Street Fighter 6 - Test/Review (+Video)
Kaum zu glauben aber wahr: Mit Street Fighter 6 versucht Entwickler und Publisher Capcom das angestaubte Prügelspiel-Genre aufzupeppen.
Von Christoph Miklos am 15.06.2023 - 02:53 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

PC

Publisher

Capcom

Entwickler

Capcom

Release

02.06 2023

Genre

Beat'em up

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 59,90 Euro

Media (10)

RPG-Prügler


Kaum zu glauben aber wahr: Mit Street Fighter 6 versucht Entwickler und Publisher Capcom das angestaubte Prügelspiel-Genre aufzupeppen. Im sogenannten „World Tour“-Modus erstellt man nicht nur einen eigenen Charakter, sondern es gibt auch eine offene Spielwelt mit reichlich Haupt- und Nebenquests sowie viel Humor.

Eigener Held


In einem extrem umfangreichen Charakter-Editor erstellt man, bevor es in die Open-World geht, einen individuellen Fighter. Nach einer kurzen Einführung wird man auf die Spielewelt „Metro City“ losgelassen. Im Vorbeigehen kann man alle möglichen Leute anquatschen und zu einem kurzen Zweikampf herausfordern. Zu Beginn nutzt man nur die Angriffe von Luke, der die Rolle des Mentors überhat. Im weiteren Verlauf der Geschichte trifft man aber auch die anderen Kämpfer aus dem Roster und kann so zu ihrem jeweiligen Stil wechseln. Ein eigenes Move-Set, wie man es zum Beispiel aus den 2K Games WWE-Titeln kennt, kann man allerdings nicht erstellen. Man ist stets auf den Stil des aktuellen Mentors festgelegt. Heißt im Klartext: Wähl man zum Beispiel Chun-Li, entsprechen sämtliche Bewegungen und Attacken der jungen Dame. Man kann lediglich die Special-Moves personalisieren, was aber auch nur über einen entsprechenden Story-Fortschritt funktioniert. Die ersten Stunden gestalten sich darum etwas zäh. Mit wenigen Angriffen verprügelt man Schulmädchen, Büroangestellte, Feuerschlucker und sogar Omas. Optisch mag das irgendwo zwischen witzig und fragwürdig liegen, doch spielerisch sind diese Auseinandersetzungen komplett belanglos. Wichtig daran ist vor allem der Zugewinn von Erfahrungspunkten, mit denen man seinem Avatar in verschiedenen Bereichen wie Schlagkraft und Verteidigung verstärkt. Für Sonderbedingungen wie beispielsweise „Lande drei Niederschläge“ winken neue Items und Klamotten. Bei einer Imbissbude kann man sich Energy Drinks oder kleine Snacks kaufen, welche die verlorene Lebensenergie wieder auffüllen. Dagegen sorgen Caps, Pullis, Hosen und mehr für zusätzliche Verbesserungen der Charakterwerte. An dieser Stelle wird wahrscheinlich die Frage aufkommen: Gibt es eigentlich auch eine Story in SF6? Die kurze Antwort: Ja, aber sie ist komplett belanglos (Anmerkung des Redakteurs: Wir haben sie oft selbst nicht verstanden…). Man trifft in den Hauptquests auf bekannte Charaktere der Serie, bereist, zum Teil, bekannte Locations und bekommt sehr abgefahrene Dialoge zum Lesen. Die meiste Zeit über wird man aber in Metro City unterwegs sein und dort massig Ulkiges erleben. Unter anderem haut man LKWs klein oder prügelt sich mit der Mad-Gear-Gang, deren Mitglieder Pappkartons auf dem Kopf tragen. Mit all diesen Elementen möchte Entwickler Capcom wahrscheinlich über das repetitive Kern-Gameplay hinwegtäuschen: Herumlaufen, Personen ansprechen und prügeln.

Bekannter - und besser


Wer es „klassischer“ möchte, der wechselt in den „Fighting Ground“. Hier gibt es den Arcade-Modus mit wahlweise fünf oder zwölf Duellen, Versus-Kämpfe allein oder im Team und das Special Match, bei dem man Regeln und Gimmicks selbst festlegt. Der dritte Modus heißt Battle Hub, das ist ein auf Multiplayer ausgelegter Onlineraum für bis zu 100 Teilnehmer gleichzeitig. Die können mit anderen Spielern interagieren und sie an Automaten zu Duellen herausfordern, es gibt Turniere und Clubs. Auch in einigen weiteren Bereichen schafft Street Fighter 6 einen teils gelungenen, teils merkwürdig anmutenden Spagat zwischen einfach draufhauen und schwer verständlich. Das gilt insbesondere für die Steuerung. Davon gibt es drei: Die klassische Steuerung mit einigen komplexen Tastenkombinationen, die in allen drei Modi verfügbar ist. Das gilt auch für teils minimal, teils stark vereinfachte Modern Control: Da muss man etwa für Spezialbefehle eben keine Kombinationen auswendig lernen, sondern nur eine Schultertaste drücken. Als dritte neue Steuerung steht nur in einigen Modi von Fighting Ground ein System namens Dynamic Controls zur Verfügung. Das ist für Einsteiger etwa bei Sessions im Freundeskreis gedacht. Die Grafik auf Basis der RE Engine von Capcom macht meist einen sehr guten Eindruck, Animationen und Spezialeffekte etwa für die neuen Drive-System-Schläge sehen wunderbar brachial aus.

Unser Testvideo zu Street Fighter 6




Roster und Kampfsystem


Spielbar sind insgesamt 18 Charaktere. Aus früheren Teilen bekannt sind Ryu, Ken, Chun-Li, Blanka, Dee Jay, Cammy, E. Honda, Zangief, Dhalsim, Guile, Juri und Luke. Billige Kopien aus vergangenen Spielen sind sie aber nicht, sondern bringen sowohl klassische Moves als auch neue Angriffe mit. Komplett neu sind Marisa (wuchtige Gladiatorin), Lily (junges und flinkes Mädel) und JP (älterer Herr, der Stacheln beschwören kann). Leicht zu lernen, aber schwer zu meistern - dieser alte Grundsatz der Reihe gilt auch für Street Fighter 6. Diesmal ist es das Drive-System, mit dem sich Fortgeschrittene und Profis auseinandersetzen müssen. Die entsprechende Leiste wird einfach durch erfolgreiche Angriffe aufgefüllt. Anschließend kann die gesammelte Energie auf verschiedene Arten eingesetzt werden: Mit dem Drive Impact durchbricht man die gegnerische Offensive, der Drive Reversal startet nach einem Block den Gegenangriff und der Drive Parry wehrt alle eingehenden Attacken ab. Capcom hat einen „Fighting Pass“ angekündigt, ein Teil davon soll kostenpflichtig sein - Details sollen erst später bekanntgegeben werden. Im Spiel sind sogenannte Fighter Coins eingebaut, die man nur für echtes Geld erhält. Für die Onlinemodi ist eine Capcom-ID nötig, für die man sich separat registrieren muss. Laut Hersteller gibt es über den kostenpflichtigen Teil des Passes und der Coins ausschließlich kosmetische Extras.
Die Sprachausgabe von Street Fighter 6 erfolgt auf Englisch oder Japanisch, deutsche Synchronstimmen gibt es nicht. Untertitel und Bildschirmtexte sind sehr gut übersetzt. Von der USK hat das Programm eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten.

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