Ist alles Fake? Zwischen Bot-Kritiken und echter Gamer-Stimme
Game-Reviews sind für viele Spieler*innen die wichtigste Orientierung, bevor ein neuer Titel in die Sammlung wandert.
Von Christoph Miklos am 19.09.2025 - 15:18 Uhr - Quelle: E-Mail

Fakten

Hersteller

Gamezoom.net

Release

Anfang 2000

Produkt

Gaming-Zubehör

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Game-Reviews sind für viele Spieler*innen die wichtigste Orientierung, bevor ein neuer Titel in die Sammlung wandert. Ob AAA-Blockbuster oder Indie-Perle: Rezensionen geben Hinweise, ob sich der Kauf lohnt, wie stabil die Technik läuft oder wie gut Story und Gameplay wirklich sind. Doch seit einigen Jahren ist klar: Nicht jede Bewertung ist authentisch. KI-Texte, Bots und koordinierte Marketingkampagnen – auch „Astroturfing“ genannt – machen es schwer, echte von manipulierten Stimmen zu unterscheiden. Sogar Sam Altman, CEO von OpenAI, schrieb kürzlich auf X, dass selbst er bei vielen Kommentaren den Eindruck habe, es handle sich um Fake oder Bots.
Sam Altman und das wachsende Misstrauen
Wenn jemand wie Sam Altman öffentlich zugibt, Social Media wirke auf ihn „sehr fake“, dann ist das mehr als nur ein Gefühl einzelner Nutzer. In seinem Post auf X erklärte er, dass er Kommentare inzwischen oft automatisch für Bot-Beiträge hält – auch dann, wenn er weiß, dass der dahinterliegende Trend tatsächlich echt ist. Als Gründe nennt er unter anderem, dass Menschen zunehmend im Stil großer Sprachmodelle schreiben, digitale Communities stark synchronisiert wirken und Algorithmen einfache, polarisierende Botschaften belohnen. In Kombination mit Astroturfing – also bewusst gesteuerten Kampagnen, die wie echte Nutzermeinungen aussehen sollen – entsteht ein Umfeld, in dem Vertrauen schwindet. Für die Gaming-Welt bedeutet das: Reviews, die eigentlich ehrliche Orientierung bieten sollen, können gezielt verzerrt sein.
Wie groß ist das Problem wirklich?
Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Fake-Reviews längst keine Randerscheinung sind. Eine Studie zu Steam fand heraus, dass es möglich ist, mithilfe von Textanalysen und Profilmustern Spam-Reviews zu identifizieren – die Forscher wiesen nach, dass auffällig viele Bewertungen innerhalb kurzer Zeiträume erscheinen und oft oberflächlich bleiben. Auch Untersuchungen zu App Stores verdeutlichen, wie verbreitet gekaufte oder incentivierte Rezensionen sind: Nutzer erhalten In-Game-Währung oder Belohnungen, wenn sie eine positive Bewertung abgeben.
Neuere Arbeiten zur Erkennung von KI-Texten offenbaren zudem ein grundlegendes Problem: Menschen können im Schnitt kaum besser als mit Zufallstreffer unterscheiden, ob ein Review von einem echten Spieler oder einer Maschine stammt. Damit wird deutlich, dass die Authentizität von Bewertungen systematisch unter Druck steht.
Unterschiede zwischen Plattformen und Genres
Nicht jede Plattform und nicht jedes Genre ist gleichermaßen betroffen, und das gilt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Bei AAA-Spielen gibt es eine breite Abdeckung durch Fachmagazine, etablierte Portale und große YouTuber, die in der Regel transparent machen, ob sie Vorab-Keys erhalten haben. Manipulation ist hier zwar möglich, aber durch die Vielzahl an Kanälen und internationalen Stimmen deutlich schwerer durchzusetzen.
Ein anschauliches Beispiel, wie wichtig Vergleich und Kontext sind, findet sich auch im iGaming-Bereich: Das beste Online Casino Deutschlands findet man nur über einen Vergleich, sofern man weiß, welche Anforderungen man an die Online-Spielothek hat – sei es bei Bonusbedingungen, Zahlungsmethoden oder Spielauswahl. Diese Logik lässt sich problemlos auf andere Games übertragen: Wer weiß, worauf er Wert legt, und mehrere Quellen prüft, hat die besten Chancen auf eine faire Entscheidung.
Bei Indie-Games stellt sich die Situation jedoch etwas komplizierter dar. Kleine Studios sind auf Community-Support angewiesen, weshalb euphorische Fan-Reviews oder überzogene Marketingkampagnen schnell ein verzerrtes Bild erzeugen können. Noch anfälliger sind Mobile Games in App Stores, wo Bewertungs-Spam und Kaufrezensionen weit verbreitet sind. Und auch die Genre-Zugehörigkeit spielt eine Rolle: Während Casual-Titel oft viele kurze Standardbewertungen bekommen, liefern Nischen-Genres wie Horror oder Simulationen eher leidenschaftliche, aber polarisierte Meinungen.
Wer sich informieren will, muss also immer wissen, welche Besonderheiten pro Plattform und Genre gelten – in Deutschland genauso wie in den USA, Japan oder anderswo.
Woran man echte Reviews erkennt
Trotz aller Risiken gibt es klare Anhaltspunkte, um echte von zweifelhaften Rezensionen zu unterscheiden. Ein wichtiger Faktor ist die Spielzeit: Wer ein Spiel nur wenige Minuten gespielt hat, kann kaum fundierte Kritik äußern. Detaillierte Erfahrungsberichte, die konkrete Beispiele nennen – etwa Bugs in bestimmten Missionen oder Eindrücke vom Endgame – sind in der Regel vertrauenswürdiger als generische Lobhudeleien. Auch der Zeitpunkt einer Review gibt Hinweise: Fluten positiver Kommentare direkt zum Release sind auffällig, während differenziertere Stimmen meist später auftauchen.
Sprachstil und Detailtiefe sind weitere Marker: Echte Spieler erzählen Anekdoten, drücken Frust und Begeisterung zugleich aus und sind selten nur euphorisch. Sinnvoll ist es außerdem, mehrere Quellen zu vergleichen – also Store-Bewertungen mit Reddit-Diskussionen, Twitch-Streams oder klassischen Reviews von Magazinen abzugleichen. Dort, wo sich verschiedene Stimmen decken, steigt die Glaubwürdigkeit.
Kritisch bleiben, Vielfalt nutzen
Fake- und KI-Reviews sind heute Realität und werden nicht wieder verschwinden. Für Spieler*innen bedeutet das: Blindes Vertrauen in Sterne-Bewertungen reicht nicht mehr aus. Stattdessen hilft es, mehrere Plattformen zu prüfen, auf Details und Tonfall zu achten und die Glaubwürdigkeit von Reviewern kritisch einzuordnen. Sam Altman bringt das Dilemma auf den Punkt: Selbst Experten fällt es zunehmend schwer, Authentizität von Fälschung zu unterscheiden.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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