Gamezoom on Tour: Das war die gamescom 2025
Ein zweites Mal in Folge hat Christoph mich als inoffizieller (offizieller) Gamezoom-Deutschland-Korrespondent alleine auf die gamescom losgelassen.
Von Lars Hack am 30.08.2025 - 05:49 Uhr

Fakten

Plattformen

PC

PlayStation 5

Xbox Series X

Xbox Series S

PlayStation 5 Pro

Publisher

Kalypso Media

Entwickler

Gaming Minds

Release

2026

Genre

Simulation

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

59,99 Euro

Media (20)

Gamezoom goes Indie


Ein zweites Mal in Folge hat Christoph mich als inoffizieller (offizieller) Gamezoom-Deutschland-Korrespondent alleine auf die gamescom losgelassen. Keine Beaufsichtigung, keine Regeln, einfach so viele Indie-Spiele, wie ich in einen Gamescom-Besuch packen kann. Und Leute? Ich habe so viele Indie-Spiele gespielt! Und natürlich ein paar größere Titel, die ich einfach nicht überspringen konnte. Seid ihr bereit für ein wildes Sammelsurium an kleinen und großen Titeln? Wie letztes Jahr fangen wir mit den größeren Titeln an, werfen dann einen Blick auf viele Indie-Spiele und am Ende habe ich noch zwei Honourable Mentions. Oh! Und natürlich verlinke ich euch Steam-Seiten, wenn ein Spiel bereits eine hat. Dann könnt ihr die Titel direkt wishlisten. Und los!

Tropico 7


Es ist wieder soweit. Einmal mehr streifen wir uns den schweren Mantel des Anführers über und lenken die Geschicke unseres eigenen, karibischen Paradies. Kalypso schickt die Tropico-Reihe in die siebte Runde, mitsamt einem neuen Entwicklerstudios, das die Abenteuer von El Presidente in ganz neues Licht rücken soll. Auf der Gamescom hab ich mir (von einem Hawaiihemd-tragenden Entwickler) zeigen lassen, wie man die lang-laufende Serie noch einmal mit Neuheiten und Ideen füllen will. Zunächst einmal baut man auf einer soliden Basis auf. Viele Gebäude und Gameplay-Mechaniken haben es auch in den siebten Teil des Städtebau-Sims gepackt. Wollen wir zum Beispiel unsere Tropicaner wissen lassen, was für ein großartiger El Presidente wir sind, können wir nach wie vor eine Fernsehstation bauen und diese 24/7 den El Presidente-Channel laufen lassen. Die neuen Feinheiten zeigen sich eher in den politischen Systemen.
So balancieren wir nach wie vor die Anfragen von Interessengruppen und externen Mächten, positionieren uns aber mit unseren Entscheidungen auf einer Art Moral-Karte, wie wir sie normalerweise von Rollenspielen kennen. Unterstützen wir immer wieder die Kapitalisten in unserem Inselparadies, werden wir ein kapitalistischer El Presidente. Das bestimmt dann, welche Edikte - also spezielle Effekte - wir erlassen können. Früher konnten wir unabhängig von unseren Entscheidungen alle Edikte nutzen, jetzt hängt das ganze davon ab, wen wir unterstützen und wie wir uns positionieren. Dazu wurde die Anzahl möglicher Edikte enorm erhöht.
Solche Neuerungen gehen Hand in Hand mit Quality of Life-Anpassungen, die schon heute hartgesottenen Karibik-Diktatoren gefallen dürften, wie ein überarbeitetes System zum Platzieren von Gebäuden an gebogenen Straßen. Und einen Multiplayer, in dem wir mit anderen Spieler auf der gleichen Inselgruppe bauen, gibt es oben drauf. Mit einem Releasedatum in 2026 gibt es noch viele Details, die wir in den kommenden Wochen erfahren werden. Ich bin allerdings bereit, erneut in die Rolle des großartigsten Herrschers der Karibik zu schlüpfen!

The Séance of Blake Manor


Irland im 19. Jahrhundert. Im Westen der Insel steht Blake Manor, ein ehrwürdiges Herrenhaus, das inzwischen als Hotel verwendet wird. Hier ist vor einigen Tagen Evelyn Deane verschwunden, die zusammen mit hochkarätigen Mystikern eine Seance anlässlich Halloween im Hotel geplant hat. Wir werden aus Dublin gerufen - denn wir spielen Declan Ward, einen bekannten Detektiv mit scharfem Verstand. Wir glauben nicht an den Hokuspokus der Seance. Aber eine Frau ist verschwunden und wir setzen all unsere Detektiv-Skills ein, um herauszufinden, was hier geschehen ist. Während unserer Ermittlungen ist unsere wichtigste Ressource Zeit. Alles, was wir tun, kostet Zeit. Wir durchsuchen einen Stapel Briefe? Das kostet uns zwei Minuten. Ein Blick auf den Leitartikel der Zeitung? Eine Minute. So sehen wir also, wie Minute um Minute die Uhr am oberen Bildschirmrand weitertickt und uns näher an Halloween heranführt. Dabei sammeln wir natürlich Hinweise zu allem, was in dem Hotel passiert ist. Bereits in den ersten Momenten des Spiels stoßen wir auf das erste Rätsel: Miss Deane hat scheinbar einen Brief hinterlassen, in dem sie von ihrer Abreise berichtet. Wir bemerken aber, dass die Unterschrift auf dem Brief nicht die von Miss Deane ist. Irgendetwas läuft falsch in Blake Manor.
Über 20 Verdächtige befinden sich im Hotel, alle mit ihren eigenen Zeitabläufen und mit einer Vielzahl an Hinweisen darüber, was sie hier tun, wie sie zueinander stehen und was sie vielleicht verheimlichen. Hunderte Spuren sammeln wir in unserem Journal, alle organisiert in stetig wachsenden Mindmaps. Haben wir genügend Spuren gesammelt, können wir Hypothesen aufstellen, was hier und dort geschehen ist. Das Ergebnis ist ein Spiel, in dem all unsere Entscheidungen Konsequenzen in den folgenden Tagen haben.
Finden wir heraus, dass sich zwei Gäste an einem Tag zu einer bestimmten Uhrzeit in der Bar treffen wollen, können wir vielleicht ihr Gespräch belauschen. Oder: Wenn sie sich in der Bar treffen, sind ihre Zimmer leer. Eine perfekte Gelegenheit, um diese zu durchsuchen. Mit einem charmanten, sehr noir-angehauchten Grafikstil und der großartigen Gameplay-Prämisse hat es “The Séance of Blake Manor” direkt auf meine Liste von Werden-wir-testen-Spielen geschafft.

Cralon


Auf Cralon habe ich mich bereits lange vor der Gamescom gefreut. Das Dungeon Crawler Adventure wird von Pithead Studio entwickelt, an deren Spitze zwei ehemalige Mitglieder von Piranha Bytes stehen - dem Studio, das mit der Gothic- und Risen-Reihe zwei meiner liebsten Fantasy-Reihen entwickelt hat. Cralon wirft uns erneut in eine Fantasywelt, gemixt mit modernen Elementen. Wir steuern unseren Helden, Cralon, aus der Ego-Perspektive. Und wir sind tatsächlich ein Held: ein Dämon terrorisiert ein unschuldiges Dorf und wir machen uns daran, der Kreatur das Handwerk zu legen. Auf der Jagd werden wir plötzlich zum Gejagten und in einem unvorsichtigen Moment stürzen wir hinab in die dunklen Tiefen eines Minenschachts. Tief unter der Erden, umringt von Kreaturen, Dunkelheit und vielen Entdeckungsmöglichkeiten, müssen wir unseren Weg zurück ans Tageslicht finden, nicht nur um zu überleben, sondern um uns auch dem Dämon zu stellen.
Auf dem Weg finden wir Ausrüstung, bekämpfen Monster und stellen auch unsere eigenen Items her - im Grunde also alles, was ein gutes Rollenspiel ausmacht. Wir stellen dabei übrigens auch schnell fest, dass nicht nur tumbe Monster den Schacht bewohnen. Cralon bietet uns also mehr als nur das Verhauen von Gegnern auf unserer Reise zurück ans Licht. Das Spiel hat es auf jeden Fall - nicht nur wegen der Entwickler-Nostalgie - nach dem ersten Anspielen auf der Gamescom auf meine Liste geschafft.

Roulette Dungeon


Wir alle kennen (und lieben) Spiele, in denen unser Damage zumindest ein klitzekleines Bisschen dem Zufall unterliegt. Roulette Dungeon nimmt sich das Prinzip vor und macht es groß. In diesem Dungeon Crawler-esken Spiel bewegen wir unseren Helden Feld für Feld durch einen Dungeon und bekämpfen Gegner. Jede Runde wird unser Schaden dabei nicht einfach durch Angriffe oder Item-Stats festgelegt, sondern durch ein Roulette-Rad. Wo auch immer der Ball am Ende landet: Das ist die Anzahl an Schaden, die wir verursachen. Das ganze wird aber sehr schnell zum Glückspiel-Deck Builder. Denn im Laufe unseres Abenteuers werten wir unser Roulette-Rad auf, indem wir Felder mit neuen Zahlen ausstatten, Farben anpassen und auf Fähigkeiten zurückgreifen. Beispielsweise starten wir mit dem Skill, das Roulette-Rad alle drei Kampfrunden direkt anzuhalten. Mit etwas Übung stoppen wir dann auf der höchsten Zahl des Rads - oder verhauen es und landen auf der Null.
Mechaniken wie das Wetten von Chips auf bestimmte Farben, die dann extra Schaden verursachen, oder Minispiele, die es uns erlauben weitere Chips zu gewinnen (oder zu verlieren) runden das ganze ab und machen Roulette Dungeon zu einem spannenden Titel für alle Freunde von Titeln wie Slay the Spire (was die Entwickler als Inspiration genannt haben).

Hoc Modo Fit


Bisher nur Prototyp, aber schon jetzt eine gute Idee: ein mittelalterliches Koch-Sim im Point’nClick-Style! In Hoc Modo Fit schlüpfen wir in die Rolle einer frisch eingestellten Küchenkraft am Hof einer adeligen Familie. Um zu schauen, ob wir unser Handwerk auch verstehen, durfte ich mich auf der Gamescom an den Herd (oder das Schneidebrett) stellen und die beiden ersten Gerichte zubereiten. Zunächst sammeln wir Zutaten im heimischen Garten, bevor wir von der Köchin vorgegeben bekommen, was zu tun ist. Unsere Kräuter sind auf der Arbeitsstation platziert, dazu alle Werkzeuge, die wir eventuell brauchen, wie das Schneidebrett oder ein Mörser samt Stößel. Das ganze ist momentan noch recht simpel, die Idee dahinter kommt aber gut durch und mit meinem Faible für das Mittelalter und alles rund um Tavernen und Kochen behalte ich das auf jeden Fall im Auge. Den Prototypen von der Gamescom gibt es übrigens direkt auf itch.io zu laden!

Valkyrie Rising: Hordes of Ragnarök


Vampire Survivor meets Hades - eigentlich vergleich ich Spiele ungern so direkt, aber damit hat auch einer der Entwickler den Pitch eröffnet und das ganze trifft es sehr gut! Wir schlüpfen in die Rolle von Thrud, der Tochter des Donnergottes Thor und eine der Valkyrien. Statt einfach nur die ehrbaren Toten von Schlachtfeldern aufzusammeln, greifen wir in dem Titel aber selbst zur Waffe und wehren uns gegen die Horden, die durch das Ende der Welt losgelassen wurden. Welle um Welle an Wölfen, dunklen Kriegern und vielen anderen Besuchern der nordischen Mythologie wollen uns ans Leder, bevor wir uns im Finale dem Fenriswolf selbst stellen müssen. Damit wir die Scharen an Gegnern auch unter Kontrolle bringen können, leihen wir uns die Macht der Götter. Auf der ganzen Karte sind Runensteine verteilt, an denen wir oft zwischen den Segen zwei Asgardier wählen können. Nach einer kurzen Aufgabe - wie “Sammle alle nahen Runen auf” - dürfen wir dann auf Skillbäumen einen neuen Skill auswählen. Zusätzlich sammeln wir Erfahrung von erschlagenen Gegnern, die uns Level Ups gewährt. Dann können wir stets aus drei neuen passiven Fähigkeiten auswählen, die zerstörerische Effekte um uns herum auslösen. Nehmen wir einen Skill mehrere Male, verstärken wir seine Effekte. Dadurch können wir jeden Run unseren Spielstil individualisieren.

Project ReMind


Erinnerungen sind eine tricky Angelegenheit. Manchmal entkommen sie uns und es kann verdammt schwierig sein, sie wieder zurückzubekommen. In Project ReMind bekommen wir zumindest die Gelegenheit, die Erinnerungen unseres Protagonisten durch reichlich Rätsel in surrealen Welten zurückzugewinnen. Begleitet von einer leuchtenden Kugel, die wie wir nicht mehr weiß, wer sie ist (oder warum sie eine leuchtende Kugel ist), brechen wir auf, uns selbst wiederzufinden. Aus der Egoperspektive heraus manipulieren wir dafür unsere Umgebung und sammeln Gegenstände. Hier müssen wir einen Hebel finden und wieder installieren, dort Laserstrahlen korrekt ausrichten und beim nächsten Rätsel dann Steinsäulen mit dem korrekten Timing aktivieren. Ein bunter Strauß an verschiedenen Umgebungsrätseln wartet auf uns, unterbrochen von neuen Einsichten in unsere Vergangenheit und die unseres leuchtenden Freunds. Dabei besticht Project ReMind vor allem auch durch den Mix von weiten, traumähnlichen Landschaften mit mundanen Szenen, die aus unseren Erinnerungen entwachsen. Und die englische Vertonung, die uns stets durch die Rätsel begleitet, macht bereits eine gute Figur. Freunde guter Rätselspiele können hier also auf jeden Fall ein Auge draufhalten!

Kohlrabi Starship


Was ist das erste, was euch beim Thema Raumfahrt einfällt? Wenn die Antwort “Gärtnerei” ist, dann bringe ich euch mit Kohlrabi Starship gute Nachrichten! In diesem Sci-Fi-Game ist unser Heimatplanet ein recht ausgebeuteter Erdball. Wenig Grün wächst hier und eigentlich sieht es auch nicht danach aus, als würde sich daran viel ändern. Doch plötzlich erreicht uns eine Nachricht: Unsere Großmutter und ihr Raumschiff sind auf dem Weg, genauer gesagt auf Kollisionskurs mit dem Planeten. Es führt kein Weg daran vorbei, das Raumschiff Kohlrabi wird abstürzen. Aber für uns - und den Planeten - muss das nichts Schlechtes sein. Denn kurzerhand übernehmen wir das Wrack des fliegenden Gewächshauses für uns selbst. In den Ruinen des weltraum-bereisenden Gartenschiffes finden wir Werkzeuge, Pflanzbeete und erstes Saatgut. Vor uns liegt ein langes Abenteuer. Wir bereisen neue Planeten, sammeln exotische Pflanzen und kultivieren diese anschließend auf der Kohlrabi oder auf ihren heimischen Planeten. Sogar Tiere können wir mit der richtigen Futterstrategie anlocken und schließlich züchten. Stück für Stück bringen wir somit in diesem Farming-Sim Leben zurück in die Galaxie. Und ganz nebenbei verlieben wir uns dabei eventuell auch noch in neue Freunde, die wir auf unseren Reisen treffen. Starship Kohlrabi hat zwar noch kein Releasedatum, aber wer schon immer die entspannte Atmosphäre von Farming-Sims mit dem Bereisen der Sterne (und Zeitreisen) verbinden wollte, kann es definitiv schon mal auf die Wishlist setzen.

Glintseeker Island


Ein weiterer Sim-Titel, der sich allerdings weniger mit Gartenbau als vielmehr mit dem Erkunden tiefer Höhlen beschäftigt. In Glintseeker Island zieht es uns nach unten. In einer tiefen Höhle warten Erzadern, Beute und natürlich reichlich Monster darauf, dass wir die Geheimnisse der Tiefe entschlüsseln. Ebene um Ebene arbeiten wir uns nach unten, zerschmettern Steine und sammeln Ressourcen. Die Level sind prozedural generiert, wodurch jeder Ausflug unter die Oberfläche der Erde zu einem neuen, anderen Abenteuer wird. Wir beginnen mit einfachstem Werkzeug, nur einer Spitzhacke, und entwickeln unser Arsenal Stück für Stück weiter. In der Mine finden wir zum Beispiel legendäre Hämmer mit speziellen Effekten, die neue Erkundungswege eröffnen. Und mit Ressourcen wie verschiedenen Erzen, Edelsteinen mit magischen Eigenschaften und Kohle upgraden wir unsere Werkzeuge, um beim nächsten Ausflug noch erfolgreicher zu sein. Erzadern bauen wir ab, indem wir gezielt Steinschichten um Steinschichten zerschmettern, Objekte freilegen und darauf achten, dass die Ader nicht über unserem Kopf durch zu viel Herumhämmern einbricht. Und wer weiß, welche Geheimnisse wir sonst noch in den Tiefen der Insel finden? Außerdem dürfen wir den Hund vor der Mine streicheln! Dazu kommen Extraquests und Anfragen von den Dorfbewohnern der Insel, die immer wieder Materialien aus den Minen benötigen.

Filltopia


Bereit für einen Ausflug aufs Tablet? Filltopia ist ein simples Partyspiel, das euch schnell dazu herausfordert, ein paar Schritte vorauszudenken. Wahlweise gegen Bots oder bis zu drei andere Spieler versuchen wir so viel vom Spielfeld wie möglich in unserer Farbe zu taggen. Das tun wir, indem wir Trennlinien von verschiedenen Punkten aus starten - mal an den Seiten, mal auch auf der Karte verteilt. Die Gebiete auf beiden Seiten des Trenners werden dann in unserer Farbe gefärbt.
Der Clou dahinter: Wir müssen immer antizipieren, wie unsere Gegner das Spiel aufräumen wollen. Versuchen wir zunächst, die großen Felder für uns zu beanspruchen? Oder arbeiten wir vom kleinen ins große und versuchen kleinteilig zu starten? Was einfach klingt und gegen die NPCs auch nur bedingt eine Herausforderung ist, nimmt gehörig an Schwierigkeit zu, wenn andere Spieler mit involviert sind.

Kiosk Simulator


Als Connoisseur von Wasserhäuschen, Spätis und Kiosks dieser Republik war ich überrascht, dass ich bisher noch nicht auf einen Kiosk-Simulator gestoßen bin. Diese Nische wurde nun endlich von einem Team aus Köln entdeckt und direkt bespielt. Stellt euch den Kiosk-Simulator als eine Art Tavernen-Sim der Neuzeit vor. Statt Eichentischen, schäumenden Krügen voll Gerstensaft und dem obligatorischen Barden halten wir es aber realistisch: Bier aus Flaschen, ne Bierzeltgarnitur vor dem Fenster und natürlich Musik aus dem Radio. Wir beginnen in bescheidenen Verhältnissen, in einem kleinen Raum, in dem wir sogar auf einem Schlafsack nächtigen. Unsere Reise startet mit einer Kiste voller Wasserflaschen und von da aus hoffentlich steil nach oben. Wir sammeln Upgrade-Punkte - momentan noch eine feste Anzahl am Tag, in Zukunft durch andere Faktoren - erweitern damit unser Sortiment, vergrößern die Räumlichkeiten, sorgen für mehr Mobiliar und machen unseren Kiosk zu dem absoluten Hotspot der Rhein-Metropole.
Das ganze ist angereichert mit Automatisierungsfeatures im Laufe des Gameplays, Schlägereien mit angetrunkenen, rüpelhaften Gästen und dem unvermeidlichen Aufräumen am Ende einer viel zu langen Nacht voll von Partygängern. Als Fan von Tavernenspielen hat mich auch die moderne Auflage in den Bann gezogen und den Weg auf meine Wishlist gepackt.

Half Sword


Eigentlich sollte man mit einem Messer in der Hand vorsichtig sein, in Half Sword aber eher schnell. Und fuchtelnd. Und tödlich! Unser leicht unsicher auf den Füßen stehender Charakter wird durch unseren Input hoffentlich zu einer wahren Kampfmaschine in den Arenen und Trainingsringen mittelalterlicher Burgen, Herrenhäuser und Städte. Das System scheint dabei zunächst einfach, entwickelt aber mit jeder der zahlreichen Waffen seine ganz eigene Komplexität. Mit den gedrückten Maustasten kontrollieren wir durch die Mausbewegung unsere beiden Hände, dazu können wir Waffen aufnehmen und zutreten. Mit dem vermeintlich einfach Skillset ziehen wir los in den Kampf, gegen NPCs oder andere Spieler. Was vielleicht wackelig aussieht, verlangt eine Menge Feinabstimmung von uns. Die Eskapaden der Physikengine habe ich dabei noch gar nicht berücksichtigt! Im Kampf gegen einen NPC hat dieser mir meine Waffe aus der Hand geschlagen. Kein Problem, ich nehme die Beine in die Hand und laufe davon, bis er sich einen neuen Gegner sucht. Natürlich will ich mir meine eigene Waffe wieder besorgen, die unter die hölzerne Absperrung der Arena geflogen ist. Ich stelle mich davor. Beuge mich herunter, um die Waffe aufzunehmen. Stoße mir den Kopf an der Umzäunung an und sterbe. Monthy Python-eske Momente wie diesen haben den Half Sword-Stand auf der Gamescom rasch zu einem Zentrum für Gelächter im Indie Arena Booth gemacht! Konnte ich nach meinem unrühmlichen Ende irgendwie auch verstehen.

CASCADE


Nie zuvor habe ich ein Spiel gespielt, dass die Epilepsie-Warnung am Anfang mehr verdient hat. Es fühlt sich sogar bereits beim Schreiben so an, als müsste ich vor hellen, plötzlichen Lichtern warnen. Aber auf eine gute Art und Weise, falls das Sinn ergibt? In CASCADE spielen wir in einer Welt aus Weiß, Schwarz, Grau und BUNT! Es beginnt recht einfach: Wir bewegen uns durchgehend nach vorne fort, können zu den Seiten strafen und auch die Schwerkraft spielt für uns keine Rolle. Soweit, so gut. Jetzt bringen wir aber mal etwas Tempo in die Sache! Denn der Trick ist, dass wir an fast allen Oberflächen im Spiel entlang sliden können. Tun wir das im richtigen Winkel, bauen wir Geschwindigkeit auf. Drücken wir dazu noch die Leertaste in den richtigen Momenten, wird es noch schneller. Dann werfen wir noch eine Dash-Funktion mit in den Mix, Gegner, die wir ins Nirvana blasten, und eine Energieleiste, die wie ein hungriges Ungeheuer durch Sliden, Sliden und Sliden gefüttert werden will. Rasant, flashy, CASCADE!

RECUR


Ihr wolltet schon immer mal Postbote sein? Und dabei die Zeit kontrollieren? Das ist eine überraschende Kombination, aber mit RECUR könnt ihr euren Traum Wirklichkeit werden lassen. Das System des Sidescrollers ist zu Beginn recht easy und einfach zu verstehen: gehen wir nach rechts, läuft die Zeit weiter. Bleiben wir stehen, steht auch die Welt um uns herum still. Gehen wir dann aber nach links, wird die Zeit zurückgedreht. Und mit unseren übernatürlichen Kräften ziehen wir los und lösen das Rätsel hinter, naja, genau diesen Kräften und nicht weniger als dem Ende der Welt. Die Kräfte mögen zu Beginn recht flach klingen, aber die Entwickler bestechen durch ein scharfes und spannendes Rätseldesign. Um zum Beispiel einen Zug erfolgreich zum Fahren zu bringen, der uns voran bringt, laufen wir von links nach rechts, spielen an Uhren herum, manipulieren den Verkehr, um neue Wege zu öffenen und Gegenstände herum zu schieben und schon sind wir auf dem Weg. Oder wir retten einen Zug vor einer Explosion samt Entgleisung, in dem wir ihn zunächst volle Kanne hineinrasseln lassen, durch die Trümmer hüpfen und dann wieder nach links abwandern, die Zeit damit zurückdrehen und einfach früh genug die Notbremse ziehen. Das macht Recur nicht nur zu einem verflixt hübschen Spiel mit charmant-comichafter Grafik, sondern auch zu einem kreativen Rätselausflug durch die Zeit.

Upalu Mundi


Die Meinungen zum Zugfahren gehen immer auseinander. Aber das heißt nicht, dass wir es nicht vielleicht besser organisieren können, nicht wahr? Zumindest, wenn es um die Verwaltung von Güterverkehr geht. In Upalu Mundi schlüpfen wir in die Rolle eines Bahnverwalters. Wir kümmern uns um das Legen von Schienen, die Ausrichtung von Signalen und das Bauen von Stationen. Das Ziel ist dabei, alle Transportanforderungen der jeweiligen Mission zu erfüllen. Dafür muss die ganze Maschine aber wie ein Uhrwerk laufen, denn rollen unsere Züge einmal los, müssen alle Transportaufgaben der Mission in einem Rutsch erledigt werden. Nachbessern während des Betriebs gibt es nicht, stattdessen schalten wir alles wieder auf Ausgangsposition und grüben weiter. Das ganze beginnt einfach. 10 Weizen müssen vom Hof zur Fabrik gebracht werden. Also bauen wir einen einfachen kleinen Loop, auf dessen Weg ein Zug immer wieder Weizen aufnimmt, zur Fabrik fährt, ablädt und zurückdüst, um das ganze von vorne zu beginnen. Aber was, wenn wir das ganze mit vier oder mehr Fabriken und Ausgangspositionen machen? Oder dazu noch Weichen nutzen, die unseren Zug mit jedem Durchlauf eine andere Ressource aufnehmen lassen - und trotzdem muss er alles in einem flüssigen Durchgang erledigen? Das fordert viel organisatorisches Können und wer weiß, am Ende ist das ganze vielleicht sogar unser Weg in die Bestenliste. Es ist eben, wie im echten Leben: Gleiseverlegen ist einfach, es aber kostengünstig und effizient zu meistern ist dagegen auf einem ganz anderen Fahrplan geschrieben.

ABSCONDER


Schnelle Entscheidungen, enge Gänge, stetige Jagd - das ist ABSCONDER. In diesem farbstarkem, drastisch designten Spiels geht es um nicht weniger als unsere Freiheit. Wir sind Gefangener in einem staatlichem Gefängnis, als sich plötzlich die Chance zur Flucht ergibt. Wir nutzen sie natürlich - und haben rasch die Staatsdiener an den Fersen. Vor uns liegen viele Level mit verschiedenen Herausforderungen, bevor wir irgendwann unsere Freiheit gewinnen. Hoffentlich. Der große Reiz liegt dabei vor allem in rasanten Entscheidungen und dem großartigen Zusammenspiel von Farben und Sicht. Unsere Spielfigur sieht nur das, was wirklich vor ihr liegt. Wir müssen uns also stets umschauen, schnell entscheiden, welcher Weg eingeschlagen wird und dann konsequent handeln. Alles, was wir nicht sehen, ist in großflächiges, bedrohliches Rot gehüllt. Die Hatz, die unsere Verfolger dabei auf uns veranstalten, macht ABSCONDER dabei zu einem schnellen Spiel, dass den Puls definitiv höher schlagen lässt.

Auto Battleship


Wir alle kennen Auto Battler. Aber habt ihr schon mal einen Auto Battler zur See gespielt? Falls nicht, könnte euch Auto Battleship interessieren. Zwar hat es noch nicht seinen Weg zu einer eigenen Steamseite gefunden, aber die Idee dahinter ist verlockend. Statt einem Team aus verschiedenen Kämpfern kreieren wir eine kleine Flottille an Schiffen, die wir frei zusammenstellen und mit Geschützen, Munition und Extra-Ausrüstung ausstatten, um unsere Gegner zu bekämpfen.
Momentan ist das ganze noch ein Prototyp, aber die Ideen sind bereits da: Wir reisen auf einer Karte mit verschiedenen Knotenpunkten, wobei jeder Knoten wahlweise einen Gegner oder einen Shop darstellt. Besiegen wir einen Gegner, gibt es Beute und eventuell auch Teile deren Schiffes. Mit diesem erweitern wir unsere eigene Flotte, rüsten neue Waffen aus und stellen uns schließlich stärkeren Gegner. Und dauert ein Kampf zu lange oder unsere Schiffe können den Feind aufgrund ihrer Ausrichtung nicht mehr sehen, gibt es einen Sturm, der alle verbleibenden Schiffe langsam zerstört, bis das am stärksten beschädigte Schiff dem Sog der Tiefe anheimfällt.

Honourable Mention GazeQuest VR


Theoretisch ist GazeQuest VR das einzige VR-Spiel, das ich dieses Jahr auf der Gamescom gespielt habe. Aber es ist tatsächlich eigentlich mehr als “nur” ein Spiel, weswegen ich es lieber in diese Kategorie dazu packe. Denn während uns hinter den Linsen unserer VR-Brille eine bunte Sammlung an Minispielen erwartet, ist das ganze als Unterstützung von Patienten mit Gesichtsfeldausfällen konzipiert. Verschiedene Krankheiten, wie Glaukome, können das Sichtfeld drastisch einschränken. Um darauf vorzubereiten und den Umgang mit der Einschränkung zu trainieren, gibt es zwar bereits Software. Wie ich aber im Gespräch mit einer der Entwicklerinnen erfahren musste, ist diese erwartungsgemäß steril, uninspiriert und motiviert nicht unbedingt dazu, sich auch über längere Zeiträume damit zu beschäftigen. Stellt euch einen Besuch beim Optiker vor, bei dem ihr Reihen um Reihen an Sehaufgaben bewältigt - nur länger und noch etwas langweiliger.
GazeQuest VR geht das ganze sehr viel motivierter und kreativer an. Statt bloße Ablesereihen zu verwenden, werden die Übungen stattdessen in Minispiele eingebettet. Ich habe meinen ersten Testlauf ohne Einschränkungen gestartet. Das erste Minispiel: Ballons auf einem weiten Feld mit meinen VR-Handhelds anvisieren und durch Druck der Schultertaste zum Platzen bringen. Kein Problem, wenn ich das ganze Spielfeld problemlos überblicken kann. Dann das ganze aber nochmal mit Gesichtsfeldausfällen. Plötzlich sehe ich nur noch einen winzigen Ausschnitt des Spielfelds, muss ständig hin und her suchen, während die VR-Brille die Bewegung meiner Augen mitverfolgt. Was problemlos im ersten Durchlauf funktioniert, ist wesentlich herausfordernder, wenn ich nur noch einen Bruchteil sehe.
Damit ist das Projekt ein großartiges Beispiel dafür, dass Videospiele und die Hardware dahinter viel mehr sein können als reine Unterhaltung. Ein realer Anwendungsfall aus der Medizin wird aufgegriffen und mithilfe von Technologien wie VR gamifiziert, um Patienten langfristig zu unterstützen. Ein spannendes Projekt, das mich dieses Jahr wirklich beeindruckt hat!

R42


Nachdem ich letztes Jahr bereits mit den Vertretern des R42 gesprochen habe, wir es aber aus redaktionellen Gründen nicht mit in unseren Gamescom 2024-Bericht aufgenommen haben, tun wir es dieses Jahr - nachdem ich mich dieses Jahr wieder mit dem Projekt connected habe. Was ist also das R42? Einfach gesagt ist es eine Mischung aus Gaming Hub und Games Accelerator. Auf sieben Stockwerken in Leipzig können Startups und Indie-Entwickler sich untereinander, mit Publishern und anderen Bereichen der Gaming-Industrie verknüpfen.
Als jemand, der seit vielen Jahren nicht nur Spiele spielt, testet und liebt, sondern auch gerne hinter die Kulissen schaut, bin ich baff, dass das R42 in Deutschland nicht nur Vorreiter, sondern bisher auch einzigartig ist. Es wird viel darüber gesprochen, wie man die Spieleindustrie in Europa unterstützen und anheizen kann, von Fördergeldern (die dringend benötigt werden und immens wichtig sind) bis hin zu politischen Weichen. Das R42 und das Team dahinter geben aber ein handfestes, reales Beispiel dafür, was getan werden kann: Networking-Events, Ausstellungs-Flächen und -Möglichkeiten für eigene Spiele und eine stetig wachsende Community.
Bisher ist der Betrieb noch sehr eventgetrieben, aber auf der Gamescom habe ich erfahren, dass sich das R42 in den kommenden Monaten auch einer “spontanen” Öffentlichkeit anbieten will, mitsamt Bar, Restaurant und natürlich Raum, Indie-Spiele auszuprobieren und sich darüber auszutauschen. Unterstützt durch zahlreiche Partner ist das ganze also nicht nur ein spannender Leuchtturm für Gamer und Videospiel-Entwickler, sondern auch ein prima Anlaufpunkt für alle, die tiefer in diese Welt eintauchen wollen. Ich bin auf jeden Fall neidisch, dass es etwas Vergleichbares nicht näher an meiner Heimat in Hessen gibt - aber wenn das R42 die Tore für Besucher öffnet, plane ich definitiv einen Ausflug nach Leipzig.
Lars Hack Konnte Lars zuerst laufen oder den Controller einer SNES bedienen? Die Frage ist bis heute nicht sicher geklärt. Klar ist, dass er sein Herz seit damals an Videospiele verloren hat.

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