Wann wird Europa Glücksspieler von Kreditkartenzahlungen ausschließen?
Online Casinos erfreuen sich bei Spielern wachsender Beliebtheit.
Von Christoph Miklos am 10.03.2021 - 14:59 Uhr - Quelle: E-Mail

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Anfang 2000

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Online Casinos erfreuen sich bei Spielern wachsender Beliebtheit. Den Regierungen gefällt dies nicht in jeder Hinsicht. Da Kontrollversuche über den weltweiten Casinomarkt bislang weitgehend gescheitert sind, nehmen verschiedene Staaten nun Kreditkarten als möglichen Ansatzpunkt in den Blick.

Wie werden wir in ein paar Jahren in Online Casinos einzahlen?


Deutschland
In Deutschland tritt am 1.7.2021 der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft. Dann können Casinos mit Lizenzen der deutschen Bundesländer operieren. Aktuell läuft eine Übergangsfrist. Generell sind auf dem deutschen Markt viele international lizenzierte Casinos aktiv. Die deutsche Regierung vertritt den Standpunkt, dass auch Casinos mit einer Lizenz aus einem anderen EU Mitgliedstaat in Deutschland nicht tätig sein dürfen. Dies verstößt zwar gegen die EU-weite Niederlassungsfreiheit für Unternehmen, wurde von der Rechtsprechung jedoch nicht eindeutig geregelt.
Um ausländische Anbieter aus dem Markt zu drängen, hatte die Regierung die Kreditkartengesellschaften Visa und MasterCard dazu gedrängt, Zahlungen in Onlinecasinos nicht mehr zuzulassen. Hier ist nicht der Standort des Casinos, sondern der Wohnsitz des Kartennutzers entscheidend. Deutsche Kreditkartenbesitzer können in den meisten Onlinecasinos deshalb nicht mehr mit ihrer Karte einzahlen. Bereits 2019 hatte der Bezahldienst PayPal seinen Rückzug aus dem deutschen Casinomarkt auf Druck von Politik und Rechtsprechung erklärt.
Casinokunden aus Deutschland können allerdings eine Vielzahl anderer Methoden nutzen. Dazu gehören neben klassischen Banküberweisungen auch Sofortüberweisungen sowie verschiedene E Wallets wie Skrill oder Neteller. So akzeptiert etwa das bei deutschen Spielern beliebte Crazy Fox Casino auch Klarna, Trustly, Ecopayz und Astropay.
Aktuell sind noch viele Fragen in Bezug auf die neue Regulierung offen. Klar ist, dass es Einzahlungslimits und Einsatzlimits geben wird. So sollen die meisten Spieler über alle künftig in Deutschland lizenzierten Anbieter hinweg nicht mehr als 1000 EUR pro Monat einzahlen dürfen. Der Maximaleinsatz bei Spielautomaten (Slots) soll demnach auf 1 Euro begrenzt werden. Im Gespräch ist auch eine Steuer auf Spielautomaten, Poker und Co. Bis zu 8 % haben die Finanzministerien verschiedener Bundesländer vorgeschlagen. Experten fürchten hier jedoch einen Fehlanreiz, der die geplante Kanalisierung des Online Glücksspiels in lizenzierte Wege ebenso konterkariert wie die gewünschten Mehreinnahmen für die öffentliche Hand.
Der Hintergrund: Die Bruttospielerträge im regulierten Glücksspielmarkt liefen sich zuletzt auf gut 11 Milliarden EUR. Dafür entfällt ein Großteil auf die staatlichen Lotterien. Mehr als 2,2 Milliarden EUR Bruttospielerträge wurde im nicht regulierten deutschen Glücksspielmarkt registriert. Die Tendenz: Stark wachsend. Ein Großteil dieser Erträge entfällt auf Online Casinos. Im nicht regulierten Markt verdient der deutsche Staat nicht mit – und will dies nun durch die neue Lizenzierung ändern.
Irland
Die staatliche irische Lotterie hat entschieden, Kreditkartenzahlungen für seine Lottospiele auszuschließen. Seit dem 4. Februar können Neukunden keine neuen Kundenkonten mit einer Kreditkarte verbinden. Bestandskunden können bereits hinterlegte Kreditkarten jedoch weiterhin nutzen. Diese Kunden müssen in nächster Zeit allerdings einige Änderungen durchführen. Der Ausschluss von Kartenzahlungen steht im Zusammenhang mit einem Programm zur Stärkung des verantwortungsbewussten Spielens. Die Verantwortlichen wollen Konsumenten stärker verdeutlichen, welche Gefahren unbewusstes Spielen bedeuten könne.
Mittelfristig will die Lotterie nur noch Prepaid Debitkarten und andere Debitkarten akzeptieren. Dies könne nach Ansicht der Verantwortlichen Spieler am besten vor zu hohen Ausgaben im Glücksspielbereich schützen.
Manche Details sind unklar. So ist es zum Beispiel möglich, Prepaid Kreditkarten bestimmter Dienste in Echtzeit mit gewöhnlichen Kreditkarten aufzuladen. Theoretisch könnten Spieler ihre bei der Lotterie nun nicht mehr akzeptierte Kreditkarte für eine Aufladung einer Prepaid Kreditkarte nutzen und mit dieser dann bei der Lotterie bezahlen. Allerdings legen manche Zahlungsdienste wie zum Beispiel Skrill mitunter fest, dass mittels Kreditkarte getätigte Aufladungen nicht für Glücksspiele verwendet werden können.
Vereinigtes Königreich
Auch in Großbritannien gibt es entsprechende Entwicklungen. So hat die britische Glücksspielaufsichtsbehörde (UK Gambling Commission, UKGC) Betreiber angehalten, ihren Kunden Einzahlungen mit E-Wallets, die Glücksspiele mit Kreditkartenzahlungen zulassen, nicht mehr zu erlauben. Direkte Einzahlungen mit Kreditkarte sind schon länger nicht mehr möglich.
Der Behörde geht es darum, dass Spieler ihre Spielkonten bei Onlinecasinos nicht mehr über Kreditkarten aufladen können. Dienste, die Einzahlungen mit Kreditkarten für Zahlungen in Onlinecasinos sperren, können somit weiterhin genutzt werden. Mit diesen Diensten können Spieler jedoch ihre Kreditkarte (und auch den damit verbundenen Kreditrahmen) nicht nutzen. Die Behörde hatte bereits zuvor gewarnt, dass manche E-Wallets zur Umgehung von Kreditkartensperren im Glücksspielbereich genutzt würden.
Die Casinos müssen ihren Kunden somit mehr Flexibilität bei Zahlungsmethoden abverlangen. Mittlerweile ist es mit entsprechenden Diensten sogar möglich, Bargeld im Online Casino einzuzahlen. Einige Zahlungsdienste ermöglichen solche Transaktionen. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass die Aufsichtsbehörden sämtliche Trends in Bereich der Zahlungsdienste genau monitoren und bei anwachsenden Zahlungen über bestimmte Dienste entsprechend eingreifen.
Spanien
Auch in Spanien bahnt sich ein Verbot von Kreditkartenzahlungen in Onlinecasinos an. Bereits Anfang 2020 war ein solches Verbot von der Verbraucherschutzbehörde vorgeschlagen worden. Damit sollten bereits beschlossene Restriktionen noch einmal verschärft werden. Die Verbraucherschützer sehen im Verbot von Kreditkarten ein wirksames Instrument gegen Glücksspiel, dass durch die Behörde als ein in den letzten Jahren wachsendes Problem insbesondere für junge und heranwachsende Menschen betrachtet wird.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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