Seven: The Days Long Gone - Test/Review
Antike, nur halb verstandene Technik? Bunte Reklameschilder? Monster, religiöse Orden und eine ganze Menge Schleicherei? Wir sind dabei!
Von Lars Hack am 04.12.2017 - 14:10 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

IMGN.PRO

Entwickler

IMGN.PRO

Release

01.12 2017

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

26,99 Euro

Media (10)

Thief meets Cyberpunk

Antike, nur halb verstandene Technik? Bunte Reklameschilder? Monster, religiöse Orden und eine ganze Menge Schleicherei? Wir sind dabei! Die Damen und Herren von Fool's Theory bescheren uns „Seven: The Days Long Gone“, ein isometrisches Cyberpunk-RPG für den PC. Und Cyberpunk-Settings lassen doch alle Herzen höher schlagen!
Die Zivilisation ist tot, lang lebe die Zivilisation
Welche Cyberpunkwelt kommt schon ohne ein düsteres Setting aus? In Seven liegt die Voraussetzung für dieses eigentlich schon eine ganze Weile zurück. Im Krieg mit Dämonen genannten Maschinen wurde die Zivilisiation der Altvorderen, hochtechnisierte Menschen, zu Staub zermahlen. Zwischen den Ruinen von riesigen Städten und in verwüsteten Landschaften sammelten sich die Menschen in Stämmen, bis ein Mann sie vereinte: Drugun, unter dessen Herrschaft sich die Menschheit langsam wieder von der Beinahe-Auslöschung erhohlt, ruft kurzerhand das Imperium aus und lässt sich fortan als Erretter der Menschheit gottgleich verehren. Wir sind eigentlich nur ein kleines Rad im Reich der Menschen. Gestatten, Teriel, unsere Zeichens Meisterdieb. In den von Neonreklame erleuchteten Häuserschluchten unserer Heimatstadt planen wir einen ganz großen Coup... Der dann auch ganz groß schief geht. Statt mit unserer Beute siegreich zurückzukehren, wachen wir auf einem Luftschiff zur Gefängnisinsel Peh auf. Zum Glück sind wir nicht allein! Denn jetzt ist Teriel auch noch von einem Dämon besessen. Angeblich ist der aber unser Freund, im Auftrag des Kaisers (mit uns) unterwegs und unser einziger Weg wieder von Peh runter. Nachdem wir anlegen, wird es Zeit, dem Kaiser zu geben, was der Kaiser will. Oder etwa doch nicht...?
Die Mischung macht's
Seven ist geprägt von den vielen Ebenen, aus denen die Spieltwelt besteht. In isometrischer Draufsicht steuern wir Teriel durch Dörfer, Städte, Ruinen und durch die Wildnis, klettern an Hauswänden, Dächern, Catwalks, Klippen, Leitern... kurzum, wir klettern an allem hoch, was auch nur annährend erklimmbar ist. Was sind schon Straßensperren und Klippen für einen akrobatischen Meisterdieb? Tatsächlich haben wir relativ große Freiheit dabei, wie wir die Welt erkunden. Da wir das Schnellreisen erst spät und Stück für Stück freischalten, laufen wir recht lang und oft durch die Welt. So schlimm ist das nicht, belohnt uns Seven doch gelegentlich mit wunderbaren Aussichten und unterhaltsamen Kletterpartien. Allerdings wären wir kein Meisterdieb, wenn nicht etwas anderes im Vordergrund stehen würde: Schleichen! Egal ob wir hoch über den Köpfen von Wachen entlang balancieren, von Deckung zu Deckung huschen oder uns eine Uniform des Feindes besorgen und so mitten unter ihm wandeln, Missionen fallen ungesehen wesentlich leichter. Natürlich können wir immer noch wie der Terminator durch die Welt schreiten und uns mit allerlei Waffen und Rüstungen Gehör in der Welt verschaffen. Um uns unseren eigenen Spielstil zu ermöglichen, finden wir in der ganzen Welt Fähigkeitschips. Diese handlichen Upgrades können wir in unsere bionischen Teile einsetzen und wiederum verbessern, um zum Beispiel einen kleinen Speedboost durchzuführen oder für einige Augenblicke unsichtbar zu werden. Wenn wir derart gerüstet durch eine von einem gottgleichen Herrscher gelenkte Cyberpunkwelt schleichen, fühlt sich Seven wie die Kollision zwischen Warhammer, Deus Ex und Thief an. Ein wirklich guter Eindruck bisher! Bisher.
Spielerische Unhandlichkeiten... Aber gute Musik!
Dass es für Seven keine deutsche Synchronisation gibt, sehen wir dem kleinen, polnischen Indiestudio nach. Trotzdem hat Seven hier und da noch Verbesserungsbedarf. Das fängt bei den recht unhandlich zu bedienenden Inventar- und Ausrüstungsfenstern an. Bis man ein komplettes Rüstungsset ausgetauscht hat, vergehen gefühlt tausend Klicks. Auch das Ebenensystem, das die Erkundung der Welt so interessant macht, kann dem Spieler verteufelt oft im Weg stehen. Wenn plötzlich Ebenen nicht richtig aus- und eingeblendet werden oder man gegen Wände läuft, weil man die Szene durch eine ganze Reihe anderer Ebenen hindurch betrachtet, ist das schlicht frustrierend. Deswegen am Ende ertappt und in Kämpfe verwickelt zu werden nicht minder. Wir hatten großartige Verfolgungsjagden durch Gassen und über Häuserdächer und die meiste Zeit hat all das Klettern auch wirklich gut geklappt. Trotzdem gab es dann aber eben auch die Momente, wenn unsere Spielfigur partout nicht nach der nächsten Kante greifen wollte und wir dank des empfindlichen Fallschadens ein frühes Ende fanden. Das Crafting wirkt eher uninspiriert. Nachdem wir alles Mögliche geklaut haben, zerlegen wir es an Werkbänken um Rohstoffe zu erhalten, nur um zu bemerken, dass wir für so manches Rezept auch die eben zerlegten Güter gebraucht hätten. Aber für jede Schwäche hat Seven andere Vorzüge. Der Soundtrack, zu der auch Youtuber Miracle of Sound beitrug, die pfiffigen Dialoge und eine comichafte, aber trotzdem düstere Optik bescheren Seven eine dichte Atmosphäre.

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