Wie gut kann Videospiel Grafik werden?
Die grafische Darstellung von Videospielen ist ein Thema, über das zwischen Gamern gerne diskutiert wird.
Von Christoph Miklos am 25.06.2021 - 17:02 Uhr - Quelle: E-Mail

Fakten

Hersteller

Gamezoom.net

Release

Anfang 2000

Produkt

Gaming-Zubehör

Webseite

Grafik ist nicht alles
Die grafische Darstellung von Videospielen ist ein Thema, über das zwischen Gamern gerne diskutiert wird. Oft wird sich dabei die Frage gestellt, wie groß der Einfluss auf den dazugehörigen Spielspaß ist. Viele erachten nämlich die Story des Games als deutlich wichtiger und ordnen Spitzengrafik nur als schönen Zusatz ein. Das liegt zum einen daran, dass mittlerweile viele Titel großartiges Aussehen als höchste Priorität einstufen und andere Aspekte des Gameplays verloren gehen. Zum anderen ist häufig eine gewisse Portion Nostalgie mit von der Partie, wodurch auch bei Spielen „früher alles besser war“. Klar ist, dass rein durch die technologischen Einschränkungen von damals ein gewisser Standard an Auflösung und Darstellung nicht erreicht werden konnte. So fokussierte man sich automatisch mehr auf den Inhalt und die Geschichte der Spiele. Und wer in der jüngeren Vergangenheit die Chance hatte, eine der älteren Konsolen wie PlayStation 1 oder Xbox anzuschmeißen, wird schnell merken, dass man die Grafik doch eigentlich viel besser in Erinnerung hatte.
Noch heute beweisen einige Titel, dass Grafik nicht alles ist. Minecraft erschien 2011 und verkaufte seitdem über 200 Millionen Kopien – mehr als jedes andere Spiel weltweit. Dabei ist die Grafik mehr als grob. Doch es geht um das Abbauen von Rohstoffen, das Erkunden und das Fertigen von Gegenständen, was der Sache so viel Spaß verleiht. Undertale ist ein Rollenspiel, welches ursprünglich für den PC entwickelt wurde und ist trotz des Erscheinungsjahrs 2015 schlicht gehalten und mit nur wenigen Pixeln versehen. Die positiven Bewertungen sprechen allerdings für sich, weil es mit Gameplay und Handlung besticht. Auch die immer beliebter werdenden Browser-Games überzeugen eher mit Kurzweiligkeit als mit toller Darstellung. Ob Krunker.io, eine Runde im Online Casino oder MMORPGs wie RuneScape, simple Aufmachungen sind den Spielern kein Dorn im Auge.
Große Sprünge – vor allem damals
Doch während es noch heute Titel mit einfacher Visualisierung gibt, ist das Aussehen der Games über die Zeit weit gekommen. Bei den Anfängen waren es noch wenige Pixel, die das Gesamtspiel darstellten und beispielsweise Pong von Atari bestand schlichtweg aus zwei Linien und einem Ball. Die Entwicklung schritt jedoch so rasant voran, dass es bereits zu Beginn der 70er-Jahre Games in First-Person-Perspektive gab. Es folgten Verbesserungen in Bereich 2D und 3D, die eine weitläufigere Spielewelt erlaubten und neue Möglichkeiten für Entwickler und Gamer boten. Meilensteine gab es einige. So zum Beispiel Prince of Persia von 1989, was durch flüssigere Animationen und realistischere Bewegungsabläufe glänzte. Nur ein Jahr später war es das legendäre Super Mario World für SNES, welches mit tollen Effekten das Nonplusultra des Spielspaßes war. 1991 wurde es mit Zelda: A Link to The Past noch detailreicher, was Umgebung und Charakterdesign angeht.
Ultima Underworld sorgte Anfang der 90er mit 3D-Grafik inklusive Licht- und Schatteneffekten für Staunen und auch die Auflösung war – für damalige Verhältnisse – herausragend. 1994 setzte System Shock auf dem PC neue Maßstäbe mit der besten 3D-Engine die es damals bieten konnte. Das sorgte für einen neuen Standard an Immersion und Interaktion, welcher ein neues Zeitalter der Game-Atmosphäre einläutete. Ende des gleichen Jahres erschien die PS1 in Japan und ein Jahr darauf auch in Europa und Amerika. In dieser Ära kamen Klassiker wie Tomb Raider auf den Markt, die weitere Innovationen im 3D-Bereich mitbrachten und dafür sorgten, dass der Spieler größere Welten in 3. Person erkunden konnte.
Spiele, die schon immer durch ihre grafische Exzellenz glänzten, waren Rennsimulationen. Gran Turismo war hier einer der Pioniere und überzeugte mit Kantenglättung, neuen Texturen und einem ruckelfreien Ablauf des Spiels. Bis heute sind Rennspiele grafisch mit die besten Titel auf dem Markt. Einige Screenshots der aktuellen Next-Gen-Spiele kann man durchaus mit echten Fotos verwechseln, so realitätsnah sind Licht, Schatten, Spiegelungen und Detailgenauigkeit. 1998 erregte die Engine des PC-Spiels Half Life Aufmerksamkeit, die lebensnahe Animationen und verbesserte Zwischensequenzen einbaute. Bis heute gilt das Spiel als einer der einflussreichsten Shooter alle Zeiten.
Mit der Zeit wurde die Grafik in allen Punkten verbessert, auch wenn die Grundsteine bereits damals gelegt wurden. Höhere Bildraten, schärfere Auflösung, echtere Animationen, das alles trug zu einem Spielerlebnis bei, das sich der Realität immer mehr annäherte – zumindest gefühlt. So wurden Mitte der 2000er Gesichtsmuskeln simuliert, um Charakteren mehr Emotionen zu geben. Die fiktiven Welten wurden gigantisch und ließen sich über Wochen hinweg erkunden. Es war die Ära des atmosphärischen Gamens, die Fantasie-Universen und postapokalyptische Welten eine neue Tiefe gab.
Wohin geht es?
Die Gaming-PCs von heute sind, genau wie PlayStation 5 oder Xbox Series X, in der Lage auch die anspruchsvollsten Spiele flüssig, hochdetailliert und unglaublich realitätsnah darzustellen. Doch wohin kann die Reise noch gehen? Gibt es in Zukunft fotorealistische Darstellung in Videospielen, die vergleichbar mit Filmen ist? Gibt es ein Limit? Eine Besonderheit ist, dass selbst die größten grafischen Durchbrüche der heutigen Zeit nur einen kleinen Einfluss auf die Darstellung des Spiels haben. Unsere Technik ist seit ihren Anfängen so stark fortgeschritten, dass es um minimale Details geht, die Gaming realistischer machen, eventuell auf den ersten Blick jedoch kaum ersichtlich sind.
Strauss Zelnick ist CEO von Take-Two, einer Spielefirma, zu der auch das GTA-Studio Rockstar Games gehört. Er geht davon aus, dass fotorealistische Grafik oder zumindest enorm hoher Realismus in rund zehn Jahren durchaus möglich seien. Einige der aktuellsten Games machen deutlich, wie echt Spiele schon jetzt wirken können. Emotionen sind allein durch die Mimik der Charaktere erkennbar und einige Zwischensequenzen sind nahezu perfekt dargestellt. Doch zum einen werden riesige Mengen an Ressourcen benötigt und ein interaktives Medium stellt eine größere Herausforderung als animierte Filme dar. Zum anderen stellt sich die Frage, ob Fotorealismus überhaupt das Ziel der Branche werden sollte. Immerhin geht es noch immer um den Spielspaß, auf den die Grafik unterm Strich nicht allein den größten Einfluss hat.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN <3), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne alte Star Trek Serien.

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