Das Streben nach digitaler Absurdität: Die ersten Einblicke in die Crap Games 2024
In der Welt der Retro-Spiele gibt es eine einzigartige und sehr unterhaltsame Subkultur, die sich der Entwicklung der denkbar schlechtesten Computerspiele verschrieben hat.
Von Christoph Miklos am 26.03.2024 - 12:55 Uhr - Quelle: E-Mail

Fakten

Hersteller

Gamezoom.net

Release

Anfang 2000

Produkt

Gaming-Zubehör

Webseite

In der Welt der Retro-Spiele gibt es eine einzigartige und sehr unterhaltsame Subkultur, die sich der Entwicklung der denkbar schlechtesten Computerspiele verschrieben hat.
Diese Vereinigung, verkörpert durch den jährlichen "Comp.Sys.Sinclair Crap Games Contest (CGC)", erfreut sich der Fertigkeit, absichtlich schreckliche Spiele für den heiß geliebten „ZX Spectrum“ Computer zu entwickeln.
Aber was ist das für ein Universum von fürchterlichen und unansehnlichen Spielen? Und woher kommt dieser Trend?
Was mit einem Aprilscherz begann, ist zu einer echten und dauerhaften Tradition geworden: Lesen Sie also hier nach, was hinter diesem ungewöhnlichen Wettbewerb steckt.
Was ist ein “Crap Game"?
Unter einem "Crap Game" versteht man ein schlecht gestaltetes oder minderwertiges Computerspiel, das in Bezug auf Spielablauf, Grafik, Design, Sound und Gesamterscheinungsbild absichtlich schlecht gestaltet wurde. Aber im Gegensatz zu den kommerziell Spielen, die normalen Kritiken unterliegen und die alle mit den besten Absichten entwickelt wurden, wurde das Subgenre "Crap Game" in die Welt gerufen, um die bewusst Sensibilität der Spieler zu tangieren.
Die Kosten für das Spielen oder die Produktion des Spiels spielen dabei überhaupt keine Rolle: So finden Sie beispielsweise auf der Rangliste der kostenlosen Spielautomaten einige unglaublich gut gemachte Spiele. Aber die Absicht bei der Herstellung eines Crap-Spiels ist es, so kreativ, absurd und humorvoll wie möglich zu sein. Es ist auch eine Anspielung auf die ehemalige Einfachheit der Vergangenheit, als Computerspiele oft nicht mehr waren als flache 2D-Plattformen, auf denen es nicht viel mehr zu tun gab, als einfach nur das nächste Level zu erreichen.
Der "Crap Games"-Wettbewerb wurde aus dem Wunsch heraus geboren, den Charme eines schrecklichen Spiels wiederherzustellen. Inspiriert von einer Datenkassette mit unansehnlichen Spielen aus dem Jahr 1983 und einem bewussten Streich in einer beliebten Zeitschrift, begann der CGC 1996 als augenzwinkernde Antwort auf die sich schnell entwickelnde Spieleindustrie. Während sich die Spieler damals mit den immersiven Wundern der neuen PlayStation 1 vertraut machten, erinnerten sich die Organisatoren des CGC an eine Ära, die zu diesem Zeitpunkt längst vergangen schien.
Am Beginn dieses neuen Trends stand der besondere Charme des ZX Spectrum, eines Heimcomputersystems, im Mittelpunkt des Interesses, das trotz seiner im Vergleich zu modernen Geräten eingeschränkten Möglichkeiten einen noch immer wichtigen Platz in den Herzen vieler Menschen einnimmt.
Die Teilnehmer dieser neu gegründeten Organisation hatten ihre helle Freude daran, sich wahnsinnig minderwertige Spiele auszudenken, und ließen ihrer Kreativität freien Lauf, um die absichtlich schrecklichsten Spielerlebnisse zu kreieren.


Das Vermächtnis des Advanced Lawnmower Simulator
Ein Schlüsselmoment in der Geschichte des CGC war die Entwicklung des berüchtigten "Advanced Lawnmower Simulator" (ALS). Was als Aprilscherz auf den Seiten des Magazins Your Sinclair begann, entwickelte sich schnell zu einem ernstzunehmenden kulturellen Phänomen und löste die Entstehung einer Community aus, die sich der Entwicklung schrecklicher Spiele widmete.
Der ALS stellte auf humorvolle Weise alltägliche Aufgaben des Rasenmähens, begrenzte Mäheroptionen und lustiges Kundenfeedback dar. Das einfache Design des Spiels und die zufälligen "Tötungs"-Ereignisse verliehen einer alltäglichen Gartenbeschäftigung eine surrealistische Note - und gaben den Ton für den weiteren Wettbewerb vor. Es folgten zahllose Beiträge, die versuchten, die Essenz des kruden und witzigen Spieldesigns einzufangen.


Die Entwicklung von Crap Games und der allgegenwärtige Gemeinschaftsgeist
Im Laufe der Jahre ist der CGC mehr als nur ein Wettbewerb geworden; er hat sich zu einem Fest der Kameradschaft und der gemeinsamen Kreativität innerhalb der Spectrum-Gemeinschaft entwickelt.
Die Teilnehmer entwickeln die lächerlichsten Spielkonzepte mit bewusst fehlerhaften Spielmechanismen und Erzählungen. Der unbeschwerte Zusammenhalt dieser Community hat eine einzigartige und harmonische Atmosphäre geschaffen, in der das Absurde im Mittelpunkt steht. Es ist eine Hommage an das, was für das goldene Zeitalter der Spiele gehalten wird, als die begrenzte Technologie der Spielentwicklung enorme Beschränkungen auferlegte.
Aber was vielleicht noch wichtiger ist: Der Wettbewerb erinnert daran, dass selbst in der Welt der Spiele, in der das Streben nach Perfektion oft dominiert, ein besonderer Platz für das Unvollkommene, das Absurde und das Schreckliche existiert.
Eine vielversprechende Zukunft für den CGC
Die Spieltechnologie schreitet weiterhin rasant voran, aber je ausgefeilter die Spiele-Engines werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir uns auf das freuen, was uns die CGC bietet.
Der Mensch, und daher auch der Spieler, ist von Natur aus nostalgisch angehaucht, und so ist es nur natürlich, dass sich viele Spieler an die einfachere Zeit des zurückerinnern wollen. Es könnte auch eine Metapher dafür sein, wie wir alle auf die glücklichen Tage unserer Kindheit zurückblicken, frei von den Verpflichtungen, die den Erwachsenen auferlegt sind.
Jedes Jahr, und so auch 2024, ist der CGC ein Beweis für die zeitlose Freude am Spielen, bei dem die Spieler ihre Sorgen hinter sich lassen können - und sich so ganz nebenbei die schlimmsten Spielbeiträge ausdenken können.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

Kommentar schreiben