und -Qualität. In der Anfangsphase des Spieles startet man mit drei Schiffen: Der bullige Titan ist groß, gut gepanzert und macht ordentlichen Raketen-Schaden. Die kleinere Turtle hält nicht viel aus, verursacht aber enormen Schaden an anderen Fahrzeugen. Die robuste Spark feuert mit Funkenketten auf Gegner in der Nähe. Darüber hinaus gibt es noch ein kleines Reparierschiff, welches beschädigte Schiffe schnell wieder seetüchtig macht. Sobald man im Militärrang steigt, kann man mehr Schiffe befehligen und diese auch upgraden. Doch Vorsicht: Die Upgrade-Kosten sind sehr happig. Die Seeschlachten dauern ungefähr zwischen 10 und 20 Minuten und sind eine nette Abwechslung während des gemächlichen Bau-Trotts. Trotzdem sollte man sich keinen allzu taktischen Anspruch erwarten. „Kriege“ in den Anno-Teilen waren immer nur „nettes Beiwerk“.


Kein Multiplayer
Trotz der vielen Karten und dem irreführenden Begriff „Multi-Session“, den die Entwickler in den Raum geworfen haben, gibt es keine Multiplayer-Option. Und das ist auch gut so: Anno 2205 bietet eine enorme Spiel-Vielfalt, die einen monatelang in Atem halten kann. Mit „Multi-Session“ ist übrigens die Möglichkeit gemeint, alle neun Karten (jeweils drei in den Gebieten Erde, Arktis, Mond) im Laufe des Spiels zu besiedeln und miteinander zu einer einzigen, riesigen Welt- Metropole zu verschmelzen.
Technik
Das Spiel basiert auf einer neuen Engine, die nahtloses Drehen und Zoomen ermöglicht, und sieht grafisch klasse aus. Die Welt glänzt und funkelt, es gibt viele schöne Details wie die schwebenden Autos oder die Passanten, die kleine Dörfer ebenso wie große Städte besiedeln. Auch puncto Animationen weiß Anno 2205 zu gefallen. Der akustische Bereich ist gut - man kann aber auch bedenkenlos den „Soundtrack“ ausmachen und eigene Musik anmachen.

Fazit und Wertung

Christoph meint: Erneut überzeugend!

Anno 2205 hat es uns bei der Endwertung sehr schwer gemacht. Auf der einen Seite bin ich froh darüber, dass die Entwickler das leicht angestaubte Gameplay recht radikal umgekrempelt haben. Der gestiegene Komplexitätsanteil schadet der Serie definitiv nicht. Auch die wunderhübsche Grafik (vor allem der Mond sieht fantastisch aus) und die verschiedenen Großprojekte haben mir ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert. Aber: Auf der anderen Seite gibt es aber auch den alteingesessenen „Fanboy“, der einige Veränderungen (keine Handelsrouten, unnötige Kampfmissionen, kleinere Inseln, keine Story) nicht so positiv aufnehmen wird. Unterm Strich können aber die Verbesserungen/Veränderungen überzeugen. Demnach können auch Hardcore-Anno-Fans bedenkenlos zum neusten Teil der Serie greifen.

90%
Grafik
9
Sound
7
Bedienung
9
Spielspaß
9
Atmosphäre
9
Preis/Umfang
9
Richtig gut
  • schicke Animationen
  • detaillierte Welt
  • extrem hübsche Mondlandschaft
  • hoher Suchtfaktor beim Aufbauen und Optimieren
  • erfrischend neues Gameplay
  • keine Konkurrenz und Umweltkatastrophen
  • gelungener Mix aus aus Kampagne und Endlosspiel
Verbesserungswürdig
  • nur mittelmäßiger Sound
  • nervige Kampfmissionen auf separaten Karten
  • keine Handelsschiffe mehr
  • lange Ladezeiten zwischen den Kontinenten
  • Inselkarten kleiner als in den Vorgänger
  • keine Story mehr
  • kein Multiplayer-Modus
Anforderungen
PC (Minimum):
• OS: Windows 7 SP1 or Windows 8.1 or Windows 10(64bit versions)
• Processor: Intel Core i5 750 @ 2.6 GHz or AMD Phenom II X4 @ 3.2 GHz
• Memory: 4 GB RAM
• Graphics: nVidia GeForce GTX460 or AMD Radeon HD5870 (1024MB VRAM with Shader Model 5.0)
• Hard Drive: 35 GB available space
• Sound Card: DirectX Compatible Sound Card with latest drivers
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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