Guild Wars 2 - Test/Review
Knapp vier Wochen nach dem etwas holprigen Start von Guild Wars 2 „trauen“ wir uns nun ein Urteil zum möglichen Online-Rollenspiel-Hit 2012 abzugeben.
Von Christoph Miklos am 25.09.2012 - 04:00 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

NCsoft

Entwickler

ArenaNet

Release

28.08 2012

Genre

Online-Rollenspiel

Typ

Vollversion

Pegi

12+

Webseite

Preis

49,99 Euro

Media (87)

Die große Hoffnung

Knapp vier Wochen nach dem etwas holprigen Start von Guild Wars 2 „trauen“ wir uns nun ein Urteil zum möglichen Online-Rollenspiel-Hit 2012 abzugeben. Hat sich die lange Wartezeit gelohnt? Und was noch viel wichtiger ist: Kann sich der F2P-Titel gegen den Genre-König World of Warcraft durchsetzen? Diese und viele weitere Fragen werden wir in diesem Testbericht beantworten.
Anfang
Typisch für Rollenspiele beginnt euer Guild-Wars-2-Abenteuer mit der Charaktererstellung. Neben Rasse und Klasse könnt ihr Größe, Kleidung und Aussehen den persönlichen Vorlieben anpassen. Dabei stehen etliche Individualisierungsmöglichkeiten zur Auswahl. Von Ganzkörpertätowierungen bis hin zu einem Irokesen-Haarschnitt ist alles im Charakter-Editor zu finden. Viel interessanter gestaltet sich jedoch die Wahl von Herkunft und Klasse. Auch hier deckt Guild Wars 2 ein breites Spektrum an Interessen und Vorlieben ab. Bei der Völkerwahl haben wir die Qual der Wahl zwischen den kampflustigen „Charr“, den aus ihrer Heimat vertriebenen Menschen, dem Volk der Jäger „Norn“, den kleinen aber klugen „Asura“ und den magischen Wesen „Sylvari“. Die wohl schwerste Entscheidung wird aber bei der Klassenwahl gefällt. Acht verschiedene Klassen mit völlig unterschiedlichen Spielprinzipien stehen zur Auswahl. Magier, Krieger, Wächter, Ingenieur, Waldläufer, Nekromant, Dieb und Mesmer. Alle Rassen besitzen ihre eigene Heimat und Hintergrundgeschichte. Auch in Sachen Gameplay unterscheiden sie sich drastisch, sodass ihr bei jedem Neustart mit einer anderen Klasse auch ein völlig neues Spielgefühl erfahrt. Als Magier nutzt ihr die Kraft der Elementare, als Ingenieur stellt ihr Geschütztürme auf und der Mesmer verwirrt seine Feinde mit Illusionen.
Nach einem schicken Intro im Comic-Look geht es gleich direkt ins Abenteuer. In anderen Online-Rollenspielen würde man jetzt zehn Schweine erledigen oder zwölf Pelze sammeln. Nicht so bei Guild Wars 2: Hier seid ihr gleich in die Geschichte involviert und baut von Anfang an eine starke Bindung zu eurer Rasse auf. Zum Einstieg wehrt ihr einen Großangriff ab - dabei bleibt genug Zeit, die verschiedenen Fähigkeiten auszuprobieren. Kurz darauf kommt es zum ersten Bosskampf. Danach hat man die Wahl: Entweder man macht sich an die Story-Quest oder man zieht auf eigene Faust durchs Land und rettet etwa ein paar Dörfer vor einer Armee Zentauren.
Überall auf der Karte befinden sich Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte und Wegmarken, die als Teleport-Knotenpunkte dienen (Reittiere gibt es in GW 2 nicht), dessen Erkundung Erfahrungspunkte einbringen. In der Spielwelt platzierte Späher geben uns Auskunft über die Welt und leiten uns zu erledigenden Aufgaben weiter. Diese sind natürlich ein wichtiger Bestandteil eines MMORPGs. Guild Wars 2 meistert das Quest-Design souverän und überzeugt durch abwechslungsreiche und fesselnde Aufgabenstellungen. Angenommen werden diese übrigens automatisch, sobald ihr euch in die Nähe des Gebiets bewegt, wodurch das Sprechen mit dem Questgeber nicht zwingend erforderlich ist. Die Belohnung wird in Form eines Briefs übermittelt. Übrigens: Auch das Handeln mit anderen Mitspielern erfolgt via Postsystem.
Für erledigte Quests gibt es neben Erfahrung und Geld auch Karma-Punkte. Diese sind eine neue Art Währung, mit der bei Questgebern oder speziellen Händlern Gegenstände erworben werden können. Im späteren Spielverlauf stehen uns zudem eine Vielzahl von Berufen zur Verfügung, dessen Ausüben Erfahrungspunkte sowie Gegenstände ergeben. Die dafür benötigten Materialien könnt ihr entweder bei Mitspielern kaufen oder selber sammeln. Auf der ganzen Karte verstreut sind nämlich Rohstoffe wie Kräuter und Erze zu finden, die mithilfe von Werkzeugen eingesammelt und verarbeitet werden können. Maximal zwei Berufe können gleichzeitig gemeistert werden.
Im späteren Spielverlauf trifft man nicht nur auf stärke Gegnertypen, sondern auch auf sogenannte World-Boss. Diese sind besonders imposant und halten auch einiges aus. Darüber hinaus lassen sich die mächtigen Drachen nur mit einer speziellen Taktik bezwingen. Am Ende des Kampfes hagelt es massig Geld, Karma und Erfahrungspunkte.
PVE-Endcontent
Schlachtzüge (Raids) wie in Star Wars: The Old Republic oder World of Warcraft gibt es nicht. Der Höhepunkt des Gruppenspiels ist das gemeinsame Absolvieren der Fünf-Spieler-Dungeons. Die erste Instanz betritt man ab Stufe 30 - alle zehn Level kommt eine weitere hinzu. Auf dem Höchstlevel warten weitere drei Instanzen. Die klassische MMO-Rollenverteilung (Tank, Heiler, Schadensausteiler) gibt es nicht. Jeder muss selbst auf seine Lebenspunkte achten und seine Gruppe im Auge behalten. Während selbst ungeübte Teams die Dungeons im Story-Modus problemlos schaffen, verspricht der Explorer-Modus einen weit höheren Schwierigkeitsgrad. Entwickler ArenaNet möchte auch auf die ewige Suche nach besserer Ausrüstung verzichten, die für andere Rollenspiele typisch ist: Das Endgame ab Stufe 80 lockt zwar mit besseren Gegenständen, die sollen aber nicht übermächtig sein.
Das PVP
Das Spiel bietet vielfältige Spieler-gegen-Spieler-Inhalte (PvP), etwa Schlachtfelder und Arenen, sowie das sogenannte World-PvP (drei Fraktionen kämpfen gegeneinander). Löblich: Dafür gibt’s keine Einstiegshürde. Das Spiel hievt jeden Teilnehmer automatisch auf Level 80 und rüstet ihn bestmöglich aus. Insbesondere das World-PvP ist interessant: Es spielt sich wie ein riesiger Sandkasten mit vielen Attraktionen. Man belagert und erobert Burgen, es locken Events oder Kämpfe um Ressourcen. Turnier- und Ligaspiele begeistern vor allem Spieler, die auf Wettkampf und Teamplay Wert legen.
Technik
Guild Wars 2 bietet ein fantastisches Art-Design. Eine schönere, eine stimmigere, eine überraschendere MMO-Welt wird aktuell kaum zu finden sein. Vor allem Löwenstein wird die Herzen sämtlicher Fantasy-Fans höher schlagen lassen. Weitere Pluspunkte gibt es für die hübschen Zaubereffekte und flüssigen Animationen. Doch wo viel Licht, da auch Schatten. Einige Story-Instanzen wirken vergleichsweise lieblos und karg, hier und da stimmen die Texturübergänge nicht und obwohl im Laufe der Beta konstante Verbesserungen zu verzeichnen waren, treten doch auch jetzt noch auf vielen Rechnern Performance-Einbrüche auf.
Mal abgesehen von der nur mittelmäßigen Synchronisation weiß die musikalische Untermalung stets zu gefallen. Der Soundtrack von Jeremy Soules und die vielfältigen Umgebungsgeräusche sorgen stets für eine passende Atmosphäre.
Kritikpunkte
Guild Wars 2 läuft noch nicht rund, kleinere und größere Bugs treten auf. Gildenfeatures funktionieren hin und wieder nicht, die Ingame-Post verweigert manchmal den Dienst, Dungeons können manchmal nicht mit der ganzen Gruppe betreten werden oder verweigern gleich ganz den Einlass, Gruppenmitglieder landen auf unterschiedlichen Überlaufservern, die Welt gegen Welt-Gebiete sind hoffnungslos überfüllt (Wartezeiten von 1-2 Stunden sind Standard) und und und. Das sind alles nervige Angelegenheiten, die vor allem auf den hohen Spielerzulauf zurückzuführen sind.

Kommentar schreiben

Artikel auf einer Seite anzeigen