Anno 117: Pax Romana - Test/Review
Ave, gute Römer und… Naja, auch ihr Kelten, nehme ich an. Nicht weit von meinem Zuhause hat Entwickler Ubisoft Mainz mit Publisher Ubisoft das nächste Kapitel der Anno-Reihe aufgeschlagen, Anno 117: Pax Romana.
Von Lars Hack am 24.12.2025 - 03:46 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 5 Pro

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

17.11 2025

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

53,99 Euro

Media (13)

Ab nach Rom!


Ave, gute Römer und… Naja, auch ihr Kelten, nehme ich an. Nicht weit von meinem Zuhause hat Entwickler Ubisoft Mainz mit Publisher Ubisoft das nächste Kapitel der Anno-Reihe aufgeschlagen, Anno 117: Pax Romana. Um das Spiel zu würdigen, werde ich diesen Test also komplett in Latein schreiben und… Wie bitte, Christoph? Darf ich nicht? Na, okay… Dann schauen wir uns die fernen Länder Albion und Latinum eben im guten alten Deutsch an.

Wir tauschen Sonne gegen Sumpf


Anno bricht einen Trend, den eine ganze Menge Spiele dieses Jahr vorgelegt haben: es hat eine deutsche Synchronisation! Unser Abenteuer an den Küsten des römischen Reichs kommt mit bekannten Stimmen der deutschen Synchronsprecher-Landschaft daher, die von unserem eigens gewählten Charakter über den Kaiser bis zu römischen Soldaten mit reichlich Voicelines aufwarten. Wir selbst schlüpfen dafür übrigens in die Rolle des Kindes - wahlweise Sohn oder Tochter - des römischen Statthalters von Ägypten. Da unser Vater bereits hoch in der Gunst des Kaisers steht, ist es nun an uns zu beweisen, was unsere Familie drauf hat. Der perfekte Test steht auch schon bereit, denn unweit vor den Tore der ewigen Stadt liegt Latium, früher ein Tourismusziel der römischen Elite, bis zu jenem verhängnisvollen Vulkanausbruch. Nun bleiben nur noch Ruinen, die geradezu darauf warten, von einem aufstrebenden Stern am Statthalter-Himmel des Imperiums wieder in alten Glanz versetzt zu werden. Da der Aufbau nur einer Insel, trotz dem sonnigen Charme des Mittelmeers, etwas öde wäre, zieht es uns bald auch schon bis an die Grenzen des römischen Reichs, an die windumtosen Küsten des fernen Albion, das wir heute nur schnöde Groß-Britannien nennen. Eigentlich sollte auch hier die titelgebenden Pax gelten, der Friede über dem römischen Reich, in dem alle glücklich und sorgenfrei leben. Ein paar der keltischen Stämme haben sich inzwischen auch ganz glücklich den Legionen aus Italien unterworfen, aber ein kleines Dorf unbeugsamer Inselkelten wagt es noch immer, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Wer unter euch bereits in der Vergangenheit einen Anno-Titel gespielt hat, weiß, dass wir mit jeder Spielstunde mehr Verantwortung übertragen bekommen, bis wir schließlich unser eigenes Protektorat von Britannien bis Italien verwalten, in einer Welt, die scheinbar ausschließlich aus passend-großen Inseln zu bestehen scheint. Der Clou: In unserem Einflussgebiet stoßen dadurch Kulturen aufeinander, die sonst nicht viel gemein haben. Die sonnenverwöhnten Römer haben ihre ganz eigenen Bedürfnisse, Architektur und Art und Weise, die Dinge zu händeln. Im regenumtosten Albion dagegen bauen wir nicht nur auf festem Land, sondern auch auf sumpfigen Moorboden. Der Römer trägt die Tunika aus Wolle, der Kelte stapft mit Schuhen aus gesammeltem Schilf durch seine feuchte Heimat. Diese kulturellen Unterschiede spalten unsere Einwohner nicht nur auf dem Marktplatz, sondern stellen uns auch im Laufe der Kampagne vor unterschiedliche Herausforderungen.

Quo vadis, Statthalter?


Ob römische Villa oder torfgedecktes Hütchen, jeder scheint heutzutage eine Meinung darüber zu haben, wie wir unsere Aufgabe als Statthalter bewältigen sollen. Ohne euch spoilern zu wollen, kann ich euch verraten, dass ihr immer wieder Missionsziele bekommt, die unterschiedliche Herangehensweisen erlauben. Die römische Legion rät uns so zum Beispiel oft, mit dem Gleichschritt unserer Soldaten Herausforderungen zu lösen und nicht lange zu fackeln, wenn es um die Befriedung der römischen Grenze geht. Alternativ bieten sich aber auch diplomatische Maßnahmen an, wie das Erkunden neuer Inseln und damit verbundenen Sidequests, die uns näher zu einem friedlichen Ziel bringen. Wir müssen also oft entscheiden, wie wir unsere Abenteuer angehen. Mit dem keltischen Sumpf haben die Entwickler derweil eine neue Ebene in Sachen Inselbesiedelung eingerichtet! Denn unsere Gebäude können entweder nur auf dem Festland, auf dem Moor oder auf beiden gebaut werden. Inseln sind dafür aufgeteilt zwischen Festland und Moor. Wir müssen also geschickt mit unserem Platz umgehen und unsere Lieferwege planen, zumal viele Gebäude auch das umgebende Land verschlechtern. Zum Beispiel mögen es Bewohner nicht, neben der Schwerindustrie von Schmelzhütten zu leben, aber ab und an haben wir nicht viel Wahl, wenn wir zuvor nicht vorausschauend unsere Siedlung geplant haben. Außerdem können wir sowohl Kelten als auch Römer im Laufe des Spiels in den Siedlungen ansiedeln. Wie in Anno üblich, upgraden wir mit Behausungen auch die gesellschaftliche Schicht unsere Siedler. Werden die Kelten, die als Wanderer starten, dadurch zu Schmieden, können wir mit diesen neue Handwerksbetriebe bemannen (oder befrauen), um die Voraussetzungen zu schaffen, noch weiter aufzusteigen. Aber wir könnten unter den richtigen Voraussetzungen auch Römer in Albion anlocken, mit denen wir dann andere Industriezweige verfolgen. Ihr merkt also, es gibt einiges zu tun, langfristig zu planen und die großen Klüfte zwischen Rom und Albion zu überbrücken… egal ob wir die Kampagne spielen (solo oder im Coop) oder im freien Spiel im Sandkasten spielen.

Ein Pax, geschaffen für Einsteiger


Ich habe in diesem Test öfter darüber gesprochen, worauf ihr euch freuen könnt, wenn ihr schonmal einen Anno-Titel gespielt habt. Aber euch Neulinge der Reihe finden hier einen bequemen Einstieg in die City-Builder-Legende. Das Tutorial, eingebettet in die Story, wenn wir nach und nach neue Inseln besiedeln und die Eigenheiten von Römern und Kelten lernen, begleitet uns recht intuitiv und in gemächlichem Tempo - zugegeben, vielleicht etwas langsam für erfahrene Spieler, aber in den sauren Apfel kann man ruhig mal beißen. Denn rundherum baut Ubisoft Mainz ein Anno, das tatsächlich alles richtig macht. Das Handelssystem geht locker von der Hand, unsere Wirtschaftsketten entwickeln sich Schritt für Schritt bis zum inselreichen Imperium und selbst die kriegerischen Auseinandersetzungen setzen vielleicht keine strategischen Meilensteine, aber passen sich gut ins Gesamtgefüge, mit dem Fokus auf Handeln, ein. Nimmt man dazu die bereits erwähnte deutsche Synchronisation, die gut produziert ist, und ein optisches Gewand, das eine ausgewogene Mischung aus Ernst und lockerem Storytelling mit sich bringt, könnte man tatsächlich denken, dass alles perfekt ist. Allerdings, was ist in dieser Welt schon perfekt? Das große Manko an den britisch-italienischen Küsten erwartet uns im Multiplayer. Ein Hauptkaufgrund vieler Spieler bei Anno-Titeln schwächelt leider an Timeouts, Disconnects und ähnlichen Problemen, die das Spielgefühl trüben. Auch dürfte der Start in die Kampagne, mitsamt der Tutorials, für viele erfahrene Spieler sehr behäbig sein, vor allem, da vieles beim alten bleibt und die Änderungen zum neuen Titel recht intuitiv sind - lange Erklärungen und Tutorials werden da vermutlich nur absolute Neulinge im Städtebau-Genre brauchen.

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