Die Ninja Gaiden Serie steht seit jeher für temporeiche und taktisch anspruchsvolle Kämpfe. Der Spieler sollte über eine geringe Reaktionszeit, perfektes Timing und über eine hohe Frustresistenz verfügen. Aber Zeiten ändern sich. Tomonobu Itagaki hat der Serie den Rücken zugekehrt, das Zepter schwingt nun Yosuke Hayashi. Wie sich der neuste Teil von Ninja Gaiden spielt, könnt ihr in unserem ausführlichen Testbericht nachlesen.
Der Fluch
Wir schlüpfen erneut in die Rolle von Ninja Ryu Hayabusa, der vom britischen Geheimdienst die Aufgabe übertragen bekommt, den Premierminister aus seiner Geiselhaft zu befreien. Kaum in London angekommen schnetzeln wir uns schon recht blutig durch eine Horde von Terroristen. Beim Wohnsitz des Premiers angekommen, treffen wir erstmals auf einen geheimnisvollen Magier. Es kommt zu einer kurzen Auseinandersetzung. Allerdings wird Ryu dabei verflucht. Sein Drachenschwert brennt sich in den rechten Arm. Das sieht ziemlich ungesund aus und nennt sich "Griff des Mordes". Die Seelen der getöteten Menschen fressen sich in den Körper des Ninjas. Und das sind eine ganze Menge. Nur knapp entkommt er dem anschließenden Bombenangriff. Ab jetzt haben wir nur noch 10 Tage Zeit, um die Welt zu retten.
Anspruch ade? Das Kampfsystem von Ninja Gaiden war immer das Sahnestück. Taktisch anspruchsvolle Kämpfe, die euch immer alles abverlangten. Geschickt Angriffsmuster erkennen, clever blocken, höllisch aufpassen und im richtigen Moment zuschlagen. Beim dritten Teil sieht das leider anders aus: Das stark limitierte Kampfsystem raubt dem Titel schnell den Spielspaß. Auch nicht gerade innovativ: In fast allen Abschnitten geht es lediglich darum, verschieden große Gegnerwellen zu erledigen. Zumindest wissen die anstrengenden Bosskämpfe etwas zu gefallen.
Mit Magie und Katana Das Waffenarsenal im Kampf gegen die Söldner umfasst lediglich ein scharfes Katana, ein Bogen und ein Feuerdrache, den ihr ruft, wenn sich eure Chi-Leiste gefüllt hat. Der wirbelt dann über den Bildschirm, stopft sich das Maul mit Feinden voll und verschwindet wieder. Das Gute ist: Dadurch regeneriert sich eure Lebensenergie. Allerdings geht euch die immer gleiche Sequenz irgendwann auf die Nerven.
Moral?
Bei der ganzen Schnetzelorgie habe ich mir stets die Frage gestellt: Wo bleibt die Moral? Schließlich wurden wir doch gleich zu Beginn des Spieles mit einem Fluch belegt, der uns eigentlich die Augen öffnen sollte - oder doch nicht? Manchmal schmerzt Ryus verfluchter Arm dann doch. Macht nichts, denn Konsequenzen hat es keine. Ihr schnetzelt eure Gegner halt im Zeitlupentempo nieder. Erst, wenn auch der letzte Feind stirbt, geht es weiter. Wo versteckt sich Ryus Selbstzweifel? Wie rechtfertigt er sein Handeln? Alles unwichtig. Stattdessen bekommt ihr einen Vortrag über Pflichtbewusstsein von einem charmant bösartigen Magier, der euch daran erinnert, wie viele Leben ihr genommen habt. In der Schule würde der Lehrer sagen: Thema verfehlt, 5 und setzen.
Natürlich darf in Ninja Gaiden kein Mehrspielermodus fehlen. Entweder stürzt ihr euch in die kooperativen „Ninja Trials“ und kämpft in Arenen gegen Horden von Gegnern, oder tretet gegeneinander in den Klangefechten an. Hier meuchelt ihr in zwei Viererteams auf unterschiedlichen Schlachtfeldern. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um klassische Team-Deathmatches. Allerdings werden per Zufall kleinere Aufgaben für einzelne Spieler aktiviert. Eine nette Idee, da ihr eventuell auch mal euer Team verraten müsst. Darüber hinaus dürft ihr euren Ninja mit gewonnener Erfahrung aufrüsten und verbessern. Zwar hält sich die Vielfalt in Grenzen und kann nicht mit Battlefield 3 oder Call of Duty: Modern Warfare mithalten, ist aber eine nette Dreingabe.
Technik Ninja Gaiden 3 ist ziemlich weit entfernt von einem grafischen Leckerbissen. Matschige Texturen und oftmals detailarme Umgebungen bringen Xbox 360 und PlayStation 3 nicht an ihre Leistungsgrenzen. Zumindest bei den flüssigen Animationen und schick gestalteten Charakteren haben sich die Entwickler von Team Ninja sichtlich Mühe gegeben. Beim Sound bekommt man zwar einen stimmigen Soundtrack geboten, die englischen Sprecher wirken aber unfreiwillig komisch.
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