Wieso ist Pachinko in Japan legal, obwohl dort Casinospiele eigentlich verboten sind?
Jedes Jahr geben die Spieler in Japan über 200 Milliarden Dollar für Pachinko aus.
Von Christoph Miklos am 03.01.2020 - 16:23 Uhr - Quelle: E-Mail

Fakten

Hersteller

Gamezoom.net

Release

Anfang 2000

Produkt

Gaming-Zubehör

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Jedes Jahr geben die Spieler in Japan über 200 Milliarden Dollar für Pachinko aus. Dabei handelt es sich um vertikale, flipper-ähnliche Spielautomaten. Wenn man sich die Summe mal durch den Kopf gehen lässt, wird klar, wie enorm weit verbreitet Pachinko in Japan tatsächlich ist. Die Bevölkerung steht total auf diesen Automaten. Die Einnahmen in Japan bewegen sich in einem Bereich des 30-fachen jährlichen Gewinns von Las Vegas und das entspricht dem doppelten Betrag des jährlichen Exports der Autobranche in Japan.
Insgesamt locken ganze 10.600 Salons zum Zocken ein, in denen der flipper-ähnliche Automat angeboten wird. Für die Spieler ist die blinkende und bunte Maschine ein echtes Highlight.
Worum geht es bei Pachinko?
Es geht bei diesem Automaten darum, möglichst viele silberne Kugeln wie möglich in ein Loch mit mittlerer Rillung zu befördern. Gesteuert wird das durch den Spieler mit der Hilfe eins einzelnen Rades. Dadurch kontrolliert man auch, wie sich die Kugeln in der Maschine bewegen.
Natürlich ist das Gambling und Zocken in Japan verboten, doch offensichtlich gibt es für die Pachinko Spielautomaten kein offizielles klares Verbot, sonst wäre das Spiel nicht so extrem populär in Japan. Online zugängliche Casinos können außerdem schwer von der Regierung kontrolliert werden.
Abgesehen von Pferdewetten, Autorennen und Sportwetten, ist das Glücksspiel in Japan strikt und generell verboten. Doch die Salons welche den flipper-ähnlichen Automaten mit dem Namen Pachinko anbieten, agieren in einem legalen Grau-Bereich.
Die Pachinkosalons nutzen dafür eine clevere Lücke. Denn wenn zwischen dem Gewinn der Bälle und der Umwandlung in Bargeld ein Vermittler steht, gilt es nicht mehr als Glücksspiel, welches unter das Glücksspielgesetz in Japan fällt.
Jeder Ball entspricht einer bestimmten Punktezahl. Man kann diese Punkte beim Preisschalter einlösen.
Mit dem Automaten kann man also lediglich diese Bälle und Punkte gewinnen, aber offiziell kein Bargeld. Man kann diese allerdings in Bargeld umtauschen lassen.
Es gab sogar mal eine Zeit, in welcher der Geldwechsel von der japanischen Yakuza Mafia kontrolliert wurde. Mittlerweile haben sich jedoch die Umstände etwas entspannt. Zwischen dem Vermittler und Kassierer ist nun lediglich eine Glaswand aufgebaut, um sich rechtlich abzusichern.
Die Gewinne haben also einen gewissen Marktwert, da es sich jedoch nicht um echtes Bargeld handelt, werden diese woanders umgewandelt und das Spiel an sich ist dadurch dem Glücksspielverbot immer entkommen.
Neue Gesetzeslage in Japan
Im Jahr 2018 wurden durch ein neues Gesetz die Grundlagen für eine neue Ansiedlung moderner Glücksspielhotels und Casinos gelegt.
Die breite Bevölkerung ist jedoch nicht ganz positiv auf diese Veränderung zu sprechen. Laut vielen Bürgern sind die neuen Einrichtungen in Japan überhaupt nicht willkommen. Dazu hat auch die japanische Zeitung Jiji Press eine repräsentative Umfrage gestartet. 60% der Bevölkerung sind gegen das neue Glücksspielgesetz und lehnen die Pläne für entsprechende Casinos strikt ab. Etwa 27% der Teilnehmer haben angegeben, dass sie das Vorhaben super finden. Von denen, die positiv auf die geplanten Casinos zu sprechen sind, haben sich 63% dafür begeistert, dass ein solches Glücksspielhotel oder eine neue Spielhalle in ihrer Region aufgebaut wird. 29% der Teilnehmer der Befürworter sind gegen eine Ansiedlung in ihrem Umfeld, haben aber allgemein nichts gegen die Casinos.
Da in Japan eine sehr konservative Regierung an der Macht ist, beunruhigen die Umfragewerte natürlich die Politiker.
Der Staat hat viele Vorteile, wenn die Casinos entstehen, zum Beispiel würden die Touristenzahlen sehr stark ansteigen. Denn aus den umliegenden Ländern würden dann viele Besucher kommen, welche sich für das Glücksspiel begeistern. Die Asiaten sind generell sehr bekannt für ihre Freude am Glücksspiel.
Außerdem kommt noch hinzu, dass durch die Casinos jede Menge direkte und indirekte Steuereinnahmen entstehen würden, was dem Staat in Japan natürlich zu Gute kommt.
Wie geht es also weiter in Japan?
Viele Bürger haben die Befürchtung, dass durch die möglich zukünftig steigende Anzahl an Casinos und Spielbanken, immer mehr Kriminelle in das Land kommen.
Damit alles geregelt und legal verläuft, soll eine Kommission gewählt werden. Nur so könnten die Richtlinien eingehalten werden.
Die Kommission hat eigentlich nur 2 große Aufgaben. Sie soll die Aktivitäten der zukünftigen Spielbanken prüfen und überwachen, aber auch untersuchen, ob es durch die neue Gesetzeslage zu sozialen Schäden für die Bevölkerung kommt. Gewählt werden die Mitglieder der Kommission für 5 Jahre.
Wenn das Glücksspielgesetz komplett umgesetzt worden ist, dann darf man Pachinko in den Casinos natürlich auch ohne die Ausnutzung der Grauzone spielen. Allerdings nur in Spielbanken, die auch eine Lizenz haben und der Prüfung der Kommission unterliegen.
Hinterhofcasinos und Spielautomaten, die in Salons betrieben werden, ohne eine entsprechende Lizenz zu besitzen, sind natürlich offiziell trotzdem verboten. Die Inhaber müssen sich erst eine Lizenz aneignen oder das Pachinko-Spiel unter der Ausnutzung der oben beschriebenen Gesetzeslücke betreiben.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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