L.A. Noire (PC) - Test/Review
Mit einer schlappen „Verspätung“ von knapp sechs Monaten veröffentlicht Publisher Rockstar Games nun -endlich- die PC-Version von L.A. Noire.
Von Christoph Miklos am 19.11.2011 - 12:40 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Rockstar Games

Entwickler

Team Bondi

Release

11.11 2011

Genre

Action

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Media (50)

Jetzt auch für PC

Mit einer schlappen „Verspätung“ von knapp sechs Monaten veröffentlicht Publisher Rockstar Games nun -endlich- die PC-Version von L.A. Noire. Die Entwickler versprechen eine hübschere Optik (inkl. 3D-Option) und optimierte Steuerung für Maus und Tastatur. Darüber hinaus profitieren Käufer der sogenannten „Complete Edition“ von sämtlichen, bisher erschienen DLCs.
Die Hintergrundgeschichte
L.A. Noire spielt im Los Angeles des Jahres 1947. Ihr schlüpft in die Rolle von Cole Phelps und müsst als Cop des LAPD 21 Fälle aufklären, unter anderem im Morddezernat, bei der Sitte und bei der Brandermittlung. Ihr ermittelt am Tatort, führt Verhöre, besprecht euch mit eurem Kollegen. Die Ermittlungsarbeit wird regelmäßig von Actionsequenzen wie Schießereien, Schlägereien oder Verfolgungsjagden aufgelockert. Garniert wird das Ganze mit Dialogen, Filmsequenzen und Handlungssträngen, die euch das Leben Ende der 1940er-Jahre näher bringen.
L.A.
Für eine Extraportion Atmosphäre sorgt das mit viel Liebe zum Detail designte Los Angeles der 1940er Jahre. Schaufenster, Obst- oder Zeitungsstände bestehen nicht einfach aus einer Textur, sondern sind mit vielen Objekten versehen. Klamotten, Fahrzeuge, Straßenbild, alles wirkt originalgetreu. Natürlich wird man auch das eine oder andere bekannte Wahrzeichen im Spiel wiederfinden. Sonst hat die offene Welt nicht viel zu bieten - gerade im Vergleich mit GTA IV. Herumschießen ist außerhalb eines Falls, in dem es erlaubt ist, genauso wenig möglich, wie in Geschäfte zu spazieren oder sich am Straßeneck ein Heißgetränk oder eine Zeitung zu kaufen. Immerhin gibt es einiges zu sammeln in Los Angeles: Erfolge gibt es beispielsweise, wenn ihr alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert habt, alle Autos einmal gefahren seid und alle Zeitungen und Filmrollen an den Tatorten gefunden habt. Wer frei durch die Stadt fährt kann sich außerdem an den Straßenfällen versuchen: Die haben nichts mit den Story-Fällen zu tun und sind auch deutlich kürzer. Lockern das Geschehen aber trotzdem auf, da sie meist mit Action-Sequenzen wie Verfolgungsjagden oder Schießereien verknüpft sind.
Wie ein guter Krimi
L.A. Noire ist wie eine TV-Serie aufgebaut. Es gibt Hauptcharaktere, die uns durchs gesamte Spiel begleiten, aber auch viele Personen, die nur in einer Folge bzw. bei einem Fall auftauchen. Die Dialoge suchen dabei ihresgleichen. Kollegen stehen Cole Phelps, der im Zweiten Weltkrieg eine Tapferkeitsmedaille bekommen hat, anfangs distanziert bis feindselig gegenüber, doch nach und nach schimmert die wahre Persönlichkeit durch. Rassentrennung, Ehebruch und Moralvorstellungen werden ebenso thematisiert wie Cole Phelps' Privatleben.
Alltag
Fast alle Aufträge starten im Polizeirevier. Von da aus geht es dann mit dem Auto zum Tatort - ähnlich wie in GTA zeigt eine Markierung auf der Minikarte den Zielort an. Dort angekommen werdet ihr von den anwesenden Uniformierten erstmal auf den neuesten Stand gebracht und macht euch dann selbst ein Bild: Ihr sucht die Leiche nach Hinweisen ab und befragt anwesende Leuten oder klingelt bei den Nachbarn. Die Leiche (falls vorhanden) und die Umgebung nach Hinweisen absuchen und anwesende Zeugen und gegebenenfalls Nachbarn befragen. Sprecht ihr mit potentiellen Zeugen, öffnet Phelps sein Notizbuch, in dem er sowohl Fragen, als auch alle bisher gesammelten Hinweise notiert hat. Hier kommt die Motionscan-Technik zum Einsatz: Hat der Befragte eure Frage beantwortet, beobachtet ihr sein Gesicht, um herauszufinden, ob er Dinge verschweigt oder euch eiskalt ins Gesicht lügt. Fühlt sich der Befragte unwohl, zuckt er mit den Wimpern oder wandert mit den Augen umher. Die Nervosität merkt man den meisten Schwindlern sofort an. Phelps hat nun die Möglichkeit, eine Aussage als Wahr zu beurteilen oder sie zu hinterfragen. Wenn ihr einen Zeugen der Lüge bezichtigt, solltet ihr im Hinweiskatalog auch einen Beweis dafür haben. Habt ihr den nicht oder beurteilt die Aussagen eines Zeugen falsch, ist schnell Schluss mit dem Gespräch und der Befragte ist eingeschnappt. So kann ein Verhör gleich mehrere Verläufe haben. Das wirkt sich auch auf die Lösung des Falls
aus, da ihr die benötigten Informationen woanders auftreiben müsst. Der Ausgang eines Falls ist aber immer derselbe, egal wie die Verhöre verlaufen. Den erlangten Hinweisen geht ihr nun Stück für Stück nach: Ihr fahrt von Adresse zu Adresse, um Verwandte oder andere Personen zu befragen. Oft kristallisieren sich dabei gleich mehrere potentielle Täter heraus. Die Krönung der meisten Fälle sind natürlich die dramatisch inszenierten Kreuzverhöre, in deren Verlauf ihr den Bösewicht überführt.
Echte Fälle
Für die Fälle in L.A. Noire haben die Macher die Zeitungen der Region in und um Los Angeles der 40er-Jahre nach spannenden Geschichten durchforstet. Ein Großteil der spielbaren Fälle beruht auf echten Ereignissen. Der Lippenstift-Mord beispielsweise basiert auf einem Verbrechen von 1947, als eine 45 Jahre alte Militärkrankenschwester nackt und totgeschlagen aufgefunden wurde. Der Mord geschah auch in Wirklichkeit kurze Zeit nach einem ähnlichen Fall, dem bekannten Black-Dahlia-Mord.
Großer Aufwand
Rund 400 Schauspieler und Statisten haben die Macher für das Spiel gefilmt und eingescannt. Diese laufen entweder in der Stadt herum oder begegnen euch als einer der Haupt- und Nebendarsteller. Neben Aaron Staton, der Phelps verkörpert sind die meisten Statisten allerdings eher Laien in Sachen Schauspielerei. Allerdings finden sich mit Sean McGowan, Ned Vaughn, Michael McGrady und Andrew Connolly dann doch ein paar prominente Vertreter darunter, die dem ein oder anderen vielleicht aus Serien oder Filmen bekannt sein dürften. Ebenfalls sehr positiv: die Vertonung ist exzellent. Auch weiß die Hintergrundmusik stets zu gefallen. Schade nur, dass es -typisch Rockstar Games- nur einen deutschen Untertitel gibt.
Die Schwächen
L.A. Noire bietet zwar eine sehr gute Atmosphäre, leidet aber an einigen Kritikpunkten. Da wäre zum Beispiel der nicht vorhandene Anspruch beim Aufspüren von Beweismaterial. Sobald man sich einem vermeintlichen Gegenstand nährt, erklingt eine Pianonote und das Gamepad beginnt zu vibrieren. Viel simpler hätte man es kaum machen können. Ebenfalls wenig begeistert waren wir von den technischen Mängeln von L.A. Noire. Nervige Slowdowns, Detail-Popups und Kantenflimmern sind wir von anderen Rockstar Games Projekten nicht gewohnt. Auch finden wir es sehr schade, dass die große Spielwelt lediglich als „Hingucker“ dient. Abseits der spannenden Aufträge gibt es in Los Angeles nichts zu erleben - mal abgesehen von den weniger spektakulären Nebenmissionen à la „Verfolge Räuber X“ durch die verwinkelten Strassen.
PC-typisch
Große Unterschiede zwischen PC- und Konsolen-Umsetzung konnten wir ad-hoc nicht feststellen. Zwar wirkt das Geschehen in hohen PC-Auflösungen schärfer und einige Texturen nicht ganz so verwaschen wie in den Konsolenversionen. Technisch mithalten kann L.A. Noire mit aktuellen Referenztiteln trotzdem nicht. Dafür enthält die PC-Version bereits alle optionalen Konsolen-DLC-Fälle sowie sämtliche Bonus-Waffen und -Anzüge. Die Bedienung über Maus und Tastatur funktioniert hervorragend. Lediglich das fehlende Vibrieren des Gamepads, sobald man in der Nähe eines Hinweises ist könnte etwas stören.

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